8
          
        
        
          Nun werden die Datenbestände noch größer,
        
        
          die Datenbestände noch vielfältiger und hetero-
        
        
          gener. Welches Problem verbirgt sich dahinter?
        
        
          Haben sich sowohl die Ansprüche als auch die
        
        
          Möglichkeiten verändert?
        
        
          Vierkorn:
        
        
          Wie wir im Zuge unseres Dialogs ge-
        
        
          sehen haben, liegt ein wesentliches Problem in
        
        
          der Heterogenität der Daten. Wir haben neben
        
        
          den klassischen, strukturierten Daten
        
        
          ver-
        
        
          mehrt unstrukturierte Daten sowie ver-
        
        
          stärkt auch maschinengenerierte Daten
        
        
          sowie Sensordaten.
        
        
          Diese recht unterschied-
        
        
          lichen Daten müssen verarbeitbar und auswert-
        
        
          bar gemacht werden.
        
        
          Biel:
        
        
          Und wie steht es um Möglichkeiten und
        
        
          Ansprüche?
        
        
          Vierkorn:
        
        
          Es stehen drei große Verände-
        
        
          rungslinien im Fokus. Zunächst ist festzustel-
        
        
          len, dass wir enorme Fortschritte in der Tech-
        
        
          nologie gemacht haben. Hierzu einige Stich-
        
        
          worte:
        
        
          Neue Datenbanken
        
        
          (file-basierte,
        
        
          Non-SQL Datenbanken),
        
        
          Nutzung von In-
        
        
          Memory-Technologie
        
        
          oder Appliances für
        
        
          eine bestmögliche Verarbeitung.
        
        
          Ohne die
        
        
          deutlich verbesserten technologischen
        
        
          Voraussetzungen
        
        
          , beispielsweise in der
        
        
          Speicherkapazität,
        
        
          gäbe es kaum das The-
        
        
          ma Big Data
        
        
          . Aber auch die Analysever-
        
        
          fahren, die Qualität der Analysemöglichkeiten
        
        
          haben sich deutlich verbessert. Letztlich ste-
        
        
          hen heute mehr Daten zur Verfügung, die
        
        
          erschlossen und genutzt werden können. Wir
        
        
          sind heute auf der Suche nach neuen Daten-
        
        
          und Nutzenpotenzialen.
        
        
          Biel:
        
        
          Mit dieser Antwort und den aufgezeigten
        
        
          Entwicklungslinien haben Sie kompakt begrün-
        
        
          det, warum uns das Thema Big Data beschäf-
        
        
          tigt. Das führt zu der Frage,
        
        
          worin sehen Sie
        
        
          angesichts dieser weitreichenden Verfügbarkeit
        
        
          aber
        
        
          den Engpass?
        
        
          Vierkorn:
        
        
          Weniger in der Technik oder Techno-
        
        
          logie und auch nicht in der Analytik. Vielmehr
        
        
          darin,
        
        
          aus den vorhandenen Daten und
        
        
          Möglichkeiten relevante Erkenntnisse ab-
        
        
          zuleiten
        
        
          und entsprechenden Nutzen zu gene-
        
        
          rieren.
        
        
          Biel:
        
        
          Steht bei diesen Projekten die Frage im
        
        
          Raum, den Informationsnutzen zu maximieren,
        
        
          oder ist eher eine differenzierte Vorgehens-
        
        
          weise geboten?
        
        
          Vierkorn:
        
        
          Im Vordergrund steht, was man
        
        
          mit den hinzugewonnenen Erkenntnissen
        
        
          machen kann
        
        
          , wie man sie wirklich nutzen
        
        
          kann. Beispielsweise macht es keinen Sinn,
        
        
          Daten Realtime zur Verfügung zu stellen, wenn
        
        
          etwa aus organisatorischen Gründen die sofor-
        
        
          tige und unmittelbare Verarbeitung gar nicht
        
        
          möglich ist.
        
        
          Biel:
        
        
          Stoßen wir bei der praktischen Bewälti-
        
        
          gung dieser Aufgabe an Grenzen? Eine sowohl
        
        
          von Wissenschaftlern als auch Praktikern häu-
        
        
          fig und auch ganz aktuell geäußerte Erkenntnis
        
        
          zum Informationsmanagement lautet: „Wird ein
        
        
          Informationssystem von den Betroffenen nicht
        
        
          vollständig verstanden oder ist die Bedienung
        
        
          zu komplex, ist auch das leistungsstärkste In-
        
        
          formationssystem zum Scheitern verurteilt“.
        
