DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2015 - page 73

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8|2015
Bedarf an ambulanten barrierearmen Wohn-
formen noch weiter erhöhen.
Komplexität der Kosten
Hierbei wurde bereits mit einem durchschnittli-
chen Mietpreis von 7 €/m
2
(plus Betriebskosten
von 2,11 €/m
2
und einer Servicekostenpauscha-
les von ca. 60 €/Monat) kalkuliert, um barriere-
arme Wohnungen mit Vollwärmeschutz und
technischen Assistenzsystemen auszustatten.
Bei entsprechend niedrigeren Mieten ergäbe sich
ebenfalls eine noch vorteilhaftere häusliche Ver-
sorgungssituation.
Die Studie verdeutlicht die Komplexität der Kosten,
die sich auf dieMietpreisgestaltung auswirken, die
in Abhängigkeit von der Bauart des Gebäudes, des
Gebäudealters, der Anzahl derWohnungen imGe-
bäude, der Vorlaufsanierung und der gewählten
Standards variieren können – insbesondere Letz-
teres auch unter Beachtung der unterschiedlichen
Kombination der Bereiche barrierearm, Personen-
aufzug, Vollwärmeschutz und Modularisierung
der technischen Assistenz-systeme anhand von
entsprechenden Wirtschaftlichkeitsberechnun-
gen. Die Kosten für den Umbau von Wohnungen
in Mehrgeschossbauten liegen in Sachsen in einer
Spannweite von ca. 20.000 bis 35.000 €/WE in Ab-
hängigkeit der Baustruktur des Gebäudes. Aus den
Kosten für den baulichen und technischen Umbau
von Wohnungen („mitalternde Wohnung“) lässt
sich damit in Referenzwert von durchschnittlich
35.000 bis 45.000 €/WE ableiten in Abhängigkeit
der Art des technischen Assistenzsystems (funk-
versus kabelbasiert sowie dessenmodularisierten
Funktionalitäten).
Zahlreiche Rahmenbedingungen beeinflussen
das Bauen, Umbauen bzw. Modernisieren häus-
licher und stationärer Wohnformen und damit
die Preisgestaltung. Insbesondere im Bereich der
Gesetzgebung gilt es, folgende Ebenen zu beach-
ten: öffentliches Recht, Zivilrecht (u. a. Mietrecht,
Dienstvertragsrecht), Baurecht, Steuerrecht, Da-
tenschutzrecht, Förderrichtlinien, Heimrecht (zi-
vilrechtliche, ordnungsrechtliche und leistungs-
rechtliche Regelungen) sowie das Sozialrecht.
Fazit
Beim Wohnen kumulieren sehr viele Themen
und (politische) Anforderungen. Die Wohnung
soll das Klima retten, Gesundheitsstandort sein,
Pflegeheime ersetzen und dies alles bei möglichst
sinkenden Mieten.
Umdiese komplexe Gemengelage und Herausfor-
derung zu lösen, ist eine stärkere Vernetzung der
einzelnen Ressorts der lokal-, landes- und bundes-
politischen Ämter und Behörden nötig sowie eine
ganzheitliche Betrachtung, um ressortübergrei-
fend Kompromisse zu finden und Finanzströme
optimaler auszurichten.
Das Ergebnis der Studie ist, dass eine veränderte
Strategie im Politikfeld „Städtebau der Zukunft:
Selbständig wohnen bis ins hohe Alter“ gefordert
ist, um den künftigen Herausforderungen im de-
mografischen Wandel befindlicher Gesellschaf-
ten begegnen zu können. Die Schaffung vonmehr
barrierefreiem/-armem, bezahlbaremWohnraum
mit integrierten Versorgungssettings für eine
wachsende Zahl von älteren Menschen mit un-
terschiedlichen Wohnwünschen wird nicht durch
Einzelmaßnahmen zu bewerkstelligen sein. Weder
mit einzelnen Fördermaßnahmen nochmit der Er-
probung etlicher Modellmaßnahmenwirdman zu-
künftige Anforderungen bewältigen können. Auch
kann diese Aufgabe nicht von einzelnen Akteuren
alleine bestritten oder allein verantwortlich von
den traditionellenWohnungsakteuren umgesetzt
werden. Es bedarf in Zukunft vieler Gruppen, die
bereichsübergreifend zusammenwirken und im
Rahmen einer kontinuierlichen Gesamtstrategie
an der bedarfsgerechten Weiterentwicklung der
Wohnstrukturen für das Alter mitwirken.
Die Studie gibt deshalb über viele Akteure hinweg
Handlungsempfehlungen für den Gesundheits-
standort Wohnung und beweist seine Relevanz,
die in den politischen Konzepten Eingang finden
sollte.
Download der Studie unter:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
BEDARF BARRIEREARMER 1- UND 2-PERSONEN-WOHNUNGEN NACH SZENARIEN
Quelle: ARG Studie, eigene Darstellung VSWG
2011
2030
2050
Status quo
1-P-Haushalt
Status quo
2-P-Haushalt
Heimsog
1-P-Haushalt
Kompression
2-P-Haushalt
Heimsog
2-P-Haushalt
Kompression
1-P-Haushalt
70.000
90.000
100.000
Anzahl Haushalte
Haushaltstypen in den Szenarien
30.000
50.000
10.000
60.000
80.000
20.000
40.000
0
ENTWICKLUNG VOLLSTATIONÄRER PFLEGEPLÄTZE
Bestand
Bedarf Status quo
Bedarf Heimsog
Bedarf Kompression
Quelle: ARG Studie, eigene Darstellung VSWG
2011
2030
2050
70.000
90.000
100.000
Anzahl vollstationäre Pflegeplätze
30.000
50.000
10.000
60.000
80.000
20.000
40.000
0
1...,63,64,65,66,67,68,69,70,71,72 74,75,76,77,78,79,80,81,82,83,...84
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