DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2015 - page 58

ENERGIE UND TECHNIK
56
12|2015
Barrierereduzierte Musterwohnung
Pfiffig und ästhetisch
„Die Menschen sollen sich vom Schaukelpferd bis zum Schaukelstuhl in unseren Wohnungen wohlfühlen
können, und dafür müssen wir etwas tun!“ Das war – so Ernst Merkel, Vorstand der GAG Ludwigshafen – der
Impuls für eine umfassende Strategie zum Umgang mit dem demografischen Wandel in seinem Unternehmen.
Der vorhandene Wohnungsbestand der GAG Lud-
wigshafen am Rhein Aktiengesellschaft für Woh-
nungs-, Gewerbe- und Städtebau (GAG Ludwigs-
hafen) ist – wie in vielen anderen Unternehmen
auch – zur Erstellungszeit zu großen Teilen so
gebaut worden, dass er nach heutigen Gesichts-
punkten Barrieren aufweist. Selbst wenn künftig
alle Neubauten von vornherein barrierefrei kon-
zipiert werden, können diese nur eine sinnvolle
Ergänzung darstellen, mengenmäßig aber nicht
den Bedarf in den kommenden Jahren decken.
Für die ca. 13.000Wohnungen des Unternehmens
wurde daher in einem soeben veröffentlichten
Handbuch „Barrierereduzierung im Bestand“
1
formuliert, wie künftig bei anstehenden Reno-
vierungen und Umbauten im Bestand sukzessive
Barrieren abgebaut werden können.
Alle Absichtserklärungen und schriftlichen
Handlungsanweisungen sind jedoch besser
nachvollziehbar, wenn sie in der Praxis getestet
und ausprobiert werden können. Deshalb wurde
außerdem eine Bestandswohnung als barriere-
reduzierte Musterwohnung hergerichtet, in der
Prof. Dr. Susanne Edinger
Stadtplanerin
SRH Hochschule Heidelberg
Welche Strategie verfolgt die GAG Ludwigs-
hafen hinsichtlich des demografischen
Wandels?
Die GAG Ludwigshafen unterscheidet hier zwi-
schen zwei verschiedenen Fällen. Bei Neubaupro-
jekten gilt für uns die DIN 18040-2 zur Barriere-
freiheit als Orientierungshilfe – insbesondere was
die barrierefreie Zugänglichkeit angeht.
Bei unseren Bestandswohnungen lässt sich diese
DIN-Norm allerdings nicht überall umsetzen. Hier
versuchen wir, bei jedem Modernisierungs- oder
Umbauprojekt barrierereduzierende Maßnahmen
durchzuführen. Damit sich die Leute ein Bild von
den Möglichkeiten beim Umbau von Bestands-
wohnungen machen können, haben wir hierzu
außerdem eine spezielle Musterwohnung her-
gerichtet.
Die drei wichtigsten Aspekte sind dabei meistens
Verbesserungen im Bad, ein barrierefreier oder
möglichst barrierereduzierter Hauszugang und
ein barrierefreier Zugang zumBalkon. Gerade bei
älteren Bestandsgebäuden muss die Machbarkeit
aber oft individuell geprüft werden. Dies war einer
der Gründe, dieses Handbuch zu entwickeln.
Wie kamen Sie auf die Idee, solch ein Hand-
buch zu erstellen?
In einemersten Schritt wurden unsereMitarbeiter
in dieser Richtung fachlich geschult. Aus den In-
halten dieser Schulungen erstellten wir zunächst
Interview mit Ernst Merkel
„Eine Checkliste als Arbeitsgrundlage“
Aufgrund des demografischen Wandels und des damit zusammenhängenden
Anforderungsprofils an die eigene Wohnung setzte sich die GAG schon früh mit
dem Thema Barrierefreiheit auseinander. Der Vorstand der GAG Ludwigshafen
erklärt, wie die Bestände an den Wandel angepasst werden müssen und warum
die GAG ein Handbuch erstellen ließ.
1...,48,49,50,51,52,53,54,55,56,57 59,60,61,62,63,64,65,66,67,68,...92
Powered by FlippingBook