        
          Können Sie diese empirisch gestützte Bemer-
        
        
          kung verstehen? Wie ist mit diesem Phänomen
        
        
          umzugehen?
        
        
          Vierkorn:
        
        
          Ja, hier haben wir ein Dauerthema.
        
        
          Es sind Anforderungen an die Systeme zu defi-
        
        
          nieren und umzusetzen insbesondere hinsicht-
        
        
          lich Leistungsfähigkeit, Stabilität und Kapazität.
        
        
          Zudem kommt es darauf an, dass die konzipier-
        
        
          te Lösung passgenau ist. Eine wichtige Rolle
        
        
          spielt auch die Anwenderfreundlichkeit der
        
        
          Systeme. Natürlich muss entsprechendes
        
        
          Know-how aufgebaut werden. Die
        
        
          Einführung
        
        
          muss durch Projektmanagement
        
        
          , als auch
        
        
          Changemanagement
        
        
          angemessen
        
        
          unter-
        
        
          stützt
        
        
          und gefördert
        
        
          werden
        
        
          . Nicht zuletzt
        
        
          kommt es auch auf die richtige Einbettung in
        
        
          die Führungsorganisation an. Der Prozess Big
        
        
          Data muss intensiv begleitet werden.
        
        
          Biel:
        
        
          Können Sie verstehen, dass Big Data nicht
        
        
          nur zustimmend und euphorisch diskutiert,
        
        
          sondern auch kritisch hinterfragt wird? Bei-
        
        
          spielsweise werden erhebliche rechtliche Prob-
        
        
          leme im Bereich des Urheber- und Daten-
        
        
          schutzrechts geltend gemacht.
        
        
          Viele fürchten
        
        
          den gläsernen Menschen und die totale
        
        
          Transparenz.
        
        
          Wie relevant und wie berechtigt
        
        
          sind aus Ihrer Sicht diese vielfältigen warnen-
        
        
          den Hinweise?
        
        
          Vierkorn:
        
        
          Ich kann durchaus gewisse Ängste
        
        
          und Bedenken verstehen. Diese müssen wir
        
        
          genauso kritisch hinterfragen wie auch unser
        
        
          eigenes Tun. Gesetze müssen selbstverständ-
        
        
          lich eingehalten werden. Gerade in Deutsch-
        
        
          land haben wir hier teilweise sehr strikte Vorga-
        
        
          ben – auch von den Unternehmen selbst aufer-
        
        
          legte Regeln. Aber dennoch kann noch sehr viel
        
        
          getan werden – auch mit beachtlichem Nutzen
        
        
          für die Unternehmen. Im Fokus steht die Erfas-
        
        
          sung und Auswertung von Daten und nicht de-
        
        
          ren Kontrolle. Viele Menschen befürchten einen
        
        
          Kontrollverlust, das schürt Ängste. Insofern
        
        
          kommt es auf geeignete und verlässliche Rah-
        
        
          menbedingungen an.
        
        
          Wir sind
        
        
          sicher
        
        
          aufgeru-
        
        
          fen
        
        
          , aufmerksam und vor allem auch
        
        
          sensibel
        
        
          mit diesen Themen umzugehen.
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Steffen Vierkorn
        
        
          ist Geschäftsführer der Qunis GmbH. Er ist spezialist für die
        
        
          Entwicklung von BI-Strategien und den Aufbau von BI-Organi-
        
        
          sationen. Desweiteren ist er Autor zahlreicher BI-Publikatio-
        
        
          nen, Sprecher auf diversen BI- und DW-Veranstaltungen und
        
        
          als Dozent am MCI Innsbruck und für die CA Akademie tätig.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          Fachjournalist (DFJS) Dipl.-Betriebsw. Alfred Biel
        
        
          Autor, Interviewer und Rezensent verschiedener Medien mit
        
        
          reichhaltigen Erfahrungen aus verantwortlichen Konzern-Tätig-
        
        
          keiten und Aufgaben in mittelständischen Unternehmen. Be-
        
        
          triebswirtschaftliches und journalistisches Studium. Verleihung
        
        
          der Ehrenmitgliedschaft des Deutschen Fachjournalisten Ver-
        
        
          bands (DFJV) und des Internationalen Controller Vereins (ICV).
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            Interview zum Thema: Big Data – Bedeutung und Auswirkungen