Controller Magazin 6/2018 - page 80

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Die Interview-Reihe des Controller Magazins ist
eine dialogische Gesprächsform zum Herausar-
beiten und Vermitteln fachlicher Erkenntnisse
und praktischer Erfahrungen, aber auch von
Meinungen und Einschätzungen zu Controlling-
relevanten Themen und Fragen. Dabei werden
neben klassischen Themen auch innovative
Überlegungen und alternative Ansätze aufge-
griffen. Diese Ausgabe befasst sich aus unter-
schiedlichen Perspektiven mit der Prüfung und
Bewertung von Waren und Dienstleistungen.
Biel
: Die Stiftung Warentest
wurde 1964 auf
Beschluss
des damaligen Bundestages ge-
gründet. Brauchen wir die Stiftung Warentest
heute noch, mehr als 50 Jahre nach ihrer Grün-
dung? In der digitalen Welt finden sich vielfälti-
ge bewertende Internetforen und Online-Tests.
Es wurde noch nie so viel getestet wie heute.
Brackemann:
Andere Testveranstalter gibt es
ebenfalls schon seit Jahrzehnten – die Stiftung
Warentest war nie allein auf diesem Markt.
Durch das Internet sind in der Tat neue Ange-
bote dazu gekommen: Verbraucher bewerten
viele Produkte, Blogger berichten über ihre Er-
fahrungen und Testaggregierer fassen Bewer-
tungen zu einem neuen Urteil zusammen. Aber
auch heute kann man noch mit Fug und Recht
sagen, dass die Stiftung Warentest aus dem
Angebot heraussticht.
Biel:
Warum ragt die Stiftung Warentest aus Ihrer
Sicht aus dem Kreis der Testveranstalter hervor?
Brackemann:
Wir testen unabhängig von den
Anbietern der untersuchten Produkte, veröf-
fentlichen keine Anzeigen und machen keine
Tests im Auftrag von Anbietern. Und natürlich
kann man sich bei uns eine Bewertung nicht
kaufen, das sieht bei vielen Online-Bewer-
tungsportalen ganz anders aus. Aber nicht nur
diese
Unabhängigkeit
unterscheidet uns,
auch was die
Testtiefe
und die wissenschaftli-
che Fundierung der
Testmethoden
angeht,
werden bei den meisten anderen Tests deutlich
dünnere Bretter gebohrt. Gleichzeitig hat sich in
diesen 50 Jahren in fast allen Produktberei-
chen das Angebot erheblich ausgeweitet, es
wird für den Verbraucher immer schwieriger,
den Überblick zu behalten.
Biel:
Können Sie bitte diese Aussage unseren
Leserinnen und Lesern mit einem Beispiel ver-
deutlichen?
Brackemann:
Gerne. Wir haben z. B. eine vier-
stellige Anzahl von Unfallversicherungstarifen
Warentests aus unterschiedlichen Perspektiven
Interview mit Dr. Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen
der Stiftung Warentest
von Alfred Biel
Warentests aus unterschiedlichen Perspektiven
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