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          finanzieller Höchstgrenzen notwendig ist, als
        
        
          vielmehr die kritische Würdigung weiterer Ver-
        
        
          sprechungen, deren Einhaltung schwierig ist
        
        
          bzw. zu einer einseitigen Chancen – Risiken
        
        
          Verteilung führt.
        
        
          Wird die
        
        
          Zusammenarbeit verweigert
        
        
          , er-
        
        
          folgt die Durchsetzung der Ziele, welche
        
        
          ohne Zusammenarbeit erreichbar sind. Ent-
        
        
          schließt sich das Unternehmen dazu, unmit-
        
        
          telbar zu handeln ohne formalen Kontakt auf-
        
        
          zunehmen, betrifft dies primär Mitarbeiter
        
        
          und Kunden. Dieses Vorgehen kann Reaktio-
        
        
          nen des angeschlagenen Wettbewerbers
        
        
          nach sich ziehen, wobei abgestimmte Ant-
        
        
          worten festzulegen sind. Inwieweit Informati-
        
        
          onen offengelegt werden, entscheidet eben-
        
        
          falls die Unternehmensleitung. Beim Control-
        
        
          ling werden die verschiedenen Reaktionen
        
        
          zusammengeführt, wobei bei korrektem Vor-
        
        
          gehen keine weiteren Maßnahmen erforder-
        
        
          lich sind. Möglichen Drohungen ist kühl zu
        
        
          begegnen, da bei allem Verständnis die Nut-
        
        
          zung der eigenen Position der Stärke nicht
        
        
          verwerflich ist.
        
        
          
            Weitere Entwicklung
          
        
        
          Eine Unternehmenskrise ist kein Dauerzustand.
        
        
          Entweder erholt sich der Wettbewerber wieder,
        
        
          die Geschäftstätigkeit wird eingestellt oder die
        
        
          Insolvenz tritt ein. Im erstgenannten Fall erge-
        
        
          ben sich keine besonderen Handlungen, wird
        
        
          allerdings das Insolvenzverfahren eingeleitet,
        
        
          stellen sich erneute Fragen.
        
        
          Der Insolvenzverwalter wird grundsätzlich das
        
        
          Ziel eines Fortbestandes des Unternehmens
        
        
          haben. Wie dargestellt, wird der Unterneh-
        
        
          menskauf nur selten für das eigene Unterneh-
        
        
          men die optimale Option darstellen. Allenfalls
        
        
          wenn bereits Übernahmegespräche geführt
        
        
          wurden und diese primär an den Preisvorstel-
        
        
          lungen des Verkäufers scheiterten, ergeben
        
        
          sich nunmehr unter Umständen andere Vor-
        
        
          raussetzungen. Überstürzte Handlungen sind
        
        
          jedoch zu vermeiden.
        
        
          Findet sich kein Käufer für das gesamte Unter-
        
        
          nehmen, werden die einzelnen Vermögensge-
        
        
          genstände veräußert. Die oben dargestellte Pri-
        
        
          oritätenliste wird eine wertvolle Unterstützung
        
        
          vor dem möglichen Kauf darstellen. So können
        
        
          im Rahmen eines Verkaufes einzelner Aktiva
        
        
          spontane Entscheidungen, welche sich mögli-
        
        
          cherweise später als Fehleinschätzungen er-
        
        
          weisen, vermieden werden.
        
        
          
            Ein konkreter Fall der Schäfer KG
          
        
        
          Die Schäfer KG ist ein mittelständisches, me-
        
        
          tallverarbeitendes Unternehmen aus Solingen
        
        
          im Bergischen Land. In der Region sind eine
        
        
          Vielzahl vergleichbarer Unternehmen tätig, wo-
        
        
          bei sich die Schäfer KG auf spezielle Produkte
        
        
          für die kunststoffverarbeitende Industrie kon-
        
        
          zentriert. In einem der regelmäßigen Gespräche
        
        
          des Controllers mit dem Inhaber kam auch die
        
        
          wirtschaftliche Lage der Branche zur Sprache.
        
