ENERGIE UND TECHNIK
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12|2015
• Einzelperson mit Betreuungsperson, die in der
gleichen Wohnung lebt und das zweite Zimmer
als Schlafzimmer und privaten Rückzugsraum
nutzt.
Die Wohnung selbst wies jedoch trotz eines ver-
gleichsweise großzügigen Grundrisses zahlreiche
Barrieren auf. Die Eingangstür war zu schmal. Die
Breiten aller anderen Türen lagen an der Unter-
grenze. Der Flur war nicht natürlich belichtet. Es
gab keinen separaten Abstellraum. Das Bad war
zwar mit 7 m
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recht groß, aber dunkel und nicht
barrierefrei: Die Sanitärobjekte lagen so ungüns-
tig, sodass die Bewegungsflächen nicht ausreich-
ten. Außerdemgab es nur eine Badewanne. Die Kü-
che war zu klein, die Bewegungsflächen erwiesen
sich als bei weitemnicht ausreichend. Der Weg von
der Küche zum Esstisch war durch die Zwischen-
wand eng und umständlich. Die Loggia konnte nur
durch eine sehr schmale Tür mit Schwelle erreicht
werden, war also mit einem Rollstuhl oder einem
Rollator nicht zugänglich.
Maßnahmen
Mit wenigen, aber geschickten Änderungen
wurden wesentliche Barrieren abgebaut. Drei
grundrissverändernde Maßnahmen waren be-
sonders wichtig: Die Wand zwischen Küche und
Essbereich wurde abgebrochen, damit dort die
Bewegungsflächen ausreichen. Dadurch entstand
im gesamten Wohn-Ess-Bereich eine großzügi-
ge zusammenhängende Fläche mit attraktiven
räumlichen Übergängen und großen Bewegungs-
flächen.
Ein wesentlicher Problempunkt war die viel zu
schmale Tür zur verglasten Loggia. Durch vor-
handene Brandschutzmanschetten liegt diese
8 cm höher als der Wohnraum. Der Grundriss
erlaubte in diesem Eckbereich keine Verbreite-
rung der vorhandenen Öffnung. Daher wurde
im Schlafzimmer das Fenster zur Tür umgebaut.
Eine Rampe im Bereich der Wandstärke ermög-
licht nun Zugang und Zufahrt zur Loggia, auch
wenn die Neigung steiler ist als die DIN 18040/2
vorschreibt. Dies ist ein klassisches Beispiel für
„barrierereduzierten Standard“: Nicht vollstän-
Nach Abbruch der Wand zur Küche sind attraktive,
großzügige räumliche Übergänge entstanden (Blick
von der Küche in den Wohn-/Essraum)
Quelle: Geis
Die Fenstergriffe
sind verlängert
und tiefer gesetzt;
die Fenster selbst
blieben erhalten
Barrierereduzierung im Bestand
Das von der GAG Ludwigshafen herausgegebe-
ne Handbuch liefert praktische Vorschläge, wie
im Rahmen von Renovierungen und Instand-
setzungen Barrieren reduziert oder ganz
abgebaut werden können. Gegliedert nach den
Bereichen Grundstück, Haus und Wohnung
werden Maßnahmen konkret mit Fotos und
Bemaßungen vorgestellt. Für jede Maßnahme
ist außerdem vermerkt, ob sie durch die KfW
gefördert werden kann. Mit einer zusätzlichen Checkliste kann überprüft
werden, ob alle Möglichkeiten der Barrierereduzierung bedacht wurden.
Broschüre „ICT-Lösungen“
Unter dem Titel „ICT-Lösungen für eine alternde
Gesellschaft. Forschung, Tests und Erfahrun-
gen“ hat die Joseph-Stiftung die Ergebnisse
des Projekts I-stay@home in einer Broschüre
zusammengefasst. Im Rahmen des Projekts wurde
vier Jahre lang getestet, welche technischen
Lösungen Menschen mit Einschränkungen helfen
können, selbstbestimmt zu leben. Die Broschüre
enthält die Grundlagenforschung zum Thema, die
Darstellung der Produkte, die mit der Zielgruppe getestet wurden, und
die Auswertung.
LITERATURTIPP
LITERATURTIPP
Barrierereduzierung im Bestand. Handbuch für Immobilienunter-
nehmen. Prof. Dr.-Ing. Susanne Edinger, Hrsg: GAG Ludwigshafen.
Beuth Verlag GmbH, 120 Seiten, 68 €. ISBN 978-3-410-25111-8
ICT-Lösungen für eine alternde Gesellschaft. Forschung, Tests
und Erfahrungen. Joseph-Stiftung Kirchliches Wohnungsunter-
nehmen,