MARKT UND MANAGEMENT
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7|2015
Interview mit Christine Preuß
„Junge Leute sind
die Zukunft der Wohnungswirtschaft“
Die Referentin für Personal und Ausbildung beim BBU, die als
Jurymitglied beim BBU-Preis fungierte, erklärt, warum der Fokus
auch auf junge Mitarbeiter und Mieterzielgruppen zukunftsleitend
für Wohnungsunternehmen sein sollte.
Aus welchen Gründen hat sich der BBU für
das Wettbewerbsthema „Jugend schafft
Zukunft“ entschieden?
Junge Leute – egal ob als Mitarbeiter oder Mie-
ter – sind die Zukunft der Wohnungswirtschaft.
Wir müssen uns heute mit ihren Wünschen an das
Wohnen ebenso wie mit ihren Wünschen an die
Arbeitswelt auseinandersetzen, um auch in der
Zukunft so erfolgreich zu sein wie jetzt.
Inwieweit ist das Thema Fachkräftemangel
in der Immobilienbranche angekommen?
Bislang ist die Wohnungswirtschaft glückli-
cherweise noch weniger betroffen als andere
Branchen. Aktuell können wir keinen generellen
Fachkräftemangel verzeichnen. Dennoch zeichnen
sich in einigen Bereichen schon erste Engpässe ab,
z. B. bei den Bewerbern um Ausbildungsplätze
und bei Fach- und Führungskräften im techni-
schen Bereich. Bereits seit 2009 steuern wir hier
gemeinsammit demGdW und seinen übrigen Re-
gionalverbänden gegen und werben im Rahmen
der Azubi-Kampagne sehr aktiv für eine Tätigkeit
in der Wohnungswirtschaft (siehe DW 6/2015,
S. 70).
Welche Rolle spielen Wettbewerbe wie der
BBU-Preis, um dem Fachkräftemangel zu
begegnen?
Vor allen Dingen zeigen sie, welches Potenzial
junge Mitarbeiter freisetzen, wenn man Vertrau-
en beweist und ihnen die Verantwortung für ein
herausforderndes Projekt überträgt. Und: Gute
Beispiele machen Schule. Wir hoffen, dass solch
gute Beiträge auch anderen Unternehmen Mut
machen, Neues auszuprobieren, junge Menschen
zu fördern und damit die Branche für junge Leute
noch attraktiver zu machen.
Welche Kriterien haben Sie bei der Bewer-
tung der Wettbewerbsbeiträge zugrunde
gelegt?
Es ist immer sehr schwierig, so unterschiedliche
Projektansätze gerecht zu würdigen. Die Band-
breite der Beiträge reichte vomAzubi-Messestand
bis hin zu baulichen Anpassungen vonWohnungen.
Natürlich wurde zum einen das Projektergebnis
berücksichtigt, sein Innovationscharakter und
wie stimmig die Ausrichtung auf die junge Ziel-
gruppe ist.
Wichtig war aber v. a. auch, wie groß der Beitrag
der jungen Mitarbeiter am Projekt war und wel-
chen Lerneffekt sie daraus für ihr zukünftiges
(Berufs)Leben ziehen konnten.
Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Olaf Berger.
Jugend umwirbt Jugend
Die Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft
Berlin bewarb sich mit einer neuen Ausbildungs-
marketingstrategie, an deren Entwicklung und
Umsetzung alle Auszubildenden des zweiten
Lehrjahres beteiligt waren. Ziel war es, den leicht
rückläufigen Bewerberzahlen entgegenzuwirken,
zusätzlich vermehrt Jugendliche mit Migrations-
hintergrund zu akquirieren und eine Steigerung
der Wahrnehmung des Unternehmens als enga-
gierter Ausbildungsbetrieb zu erreichen.
Für die Marketingmaßnahme wurde den Projekt-
teilnehmern ein Budget zur Verfügung gestellt,
welches sie eigenständig einsetzen konnten. Im
Ergebnis wurde ein Messestand realisiert, der
auf Ausbildungsmessen eingesetzt und dabei
auch von den Auszubildenden betreut wird. Zur
Erfolgskontrolle wurden die Zahl der Teilnehmer
und deren Verweildauer am Stand während der
Messen erfasst. Die Besucherzahlen übertrafen
die Erwartungen des Projektteams dabei deut-
lich. Nicht nur die vereinbarten Termine waren gut
ausgebucht, es kam darüber hinaus noch so viel
Laufkundschaft, dass der Einsatzplanwährend der
Messe aufgestockt wurde, um genügend Berater
zur Verfügung zu haben.
Die eigenständige Arbeitsweise, von der Aus-
gangsanalyse, Erarbeitung einer Strategie, Budge-
tierung, Produktion und Einsatz des Messestandes
bis hin zur Evaluierung der Maßnahme, bedeutet
einen enormen Kompetenzgewinn für die Projekt-
teilnehmer. Das Projekt liefert ferner einen Beitrag
zur Zukunftssicherung des Unternehmens, da es
die Gewobag bei Jugendlichen bekannter macht.
Es wurde daher mit dem 1. Platz in der Kategorie
Gesellschaften ausgezeichnet.
Junges Calau
Der 2. Platz ging an die Wohn- und Baugesell-
schaft Calau mbH (WBC) für die Umsetzung ei-
nes umfangreichen Maßnahmenkatalogs für die
Ansprache der jungen Zielgruppe bis 34 Jahre,
die den größten Anteil der Mieter des Unterneh-
mens ausmacht. Die beiden jungen Mitarbeiter
und die Auszubildende des Unternehmens (Ge-
samtzahl der Mitarbeiter: 10) sind dabei an allen
Maßnahmen eng beteiligt bzw. sind für einzelne
eigenständig verantwortlich.
Die Social-Media-Kanäle werden von den Teilneh-
mern des Projekts selbstständig betreut, genauso
wie die Gestaltung von Musterwohnungen für die
junge Zielgruppe, die Präsentation junger Wohn-
angebote im Internet und die Betreuung einer sog.
„Give-Box“, in der jeder ungenutzte, brauchbare
Gegenstände anonymverschenken kann. Als wei-
tere Maßnahmen des Projekts wurden eine neue
Ausbildungskampagne, mehrere Kinder-Kunst-
Projekte und besondere Mietangebote für junge
Familien umgesetzt. Die WBC erreichte so eine
noch effektivere Ansprache der jungen Zielgruppe.