Controller Magazin 7/8/2018 - page 38

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ten entwickelnden Themenfelder sein, und
hierauf gemäß dem Motto „
der Fisch fängt
vom Kopf an zu stinken
“ einen Blick zu
haben, hilft jedem von uns, die (Unterneh-
mens-) Welt ein kleines bisschen besser
verstehen zu können.
Biel:
Ihnen, Herr Prof. Dr. Nevries, herzlichen
Dank für diesen Dialog – auch im Namen unse-
res Herausgebers und unserer Redaktion und
vor allem unserer Leserinnen und Leser. Ich
persönlich habe vielmals zu danken für die
freundliche Aufnahme in Kassel und die aus-
gesprochen angenehme und kooperative
Zusammenarbeit während Vorbereitung und
Durchführung des Interviews. Es hat mir einen
tieferen Einblick in den engen Zusammenhang
von Corporate Covernance und Controlling
vermittelt. Das Thema und die Zusammen-
arbeit mit Ihnen haben mir Spaß gemacht.
Fußnoten
1
Zugriff unter:
2
z. B. Online-Bericht
documenta/documenta-14-in-kassel-kulen-
kampffs-gruende-fuer-defizit-8737860.html
(aufgerufen am 07.11.17).
trachtend bedauernd feststellen, dass derart
negativ konnotierte Berichterstattung stattfin-
det. Auch hier stellt sich wieder die Frage nach
dem Ziel und Willen des Eigentümers bzw. in
diesem Falle des Veranstalters – und ob dieser
in Führung und Überwachung umgesetzt wur-
de. Möglicherweise wurde nicht ausreichend
auf Controlling geachtet, denn selbstredend
hätte
ein gutes Controlling die Schwierig-
keiten,
um die jetzt gestritten wird,
frühzeitig
erkennen und aufdecken müssen
– und ide-
alerweise auch verhindern können. An diesem
Beispiel erkennen wir, wie wichtig unsere
Themenstellung – Corporate Governance und
Controlling – sein kann.
Biel:
Mögen Sie, Herr Prof. Dr. Nevries, unse-
ren Leserinnen und Lesern zum Abschluss
noch einige Worte mit auf dem Weg geben?
Nevries:
Zunächst herzlichen Dank für Ihre
Entscheidung, das noch relativ junge Themen-
feld Corporate Governance und Controlling
einem breiteren Leserkreis zugänglich zu
machen. Warum?
Nun, Entscheidungen auf
oberster Unternehmensebene beeinflussen
nun mal ganz erheblich
, wie sich das gesam-
te Unternehmen mit in einigen Fällen hundert-
tausenden von Mitarbeitern verhält. CG und
Controlling wird eines der sich am dynamischs-
in der im Zuge der „Paradise-Papers“-Enthül-
lungen heftige Diskussionen Wirtschaft, Politik
und Gesellschaft durchziehen. Der Deutsche
Corporate Covernance Kodex spricht in seiner
Präambel vom
„Leitbild des Ehrbaren Kauf-
manns“
. Was haben wir vom Zustand der „gu-
ten Unternehmensführung“, die eine der CG-
Zielsetzungen ist, zu halten?
Nevries:
Ideal wäre es, wenn wir die Blackbox
von Entscheidungen auf der oberen Führungs-
ebene öffnen, sie einsehbar machen können.
Auch an dieser Stelle ist wieder auf die Bedeu-
tung von Transparenz zu verweisen.
Transpa-
renz erweist sich vielfach als eine wirksa-
me Medizin gegen Fehlentscheidungen
, sei
es sozial, ethisch oder auch wirtschaftlich. Ob
außerhalb der Gewinnzielsetzung auch andere
Kriterien, wie z. B. Nachhaltigkeit, Mitarbeiter-
zufriedenheit oder soziale Standards, Eingang
in die Führung und Steuerung eines Unterneh-
mens finden, hängt vom Eigentümer ab. Viele
Eigentümer haben bereits derartige
ergänzen-
de Zielsetzungen aufgenommen, was in
der öffentlichen Wahrnehmung oftmals je-
doch nicht umfassend bekannt ist
.
Biel:
Wir führen unseren Dialog in Kassel. Kas-
sel ist auch die Stadt der Documenta, der welt-
weit größten internationalen Ausstellung zeitge-
nössischer Kunst. Die Documenta 2017 schloss
den Meldungen zufolge mit einem Defizit von
5,4 Millionen Euro ab.2 Sofern die einschlägige
Berichterstattung zuverlässig ist, kann man den
Eindruck gewinnen, dass neben anderen Prob-
lemen möglicherweise auch Schwachstellen
sowohl im Controlling, etwa in der Budgetie-
rung und im Kostenmanagement, als auch in
der CG, etwa in der Gremienarbeit, der Aufsicht
usw., festzustellen sind, vorbehaltlich einer ge-
naueren Prüfung.
Nevries:
Dieses Beispiel haben Sie geschickt
gewählt.
Documenta passt zu Kassel, zu un-
serer Universität und natürlich auch zu un-
serer Themenstellung
Corporate Governance
und Controlling. Es ist naheliegend zu fragen,
ob es angesichts der geführten Diskussionen
und der Verlustsituation ein Problem mit der CG
oder mit dem Controlling gibt bzw. gab. Mir
liegen nicht mehr Informationen als Ihnen vor.
Ich habe in dieses Projekt keinen näheren Ein-
blick. Insofern kann ich auch nur von außen be-
Autoren
Diplom-Betriebswirt Fachjournalist (DFJS) Alfred Biel
ist Autor, Interviewer und Rezensent verschiedener Medien mit
einem betriebswirtschaftlichen und einem fachjournalistischen
Studienabschluss. Er verfügt über reichhaltige Praxiserfahrun-
gen aus verantwortlichen Tätigkeiten in betriebswirtschaft-
lichen Funktionen großer und mittlerer Unternehmen. Der Deut-
sche Fachjournalisten Verband DFJV und der Internationale
Controller Verein ICV verliehen ihm die Ehrenmitgliedschaft.
E-Mail:
Univ.-Prof. Dr. Pascal Nevries
ist Lehrstuhlinhaber und Leiter des Fachgebiets Controlling
an der Universität Kassel. Nach Stationen an den Universi-
täten Münster, Monash University, WHU – Otto Beisheim
School of Management und der Universität Witten/Herde-
cke befasst er sich mit Forschung und Lehre in den The-
menschwerpunkten Controllership, Corporate Governance
und Management Control Systems. Zahlreiche Projekte
mit mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen,
aktuell u. a. zum Thema Controlling und Digitalisierung,
stärken den beidseitigen Austausch von Wissenschaft und
Lehre sowie der Unternehmenspraxis
E-Mail:
Controlling und Corporate Governance
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