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Infolge der Global Reporting Initiative (GRI) ent-
halten die Lageberichte der Unternehmen seit
2017 auch eine Nachhaltigkeitsberichterstat-
tung (Corporate Social Responsibility, CSR).
Eine Beziehung zum Risikomanagement ergibt
sich dadurch, dass hier auch auf wesentliche
nicht finanzielle Risiken einzugehen ist
Anzugeben sind im Geschäftsbericht allerdings
nur Risiken, die – unter Berücksichtigung von
Risikobewältigungsmaßnahmen – sehr wahr-
scheinlich sind und schwerwiegende negative
Auswirkungen haben (z.B. auf das Unterneh-
men, Mitarbeiter, Kunden, Natur oder die
Gesellschaft). Die Wesentlichkeitsschwelle ist
so hoch, dass bisher kaum über CSR-Risiken
berichtet wird. Dennoch sind „intern“ auch
diese CSR-Risiken ein Thema für das Risiko
management. Empfehlenswert, diese zunächst
einmal zu strukturieren (vgl. Abbildung).
Aus Sicht des Risikomanagements interessie-
ren primär die finanziellen CSR-Risiken (Rin 1
und 2), mit direkter oder indirekter finanzieller
Wirkung (wie z.B. ein Kundenverlust wegen
Reputationsproblemen in Folge ethisch proble-
matischen Geschäftsgebahrens). Direkte fina -
zielle Auswirkungen haben z.B. „CO
2
-Emissi-
onsrisiken“, die zukünftig einen teuren Kauf von
CO
2
-Zertifik ten erfordern können. §91 AktG
fordert, dass mögliche „bestandsgefährdende
Entwicklungen“, auch aus Kombinationseffek-
ten von Einzelrisiken, früh erkannt werden. Von
einer Bestandsgefährdung ist jedoch nur aus-
zugehen, wenn ein „CSR-Risiko“ auch finanz -
elle Auswirkungen hat und so zur Illiquidität
führen kann (also zu Ring 1 oder 2 gehört).
Bei den Risiken zu Ring 3 sind gesetzliche
Vorgaben einzuhalten; ein Thema für „Compli-
ance“. Ob ein Unternehmen mehr als dies tun
sollte, ist strittig. Milton Friedman hat argumen-
tiert, Unternehmen sollten nachhaltig – unter
Beachtung von Gesetzen – möglichst hohe
Gewinne für ihre Eigentümer erwirtschaften und
es diesen überlassen, ob sie Erträge für soziale,
ökologische oder sonstige Ziele einsetzen
möchten (Shareholder Value Ansatz).
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass sich das Risi-
komanagement auch mit „CSR-Risiken“ befas-
sen muss, also Methoden für die Identifik tion,
Quantifizierung und Überwachung von Risiken
entwickeln muss, die primär Auswirkungen
haben auf Mitarbeiter, Kunden, Natur oder die
Gesellschaft. Man benötigt Messkonzepte, auch
für die nichtfinanziellen Auswirkungen (z.B. wie
den DALY (Disease Adjusted Life Years) zur
Erfassung möglicher negativer gesundheitlicher
Auswirkungen). Darüber hinaus ist bei jedem
„CSR-Risiko“ – wie bei jedem anderen Risiko
– immer auch die finanzielle Auswirkung auf
das Unternehmen zu erfassen (inklusive indi-
rekter Auswirkungen z.B. durch eine negative
Reputationsauswirkung). Wie immer ist zu
beachten: neben Eintrittswahrscheinlichkeit ist
auch die Unsicherheit der Auswirkungen zu
quantifizieren also durch eine geeignete Wahr-
scheinlichkeitsverteilung und nicht durch eine
„sichere Schadenshöhe“ zu beschreiben. Es
geht also zur Vermeidung von Scheingenauig-
keiten um Bandbreiten. Diese sind das Thema
in zwei Beiträgen dieses Controller Magazins:
„Die treiberbasierte Planung als Zwischenschritt
zur Bandbreitenplanung“ (Florian Bliefert) und
„Bandbreitenbasierte Risikografik – Das Ko -
zept einer gefahren- und chancenorientierten
Risikopriorisierung“ (Rainer Suter, Clemens
Mann und Thomas Weber). //
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
Prof. Dr. Werner Gleißner
CM Juli / August 2019
Nachhaltigkeit, CSR-Risiken und Risikomanagement
Vom CSR-Risiko zum finanziellen Risik
TOP
EVENT
11. Juli
– Sitzung des Arbeitskreises
„Risikomanagement in der Energiewirtschaft“
bei den Stadtwerken Lindau
25. September
– Start des nächsten Fortbil-
dungsprogramms Enterprise Risk Manager (Univ.)
21./22. Oktober
– Risk Management Congress
in Berlin
Impressum
Ralf Kimpel
Vorsitzender des Vorstands der
Risk Management Association e. V.
V.i.S.d.P.
RMA-Geschäftsstelle
Risk Management Association e. V.
Zeppelinstr. 73, D-81669 München
Tel.: +49.(0)1801 – RMA TEL (762 835)
Fax: +49.(0)1801 – RMA FAX (762 329)
E-Mail: of
Web:
Prof. Dr. Werner Gleißner
Tel.: +49.(0)711- 79 73 58 30
Prof. Dr. Werner Gleißner
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Ring 1
Ring 2
Ring 3
direkte
nanzielle
Wirkung
Wirkungsbereiche von CSR-Risiken
Ring 1: Risiken mit einer direkten finanziellen Wirkung
auf das Unternehmen.
Ring 2: Risiken mit Wirkung auf Kunden, Lieferanten
und Mitarbeiter (indirekte finanzielle Wirkung).
Ring 3: Risiken mit „nur“ sozialer oder
ökologischer Wirkung.