DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2015 - page 11

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10|2015
und ergänzend zu bauen. Dabei geht es nicht nur
darum, mehr Wohnfläche zu schaffen, sondern
auch darum, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.
Ein Beispiel dafür ist die Nachrüstung mit Aufzü-
gen: Bei einem 3-Geschosser ist der Anbau eines
Aufzugs nicht wirtschaftlich, bei mehr Geschossen
aber sieht das schon anders aus. Deshalb ist Nach-
verdichtung auch für unsere Genossenschaft ein
Thema, obwohl Hoyerswerda eine schrumpfende
Stadt ist. Wir schließen in der Altstadt Lücken und
schaffen so neueWohnqualitäten. Dafür brauchen
wir von der Industrie passende Angebote und
überzeugende technische Lösungen.
Thomas Wilken:
Für uns steht die Frage im Vor-
dergrund, wie wir es schaffen, den Gebäudebe-
stand durch erneuerbare Energien nachhaltig zu
versorgen. Neubauten auf der grünenWiese so zu
planen und eine ausgeglichene Energiebilanz zu
erzielen, ist relativ trivial. Die größere Herausfor-
derung liegt im Bestand. Und da bietet die Nach-
verdichtung die Chance, den Ausbau der oberen
Geschosse dazu zu nutzen, die gesamte Immobilie
anzufassen. Denn für das Gelingen der Energie-
wende ist es nötig, die vorhandenen Infrastruk-
turen zu nutzen und diese an die erneuerbaren
Energien zu koppeln.
Dr. Sebastian Dresse:
Aus der Sicht von Velux
ist das Thema Nachverdichtung spannend, weil
es uns die tolle Möglichkeit gibt, an attraktiven
Bauplätzen unsere Produkte einzusetzen. Insbe-
sondere können wir so das Thema Wohnkomfort,
für das wir stehen – also Tageslicht und frische
Luft –, auch in innerstädtischen Lagen umsetzen.
Dabei kämpfenwir für das Schrägdach, das gerade
in der Nachverdichtung etwas in Vergessenheit
geraten ist, obwohl es viele Vorteile hat und hohen
Wohnkomfort bietet.
Marko Schneider:
Für uns als Ingenieurbüro, das
sich mit der Energieeffizienz beschäftigt, ist die
Nachverdichtung natürlich ein sehr spannendes
Thema, da es uns dieMöglichkeit bietet, Bestands-
gebäude anzufassen und z. B. eine neue Anlagen-
technik einzubauen.
Axel Gedaschko:
Vielen Dank für die erste Runde.
Wenn wir über ergänzende Bebauung sprechen,
dann redenwir ja in vielen Fällen auch über Stadt-
reparatur. Deshalb an Sie, Herr Fietzek, die Frage:
Wo sehen Sie in Bezug auf die Ergänzungsmöglich-
keiten die größten Chancen?
Axel Fietzek:
Die Chancen sind in den einzelnen
Städten sehr unterschiedlich und hängen auch von
der Infrastruktur und der Energieversorgung ab. In
unserem letzten Projekt konnten wir z. B. die
Quelle: T. George, Berlin
„Ergänzendes Bauen bedeutet nicht
zwangsläufig, in die Höhe zu bauen.“
Thomas Wilken
THOMAS WILKEN
Thomas Wilken
ist Dipl.-Ing. und
stellvertretender
Leiter des Instituts
für Gebäude- und
Solartechnik
an der Techni-
schen Universität
Braunschweig. Der
Architekt sitzt außerdem u. a. im Vorstand
des Kompetenznetzwerks Aktivplus e. V.,
das das Ziel verfolgt, einen zukunftsfähigen
Energiestandard für Gebäude und Quartiere
zu etablieren.
MARKO SCHNEIDER
Marko Schneider
ist Dipl.-Ing. (BA).
Er ist Bauingenieur
und Energiebera-
ter mit eigenem
Planungsbüro in
Zehdenick und
Berlin. Außerdem
wirkt er u. a. als
Prüfsachverständiger für energetische Ge-
bäudeplanung der Brandenburgischen Inge-
nieurkammer sowie als Vorstandsvorsitzen-
der des Landesfachverbandes der Bau- und
Energieberater Berlin-Brandenburg.
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