        
          Der Inhaber verwies auf die zufriedenstellende
        
        
          Geschäftslage, ein unmittelbare Konkurrent,
        
        
          die Baum GmbH stecke aber in ernsten Schwie-
        
        
          rigkeiten, wie in der Branche gemunkelt würde.
        
        
          Auf die Frage wie darauf reagiert würde, räum-
        
        
          te der Inhaber ein, dass bisher nichts gesche-
        
        
          hen sei. Die Gegenfrage lautet, ob denn über-
        
        
          haupt Schritte sinnvoll sein würden. Der Cont-
        
        
          roller versprach, kurzfristig ein Konzept zu ent-
        
        
          wickeln.
        
        
          Grundlage des weiteren Vorgehens konnten nur
        
        
          belastbare Informationen sein. Da alle Beteilig-
        
        
          ten wussten, dass
        
        
          „wirtschaftliche Schwie-
        
        
          rigkeiten“ viel bedeuten können
        
        
          , wurden die
        
        
          Abteilungsleiter des Unternehmens darum ge-
        
        
          beten, die ihnen bekannten Informationen of-
        
        
          fenzulegen. Bisher war im Unternehmen das
        
        
          Thema noch nicht diskutiert worden. Aus
        
        
          ver-
        
        
          schiedenen Eindrücken konnte dabei ein
        
        
          Gesamtbild
        
        
          gewonnen werden. Der Personal-
        
        
          leiter berichtet von mehreren
        
        
          Initiativbewer-
        
        
          bungen von Mitarbeitern
        
        
          der Baum GmbH.
        
        
          Der Vertriebsleiter wusste, dass die Baum
        
        
          GmbH bei
        
        
          Kunden auf Vorauszahlungen
        
        
          drängte
        
        
          und der Einkaufsleiter hatte von einem
        
        
          gemeinsamen
        
        
          Lieferanten
        
        
          erfahren, dass die
        
        
          Baum GmbH in den letzten Monaten
        
        
          kein
        
        
          Skonto
        
        
          mehr ziehen würde und Zahlungen teil-
        
        
          weise verspätet eingingen. Die einzelnen Facet-
        
        
          ten ließen nur einen Schluss zu: die Baum
        
        
          GmbH würde sich mit sehr
        
        
          hoher Wahr-
        
        
          scheinlichkeit in Schwierigkeiten
        
        
          befinden.
        
        
          Alle Beteiligten wurden aufgefordert, weiterhin
        
        
          Informationen zu sammeln. Gleichzeitig sollte
        
        
          die Angelegenheit jedoch äußerst vertraulich
        
        
          behandelt werden und keinesfalls Gerüchte
        
        
          über die Schwierigkeiten gestreut werden. Der
        
        
          Controller moderierte die Informationssamm-
        
        
          lung. Dies war deshalb nützlich, weil die Mei-
        
        
          nungen über den Konkurrenten durchaus sub-
        
        
          jektiv waren und Fakten und Mutmaßungen
        
        
          nicht einfach zu trennen waren.
        
        
          Nachdem die Schwierigkeiten des Konkurren-
        
        
          ten offensichtlich geworden waren, kehrte sich
        
        
          die anfängliche Zurückhaltung ins Gegenteil
        
        
          um. Seitens der Abteilungsleiter kamen eine
        
        
          Vielzahl von Vorschlägen auf, wie mögliche Vor-
        
        
          teile aus der Situation realisiert werden könn-
        
        
          ten. Ohne die einzelnen Vorschläge zu beurtei-
        
        
          len, wurde rasch offensichtlich, dass sich diese
        
        
          teilweise ausschlossen oder schlicht die Mög-
        
        
          lichkeiten des Unternehmens überschreiten
        
        
          würden. Um vorschnelle Schritte zu vermeiden,
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Dipl.-BW (FH) Steuerberaterin Susanne Schneider
        
        
          ist im Rechnungswesen eines Investitionsgüterkonzern
        
        
          in Essen tätig.
        
        
          Daniel Pudliszewski
        
        
          ist Bürokaufmann und im Gesundheitswesen tätig.
        
        
          
            Reaktion auf Probleme eines Konkurrenten