nun als Maximalvariante all das realisiert ist, was
im Hinblick auf eine möglichst lebenslange und
selbstständige Nutzung der eigenen vier Wände
praktisch und nutzerfreundlich ist
2
. Barriere-
reduziert bedeutet: Es werden im vorhandenen
Bestand so viele Barrierenwiemöglich abgebaut,
ohne jedoch um jeden Preis vollständig die DIN
18040/2 „Barrierefreies Bauen“ zu erfüllen.
Ausgangslage
Für diese Musterwohnung wurde ein Grundriss
gewählt, der bei der GAG vielfach vorkommt: Eine
3-Zimmer-Wohnung mit 89 m
2
Fläche in einem
11-geschossigen „Punkthaus“ aus den 1960er
Jahren. Das Gebäude ist durch Aufzüge erschlos-
sen, die Wege zum Gebäude wurden barrierefrei
ausgebaut. Größe und Zuschnitt der Wohnung sind
für unterschiedliche Bewohnerkonstellationen at-
traktiv, insbesondere für ältere Menschen:
• Paar mit Gemeinschaftsschlafzimmer; das zwei-
te Zimmer kann als Arbeitszimmer, Gästezim-
mer oder temporär für eine Betreuungsperson
genutzt werden.
• Paarmit getrennten Schlafzimmern; imgrößeren
Zimmer kann ein von allen Seiten zugängliches
Pflegebett aufgestellt werden. Das zweite Zim-
mer dient als zweites Schlafzimmer.
eine Checkliste, die als Arbeitsgrundlage bei Um-
baumaßnahmen dienen sollte.
Diese reine Checkliste wurde nach und nach durch
immer mehr zusätzliche Informationen erweitert.
Die Erkenntnis, wie hilfreich diese Unterlagen bei
der praktischen Arbeit waren, führte letztendlich
zu der Idee, alle gesammelten Informationen in
einem Handbuch zusammenzufassen.
Wir sind also nicht von Anfang an mit der Ziel-
setzung angetreten, ein Handbuch zur Barrie-
rereduzierung zu erstellen. Es war vielmehr ein
Prozess, bei dem sich in der täglichen praktischen
Anwendung erwiesen hat, wie nützlich ein solches
Werk ist (siehe S. 58 in dieser DW).
Was ist für ein Wohnungsunternehmen von
der Größe der GAG Ludwigshafen wichtig für
die Zukunftssicherung?
Das wichtigste für uns sind zufriedene Mieter, die
gerne und langfristig bei der GAG wohnen. Um
dies sicherzustellen, beobachten wir die Situati-
on am Wohnungsmarkt genau und können so auf
mögliche Veränderungen schnell reagieren. Wir
müssen uns immer wieder fragen, entspricht un-
ser Wohnungsangebot den Bedürfnissen und der
Nachfrage. Aus diesen Erkenntnissen entwickeln
wir unsere Unternehmensstrategie und machen
unsere Bestände durch zielgerichtete Moderni-
sierungsmaßnahmen fit für die Zukunft. Dadurch
erreichen wir eine Wertbeständigkeit für unsere
Wohnungen und sichern ihre dauerhafte Vermiet-
barkeit.
Was hat Sie bewogen, Ihr Unternehmen
daraufhin auszurichten?
Die Prognosen zum demografischen Wandel un-
serer Gesellschaft haben sicherlich eine Rolle ge-
spielt, weswegenwir uns bei der GAG Ludwigsha-
fen schon früh mit dieser Thematik beschäftigt
haben.
Ein anderer wichtiger Aspekt waren die Wünsche
und Bedürfnisse unserer Mieter. Aus den Rück-
meldungen, die unsere Mitarbeiter in ihrer täg-
lichen Arbeit bekommen, konnten wir erkennen,
dass der Bedarf an solchen barrierereduzieren-
den Maßnahmen stark angestiegen ist. Und dies
trifft überraschenderweise nicht nur auf ältere
Menschen oder Bewohnernmit Einschränkungen
zu, sondern beispielsweise auch schon auf junge
Familien.
Wie sind Ihre Erfahrungen bisher?
Zum einen haben wir durch zahlreiche Informa-
tionsveranstaltungen in unserer Musterwohnung
eine sehr positive Resonanz auf die dort vorge-
stellten Umbaumöglichkeiten erhalten. Diese
sind zwar nicht überall umsetzbar, aber auch bei
unseren Modernisierungsprojekten haben wir di-
rekte Rückmeldungen von Mietern bekommen.
Überall dort, wo wir Punkte aus dem Handbuch
zur Barrierereduzierung umgesetzt haben, werden
diese gut angenommen und sorgen für eine hohe
Mieterzufriedenheit.
Welchen praktischen Tipp würden Sie
anderen Unternehmen geben?
Unseres Erachtens ist es wichtig, dass man das
Thema ernst nimmt und sich frühzeitig damit
auseinandersetzt. Jedes Unternehmen sollte für
sich ein Konzept entwickeln, das individuell auf
die eigenen Bestände abgestimmt ist. Dabei kann
auch unser Handbuch behilflich sein.
Herr Merkel, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Prof. Dr. Susanne Edinger.
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12|2015
Der Grundriss zeigt, welche Veränderungen vorgenommen wurden
(schwarz: Bestand; gelb: Abbruch; rot: neu)
Quelle: Lerch