7
          
        
        
          nerhalb einer Saison sogar sehr gut planbar ist
        
        
          – in einem technischen Sinne.
        
        
          Biel:
        
        
          Also keine Planungsprobleme?
        
        
          Kasper:
        
        
          Doch,
        
        
          problematisch ist im Fußball
        
        
          die Mehrjahresplanung
        
        
          . Viele unserer Auf-
        
        
          wendungen und Erlöse, z. B. im Sponsoring, bei
        
        
          den Dauerkarten oder im Personalbereich, sind
        
        
          vertraglich fixiert. Wir sagen immer, wir können
        
        
          innerhalb
        
        
          einer Saison jederzeit eine Planung
        
        
          für Platz 1 bis Platz 18, inklusive der Annahmen
        
        
          zum Weiterkommen in den Pokalwettbewer-
        
        
          ben, mit hinreichender Genauigkeit erstellen.
        
        
          Das Problem ist nur, dass wir a.) nicht wissen,
        
        
          welcher Platz es am Ende wirklich wird und b.)
        
        
          die Ergebniseffekte zwischen den einzelnen
        
        
          Plätzen oder Runden in den Pokalwettbewer-
        
        
          ben natürlich enorm sein können. Wir begeg-
        
        
          nen diesen Herausforderungen, indem wir sehr
        
        
          detaillierte Daten vorhalten und unsere Planung
        
        
          so modular aufgebaut haben, dass wir sie qua-
        
        
          si in einer Art Baukastenprinzip jederzeit neu
        
        
          zusammenstellen können.
        
        
          Mehrjahresplanungen sind insofern schwie-
        
        
          rig
        
        
          , als die Komplexität immer dann zunimmt,
        
        
          wenn man Annahmen im Hinblick auf die Quali-
        
        
          fikation für die internationalen Wettbewerbe
        
        
          treffen muss. Wir begegnen dieser Herausforde-
        
        
          rung, indem wir sogenannte Polszenarien be-
        
        
          rechnen. Das bedeutet, dass wir für die gesam-
        
        
          te mehrjährige Planperiode ausschließlich mit
        
        
          der Teilnahme an Champions League oder Euro-
        
        
          pa League oder ohne europäischen Wettbewerb,
        
        
          also nur im Bundesligaszenario, rechnen. Ver-
        
        
          gleicht man dann die
        
        
          drei Polszenarien
        
        
          mitein-
        
        
          ander, werden die Sensitivitäten zwischen den
        
        
          Szenarien wesentlich deutlicher, als würde man
        
        
          bspw. ein gemischtes Szenario planen.
        
        
          Biel:
        
        
          Bitte lassen Sie uns noch einmal auf
        
        
          Kennzahlen und auf die damit im Zusammen-
        
        
          hang stehenden Besonderheiten eingehen.
        
        
          Kasper:
        
        
          Wir haben auf Schalke eine
        
        
          klare
        
        
          Kernzielgröße: Das Lizenzspielerbudget
        
        
          ,
        
        
          definiert als Cashflowgröße aus allen Ein- und
        
        
          Auszahlungen für Spielertransfers, Gehälter
        
        
          und Prämien sowie Spielerberater im Lizenz-
        
        
          spielerbereich. Ich glaube, mit dieser Aussage
        
        
          bediene ich direkt einige Vorurteile gegenüber
        
        
          dem Fußball.
        
        
          Planungsprozess, Quartalsabschlüsse und
        
        
          regelmäßige Reportings an unsere Entschei-
        
        
          dungsträger und Gremien. Wir setzen aller-
        
        
          dings aufgrund der Besonderheiten unseres
        
        
          Geschäfts inhaltlich andere Schwerpunkte,
        
        
          aber auch das ist etwas, was jede Branche
        
        
          auszeichnet. Würde sich ein
        
        
          Controllingsys-
        
        
          tem nicht an den Besonderheiten seiner
        
        
          Branche
        
        
          ausrichten, wäre es sicherlich nicht
        
        
          zweckmäßig.
        
        
          Biel:
        
        
          Die meisten Unternehmen haben in der
        
        
          sogenannten VUCA-Welt – also einer Wirt-
        
        
          schaft, die durch Volatilität, Ungewissheit,
        
        
          Komplexität und Mehrdeutigkeit bestimmt und
        
        
          getrieben wird – große Probleme zu planen.
        
