DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2015 - page 71

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8|2015
Ambulant vor stationär
Selbstständig Wohnen bis ins hohe Alter –
eine volkswirtschaftliche Analyse
Im Rahmen einer Studie wurden exemplarisch für den Freistaat Sachsen u. a. durch den Verband
Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) unterschiedliche Wohn- und Versorgungsformen
im Alter volkswirtschaftlich analysiert, um den zukünftigen Anforderungen der bedarfsgerechten
Versorgung gerecht zu werden. Die Wohnung als Gesundheitsstandort wird damit legitimiert.
Der demografischeWandel rückt seit Jahren nicht
nur im Freistaat Sachsen vermehrt ins Zentrum
politischer und gesellschaftlicher Diskussionen.
Erste Studien haben die mit dem Bevölkerungs-
rückgang einhergehende Verschiebung zugunsten
älterer Bevölkerungsgruppen quantifiziert. Wich-
tig ist es deshalb, den zukünftigen Anforderungen
der bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung
bis 2030 und 2050mit einer optimalen und nach-
haltigen Verteilung der notwendigen ambulanten
und stationären Wohn- und Versorgungsformen
im Rahmen effektiver Städtebau-/Stadtentwick-
lungsstrategien entgegenzutreten.
Eine genauere Untersuchung der dadurch erfor-
derlichen Wohn- und Versorgungsformen sollte
insbesondere die volkswirtschaftlichen Implika-
tionen in den Mittelpunkt stellen. Dabei waren
aufgrund der Bevölkerungsentwicklung folgende
Bevölkerungsgruppen relevant:
• ältereMenschen ohne Pflege SGB V, ohne Pflege
SGB XI, ohne Demenz (z. B. der „fitte“ Rentner),
• ältere Menschen mit Bedarf an Pflege SGB V
und SGB XI, ohne Demenz,
• ältere Menschen mit Bedarf an Pflege SGB V
und SGB XI, mit Demenz.
Versorgungsformen: Makroökonomische
Szenarien
In der Studie „Städtebau der Zukunft: Selbststän-
diges Wohnen bis ins hohe Alter – eine volkswirt-
schaftliche Analyse“ – die der VSWG in Koopera-
tionmit demGesundheitsökonomischen Zentrum
(GÖZ) der TU Dresden und der ATB Arbeit, Tech-
nik und Bildung gemeinnützige GmbH imAuftrag
des Sächsischen Staatsministeriums des Innern
erarbeitete – standen folgende Fragestellungen
im Fokus:
1. Für welche Haushalte und Zielgruppen sindwel-
che Versorgungsszenarien (Pflegeleistungen)
in der Praxis typisch? Was kostet das und was
bedeutet dies im Einzelfall für die Kosten der
jeweiligen ambulanten und stationären Wohn-
und Versorgungsformen aus Sicht des Staates
bzw. der Sozialleistungsträger?
2. Was bedeuten die typischen Versorgungssze-
narien für die Entwicklung des Bedarfs
Alexandra Brylok
Referentin Soziales und Projekte
VSWG
Dresden
SGB V:
Im Fünften Buch Sozialgesetzbuch
sind alle Bestimmungen zur Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) zusammenge-
fasst. Das SGB V trat am 1. Januar 1989 in
Kraft. Die GKV hat im Sinne einer Solidar-
gemeinschaft die Aufgabe, die Gesundheit
der Versicherten zu erhalten, wiederherzu-
stellen oder ihren Gesundheitszustand zu
bessern.
SGB XI:
Das Elfte Buch Sozialgesetzbuch
enthält die Vorschriften für die Pflegever-
sicherung.
HKP:
Häusliche Krankenpflege
GLOSSAR
ANZAHL LEISTUNGSEMPFÄNGER PFLEGEVERSICHERUNG IN SACHSEN
(
SGB XI
Zukünftiger Bedarf ambulant in 1- bzw. 2-Personen Haushalten
Zukünftiger Bedarf an vollstationärer Versorgung
Status quo
2011
Status quo
2030
Heimsog
2030
Heimsog
2050
Kom­
pression
2030
Kom­
pression
2050
Status quo
2050
140.000
Anzahl Leistungsempfänger
Szenarien
60.000
100.000
20.000
120.000
40.000
80.000
0
Quelle: ARG Studie, eigene Darstellung VSWG
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