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12|2015
ENERGIE UND TECHNIK
Energetische Stadtsanierung
Ehrgeizige Pläne in Langen
In Langen wollen die Stadt, die Stadtwerke und die Nassauische Heim-
stätte mit ihrer fürs Sanierungsmanagement zuständigen Tochter NH
ProjektStadt in einem Quartier mit 352 Wohnungen bis 2023 den Ener-
giebedarf halbieren. Dies soll durch Modernisierung, effizientere Anlagen
und ein verändertes Verbrauchsverhalten der Mieter erreicht werden. Ein
Großteil der Gebäude, die in den 1960er Jahren errichtet wurden, sollen
auf den Gebäudeenergiestandard Effizienzhaus 85 gebracht werden.
Zudem werden die Stadtwerke künftig von ihrer neuen Heizzentrale bei
der Feuerwehr die in der Nähe liegenden Wohnungen der Nassauischen
Heimstätte mit Wärme beliefern.
Herzstück der Zentrale ist ein Blockheizkraftwerk mit einem Erdgasmotor,
der sowohl Wärme als auch über einen Generator Strom erzeugt, der ins
Netz der Stadtwerke eingespeist wird. Die dadurch erzielten Einnahmen
verringern den Wärmepreis. Zur Aufklärung der Mieter wurden Anschrei-
ben und Aushänge in den Gebäuden eingesetzt. Den Anschreiben waren
Flyer beigelegt, die von den Mietern mit ihren Kontaktdaten ausgefüllt
werden sollten. Die Teilnehmer erhielten von der CariJob gemeinnützige
GmbH eine kostenlose Energieberatung. CariJob ist eine Tochter des
Caritasverbandes Offenbach, die sich um die Qualifizierung von Langzeit-
arbeitslosen und Behinderten kümmert und diese u. a. zum Energiebe-
rater weiterbildet. Um für die Mieter weitere Anreize zu setzen, bekam
jeder Teilnehmer eine Steckerleiste und die Chance, energieeffiziente
Haushaltsgeräte zu gewinnen.
Von großer Bedeutung sei es, das Sanierungskonzept sozialverträglich
umzusetzen, betonte Dr. Constantin Westphal, der für die Immobilienbe-
wirtschaftung zuständige Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätte/
Wohnstadt. „Wir haben Lösungen gefunden, die zwischen sozialen, öko-
logischen und ökonomischen Herausforderungen einen guten Ausgleich
schaffen“, sagte Dr. Westphal. Der Bund unterstützt das Projekt mit
Fördermitteln aus dem Programm zur energetischen Stadtsanierung.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
auund Stadtentwicklung
Zweiter Zwischenbericht: Informierte Mieter heizen effizienter
Mieter, die monatlich über ihren Heizungsverbrauch informiert werden,
benötigen im Durchschnitt 16% weniger Energie als Mieter, die keine
regelmäßige Heizinformation erhalten. Zu diesem Ergebnis kommt der
zweite Zwischenbericht im Modellvorhaben „Bewusst heizen, Kosten
sparen“. Das Pilotprojekt wird von der Deutschen Energie-Agentur
(dena) gemeinsam mit dem Energiedienstleister ista, dem Deutschen
Mieterbund und dem Bundesbauministerium durchgeführt.
„Die Energiekosten sind ein großer Bestandteil der Gesamtmiete. Eine
regelmäßige Verbrauchsinformation kann dabei helfen, die sogenannte
‚zweite Miete‘ zu senken. Außerdem sensibilisiert sie die Verbraucher
für einen bewussten Umgang mit Energie und kann damit einen Beitrag
zum Klimaschutz leisten“, sagte Bundesministerin Barbara Hendricks.
Auch die Mieter in der Nachbarschaft profitierten vom Praxistest: In
den Gebäuden der Modellregionen sank der Heizungsverbrauch im
Durchschnitt um 12%. Dies könnte auf den verstärkten Austausch
innerhalb der Mieterschaft und die erhöhte Sensibilisierung aller Mieter
im Zuge der Mieteransprache im Projekt zurückzuführen sein.
Auf regionaler Ebene macht der Zwischenbericht deutlich: Die Ver-
brauchsentwicklung in den einzelnen Liegenschaften in München,
Berlin und Essen verläuft unterschiedlich. Während die Studienteil-
nehmer in München und Berlin größere Einsparerfolge erzielen und
diese weitgehend auch halten können, stellt sich die Situation in Essen
anders dar. In dieser Region gelingt den Mietern in den ausgewerteten
Liegenschaften nur eine geringe Einsparung. Entsprechend liegt der
Fokus in der letzten Projektphase auch in der genauen Analyse der
regionalen Ergebnisse. Im Rahmen des Modellvorhabens testen derzeit
190 Haushalte kostenlos das Energiedatenmanagement. Die Daten zum
Heizungsverbrauch werden mithilfe von Funkzählern erfasst, digital
aufbereitet und den Mietern über ein Internetportal oder auch per
Post zur Verfügung gestellt werden. Die aktuellen Verbrauchsdaten
können die Mieter mit dem Verbrauch im Vormonat, im Vorjahr oder
dem Durchschnitt des Mietshauses vergleichen. Die Liegenschaften
stammen aus der Zeit zwischen 1905 und 2009 und weisen einen für
Deutschland typischen Sanierungsstand auf: Einige Gebäude wurden
seit dem Bau energetisch noch nicht saniert, andere Gebäude wurden
teilweise bis komplett saniert. Das Modellvorhaben startete im Herbst
2013 und wird bis Mitte 2016 fortgesetzt.
MODELLVORHABEN
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Stromsparhelfer Frank Gräber von CariJob im Beratungsgespräch
Quelle: Marc Strohfeldt