DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2015 - page 55

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auch der Hauptsitz des Unternehmens inklusive
Konferenzbereich.
Motivation der energetischen Versorgung des
Wohn- und Geschäftshauses war, eine effiziente,
kostengünstige und vor allem nachhaltige Lösung
unter Berücksichtigung anliegender Medien für
den Eigentümer/Nutzer vorzulegen. Anliegende
Fernwärme, erzeugt durch Kraft-Wärme-Kopp-
lung (Stadtwerke Leipzig), die umweltfreundlich,
hocheffizient ist und nur geringe CO
2
-Ausstöße
generiert, stellte in diesem Zusammenhang eine
optimale Grundlage dar. Sie versorgt nicht nur
den Neubau, sondern auch die 143 Wohnungen
imQuartier, so dass 171 Wohnungen angeschlos-
sen sind. Die hier erzielten Synergieeffekte durch
die Verzahnung der Wärmeversorgungslösungen
des Gebäudebestandes mit demNeubau verspre-
chen sowohl ökologisch als auch finanziell eine
hohe Nachhaltigkeit.
Neubau einer eigenen
Fernwärmeübergabestation
In der Vorplanung wurde vom beauftragten Pla-
nungsbüro S&P Ingenieure und Architekten ein
Energiekonzept in enger Abstimmungmit der UNI-
TAS erstellt. Verschiedene Varianten bezüglich
der Warmwasserversorgung (dezentral/zentral),
Be- und Entlüftung (dezentral/zentral) sowie des
Heizungsmediums wurden hierbei geprüft (Gas,
Wärmepumpe, Fernwärme, BHKW).
Letztendlich fiel bei Berücksichtigung der Instal-
lations- und der laufenden Kosten die Entschei-
dung, die im Nachbarobjekt anliegende Fern-
wärme zu nutzen. In gemeinsamer Abstimmung
mit den Stadtwerken Leipzig wurde ein System
favorisiert, mit welchem das vorhandene Rück-
laufwasser aus den angrenzenden Bestandsge-
bäuden des sekundären Heizungssystems in den
Vorlauf für die Fußbodenheizung des Neubaus
eingespeist wird. Die dafür neu gebaute Fern-
wärmübergabestation steht in einem angren-
zenden Gebäude. Sie wurde im Vorfeld unter
Berücksichtigung der zu erwartenden Verbräu-
che dimensioniert und bereits vor Baubeginn des
Neubaus gebaut.
Sie haben den Neubau nach einem stringen-
ten Energiekonzept realisiert. Was wäre die
Folge, wenn es kein solches Konzept gegeben
hätte?
Sicher wäre keine so effiziente Lösung zustande
gekommen, bei der zudem die umliegenden Be-
standsobjekte partizipieren können. Wenn kein
Fernwärmeanschluss genutzt würde, hätte die
UNITAS als Kompensationsmaßnahme aus EnEV
und KfW zusätzliche Maßnahmen, wie z. B. So-
larthermie, installieren müssen. Der Primärener-
giefaktor der anliegenden Fernwärme von 0,31
ist nahezu unschlagbar.
Was waren besondere Herausforderungen
bei der Umsetzung des Konzeptes?
Es war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die hyd-
raulischen Gegebenheiten vom Bestand und vom
Neubau aufeinander abzustimmen, umdie Vorga-
be einzuhalten, die Rücklauftemperatur von 50 °C
zu unterschreiten. Dies ist uns nur in enger Ab-
stimmung zwischen der UNITAS, den Fachplanern
und der bauausführenden Firmamöglich gewesen.
Wie können Sie die Erfahrungen am Bau auch
für andere UNITAS-Gebäude nutzen?
Diese spezifische Situation, Bestands- mit Neu-
baugebäude in der Wärmeversorgung zu verknüp-
fen, ist derzeit ein Unikat. Eine Übertragung des
Konzeptes ist deshalb nur möglich, wenn ähnliche
Voraussetzungen gegeben sind.
Wie lange dauerte die Planungs- und wie
lange die Bauphase?
Geplant wurde vom April 2012 bis August 2013.
Daran schloss sich die Bauphase bis Dezember
2014 an.
Bei 9 Mio. € Gesamtkosten – welchen Anteil
hat z. B. die Fernwärmestation?
Die Aufwendungen für die Fernwärmestation la-
gen bei rund 100.000 €.
Was sind die Vorteile für die Bewohner?
Die Bereitstellungsgebühr sinkt, dadurch gibt es
eine Kostenersparnis für die Bewohner. Wir können
soWohnraumzu günstigeren Konditionen für den
Gesamtstandort anbieten als der Wettbewerber.
Was können Sie anderen Wohnungsunter-
nehmen empfehlen?
Unsere Empfehlung ist, dass eine ganzheitliche
Betrachtung des betreffenden Standortes im
Hinblick auf die Versorgungskonzepte erfolgen
sollte, um – wie in unserem Fall – diese positiven
Synergieeffekte zu erzielen.
Vielen Dank für das Interview.
Das Gespräch führte Swenia Teichmann.
Interview mit Steffen Foede
„Es war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die
hydraulischen Gegebenheiten von Bestand
und Neubau aufeinander abzustimmen“
Der Vorstand Wohnungswirtschaft/Technik der Wohnungsgenossenschaft
UNITAS eG erläutert das energetische Konzept des Neubaus,
für das die UNITAS u. a. das NaWoh-Siegel erhielt.
Quelle: UNITAS
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