CONTROLLER Magazin 5/2018 - page 85

83
genschaften werden die Planungsunsicherhei-
ten durch Verteilungsfunktionen beschrieben.
Aus dem Risikoinventar werden dazu ergän-
zend die wichtigsten Risiken in gleicher Art und
Weise quantifiziert. Gelbe und grüne Felder
repräsentieren dabei die festzulegenden Plan-
annahmen. In der Sammelposition außeror-
dentliches Ergebnis (rote Markierung) werden
die eingetretenen Risiken ergebniswirksam
zusammengefasst.
Bilanzkennzahlen, wie das Capital Employed,
ergänzen die dynamische GuV. Risikomaße, wie
die Insolvenzwahrscheinlichkeit (PD) und der
Variationskoeffizient des EBIT, dienen zur risiko-
orientierten Analyse der Ergebnisse.
Für das erarbeitete Modell kann eine breite
Auswahl von Zielvariablen definiert werden.
Bei der WITTENSTEIN SE werden bei jedem
Simulationslauf mithilfe der Software „Crystal
Ball“ von Oracle 100.000 unterschiedliche
Szenarien berechnet und mit einem ausführ-
lichen Ergebnisbericht sowie Analyseinstru-
menten ausgewertet. Zu den genannten Krite-
rien der Bestandsgefährdung lassen sich zu-
sätzlich die risikobedingte Schwankungsbreite
von Zielgrößen wie das EBIT, oder konkrete
Krisenszenarien auswerten. Somit können zu-
künftige Handlungsoptionen an den spezifi-
schen Risikopositionen der jeweiligen Ge-
schäftsfelder, repräsentiert durch den Variati-
onskoeffizienten des Ertrages der Tochterge-
sellschaften, ausgerichtet werden. Die unter
Nutzung der Erkenntnisse der Risikoanalyse
ermittelten Kapitalkosten zeigen in diesem
zu Abweichungen. Mittels Simulation wurde
eine Häufigkeitsverteilung des Unternehmens-
ergebnisses einzelner Planperioden errechnet,
mit deren Hilfe Aussagen zur Höhe möglicher
risikobedingter Verluste oder zur Planungs-
sicherheit getroffen werden können. Das ge-
samthafte Vorgehen zur Risikoaggregation ist in
Abbildung 2 zusammengefasst.
Ausgangspunkt für die technische Erstellung
des Modells ist die geplante Gewinn- und Ver-
lustrechnung (GuV), die systematisch von oben
nach unten aufgebaut wird. Die GuV ist verein-
facht, beinhaltet neben dem Umsatz alle wichti-
gen aggregierten Kostenpositionen sowie Ab-
schreibungen, Zinsen und außerordentliche
Ergebnisse, über die der Einfluss der Risiken
modelliert wird. Mithilfe der ermittelten Risiko-
informationen und deren angenommenen Ei-
Risikoaggregation
Aus dem Risikoinventar werden nur Risiken er-
sichtlich, die bereits bei einem isolierten Eintritt
den Bestand des Unternehmens gefährden
können. Bestandsgefährdende Entwicklungen
ergeben sich in vielen Fällen aber auch aus den
Kombinationseffekten mehrerer Einzelrisiken.
Für die Beurteilung des Gesamtrisikoumfangs
ist daher – auch zur Erfüllung der gesetzlichen
Vorgaben in §91 Abs. 2 AktG – eine Risiko-
aggregation notwendig.
Der bei der WITTENSTEIN SE gewählte Ansatz
baut auf den Daten der Unternehmensplanung
und deren Planannahmen auf. Die identifizier-
ten Risiken werden anhand von Wahrschein-
lichkeitsverteilungen quantifiziert und führen in
verschiedenen Positionen der Erfolgsplanung
Autoren
Martin Esch
promovierte in den Themengebieten Strategisches Manage-
ment & Controlling. Davor sammelte er berufliche Erfahrungen
in Großkonzernen und Beratungen.
E-Mail:
Oliver Unger
promovierte in den Themengebieten Controlling & interne Un-
ternehmensrechnung. Davor sammelte er berufliche Erfahrun-
gen im Controlling und Finance & Operations von internationa-
len Großkonzernen.
E-Mail:
Abb. 2: Wertorientierte Unternehmenssteuerung
CM September / Oktober 2018
1...,75,76,77,78,79,80,81,82,83,84 86,87,88,89,90,91,92,93,94,95,...116
Powered by FlippingBook