        
          Der Profifußball ist von einer Menge Unwägbar-
        
        
          keiten gekennzeichnet, wie sich fast an jedem
        
        
          Spieltag beobachten lässt. Angesichts dieser
        
        
          zahlreichen Einflussfaktoren stellt sich die Fra-
        
        
          ge, wieweit kann man in Ihrem Geschäft noch
        
        
          von Planbarkeit sprechen? Und was bedeutet
        
        
          dies für das Controlling?
        
        
          Kasper:
        
        
          Wahrscheinlich kann man sagen,
        
        
          dass der Fußball am besten auf die VUCA-
        
        
          Welt vorbereitet ist
        
        
          , weil wir quasi an jedem
        
        
          Spieltag mit Volatilität, Ungewissheit und Kom-
        
        
          plexität umgehen müssen. Das Ganze wird von
        
        
          einer großen Intensität begleitet und steht unter
        
        
          dem Brennglas der Öffentlichkeit. Auch hier
        
        
          möchte ich den Blick der Leser etwas schärfen
        
        
          und sage meinungsstark, dass der Fußball in-
        
        
          Biel:
        
        
          Sie berichten uns über das Anderssein
        
        
          Ihres Controllings. Sie haben uns sicher noch
        
        
          weitere Eigenarten des „Fußball-Controllings“
        
        
          zu vermitteln?
        
        
          Kasper:
        
        
          Das vermuten Sie richtig ... Ich gehe
        
        
          gerne kurz darauf ein. Der sportliche Erfolg
        
        
          oder Misserfolg hat einen wesentlichen Einfluss
        
        
          auf die Höhe und die Zeitpunkte von Ein- und
        
        
          Auszahlungen. Um diesen Zusammenhang ad-
        
        
          äquat im Controllingsystem abbilden zu kön-
        
        
          nen, müssen wir eine hohe Szenariofähigkeit an
        
        
          den Tag legen. Wir müssen jederzeit die Frage
        
        
          beantworten können, was passiert bei einem
        
        
          Weiterkommen in der Champions- oder Europa
        
        
          League oder im DFB-Pokal, was passiert bei
        
        
          der Verpflichtung eines weiteren Spielers oder
        
        
          der Durchführung eines weiteren Konzerts in
        
        
          der VELTINS-Arena. Wir haben folglich unsere
        
        
          Planungssysteme auf eine hohe Szenariofähig-
        
        
          keit „getrimmt“.
        
        
          Biel:
        
        
          Was bedeuten diese Anforderungen für
        
        
          die Kernaufgaben des Controllings?
        
        
          Kasper:
        
        
          Ansonsten unterscheiden sich die
        
        
          Kernaufgaben
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Planung,
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Steuerung
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          und Kontrolle/Reporting
        
        
          handwerklich nicht grundsätzlich von einem
        
        
          Controlling in einem normalen Unternehmen,
        
        
          auch wir haben einen Budgetierungs- und
        
        
          Buch / Dissertationsschrift
        
        
          Auszug aus Rezension im Controller Magazin 6/2017
        
        
          Kasper, Claudio: Controlling im deutschen Teamsport: Eine empirische Analyse. Norderstedt:
        
        
          Books on Demand, 2016 – 632 Seiten, 44,99 €/ E-Book 19,99 €
        
        
          Die Themen
        
        
          Einleitung – Theoretische Grundlagen – Branchenmodell des Teamsports – Controlling im
        
        
          Teamsport – Hypothesenbildung und Operationalisierung – Empirischer Teil – Zusammen
        
        
          fassung und Implikationen für den Teamsport – Anhang.
        
        
          Resümee
        
        
          Das Buch beruht auf der Dissertationsschrift des Autors an der FernUniversität Hagen im
        
        
          Jahre 2016. Mit dieser Arbeit betritt der Autor Neuland, damit ist sie auch eine „Impulsarbeit“.
        
        
          Soweit bekannt, ist die Thematik Controlling im Teamsport bislang wenig aufgearbeitet. Es
        
        
          erschließt sich ein guter Einblick in den Entwicklungsstand des Controllings im Teamsport.
        
        
          Dies ist zugleich das Hauptziel dieser Veröffentlichung. Damit ergeben sich auch Ansatzpunkte
        
        
          für die Weiterentwicklung und für die intensivere Nutzung des Controllings. Das Buch bringt
        
        
          insgesamt den Teamsport und das Controlling näher zusammen.
        
        
          
            Infobox
          
        
        
          
            CM Juli / August 2019