9
spezial Kanzleien im Arbeitsrecht 2017
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Das vor vier Jahren gegründete Mainzer Start-up Lexalgo hat sich darauf spezia-
lisiert, die Arbeit von Experten, insbesondere im juristischen Bereich, zu formali-
sieren und ihr fachliches Know-how zu modellieren.
Das bedeutet: Die Software von Lexalgo kann juristische und weitere regelbasierte
Prüfungen teilautomatisieren. Das reduziert überall dort, wo bislang juristische
Sachverhalte mit großem personellem Einsatz erfasst und bearbeitet werden muss-
ten, die Komplexität und den Arbeitsaufwand. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfäl-
tig. Insbesondere bei häufig auftretenden ähnlichen Fällen oder Datenmengen spart
der Einsatz von Lexalgo-Modulen Ressourcen, etwa den Einsatz von Volljuristen.
Entscheidungen werden beschleunigt. Kurz vor dem Praxiseinsatz steht eine Lösung,
die Lexalgo - mit mittlerweile elf Mitarbeitern – für den Deutschen Anwaltverein
entwickelt. Sie soll Rechtsanwälten helfen, bei der Berechnung ihrer Gebühren
juristisch korrekt und effizient vorzugehen. „Die Benutzer beantworten dazu Fragen,
welches das System an sie richtet, und die Software schlägt dann die optimale
Lösung für die Honorarabrechnung vor“, erklärt Michael Grupp (33), Mitgründer und
Mitunternehmer. „Eine große Herausforderung ist es, die Wertungen, die Fachleute
wie Anwälte bei ihrer Arbeit vornehmen, im Computer abzubilden.“
Wissen von Experten
digitalisieren
PRAXISBEISPIELE
Das seit 2011 bestehende Softwareunter-
nehmen Busylamp mit Sitz in Frankfurt
am Main hilft Unternehmen und anderen
Organisationen, welche die Kosten für
Rechtsberatung im Blick behalten und
verringern wollen.
Dazu hat Busylamp, das derzeit 15 Mitarbei-
ter zählt und weitere Büros in New York und
London unterhält, ein webbasiertes System
entwickelt, welches mehr Transparenz in
den Abrechnungsprozess bringt und diesen
digitalisiert. Das Tool ist im Wesentlichen
eine gemeinsame Plattform für Mandanten
und Anwälte, die über den Bearbeitungs-
stand und bislang aufgelaufene Kosten bei
einzelnen Mandaten informiert und den
gesamten Prozess der Rechnungsstellung
und -begleichung automatisiert. Zielgruppe
sind Unternehmen mit einem größeren
Beratungsvolumen. „Zumindest ab einem
jährlichen Beratungsbudget von einer
halben Million Euro sollte man über den
Einsatz von Busylamp nachdenken“, erklärt
Mitgründer und Mitgeschäftsführer Manuel
Meder, Rechtsanwalt.
Zu den Kunden zählen beispielsweise der
Osram-Konzern, die Holtzbrinck-Gruppe
sowie die New York Times Company. „Ge-
rade Unternehmen, die international tätig
sind, die mit mehreren Kanzleien zusam-
menarbeiten und verschiedene spezielle
Vereinbarungen zur Honorierung getroffen
haben, sparen Zeit und Geld durch die
Automatisierung der andernfalls zeitauf-
wendigen und fehleranfälligen manuellen
Rechnungsprüfung.“, erläutert Meder.
Die Software von Busylamp bietet zudem
umfangreiche Analyse- und Reportingfunk-
tionen, um Spar- und Verbesserungspoten-
ziale bei der Mandatsvergabe aufzudecken.
Der Kostendruck, mit dem sich derzeit viele
Rechtsabteilungen konfrontiert sähen, kom-
me Busylamp entgegen.
Überblick über
die Kosten der
Rechtsberatung
Auch die Wirtschaftskanzlei CMS mit mehr als 600 Rechtsanwälten und Steuerbe-
ratern in Deutschland beschäftigt sich intensiv mit dem Thema „Legal Tech“. Seit
einem knappen Jahr kommt dort die Softwarelösung „Hotdocs“ zum Einsatz.
Das System hilft den Benutzern, juristische Dokumente zusammenzustellen, etwa
Arbeitsverträge oder alle nötigen Unterlagen, die zur Gründung einer GmbH not-
wendig sind. Hinterlegt sind die notwendigen juristischen Formulierung, Daten aus
der Mandantenverwaltung und die Logik zu Auswahl und Anpassung der nötigen
Infos. Die Erfahrungen seien bisher sehr gut. „Wir erzielen deutliche Effizienzgewin-
ne“, sagt Stefan Sieling, Knowledge-Management-Partner bei CMS – genau beziffern
kann die Kanzlei diese aber noch nicht. „Noch sind wir dabei, das System weiter
zu optimieren und auszubauen“, so Stefan Sieling. Bedient werde „Hotdocs“ nicht
von Anwälten, wohl aber von Mitarbeitern mit juristischem Know-how. „Wir legen
großen Wert darauf, dass durch die Teilautomatisierung die Qualität nicht leidet
– das hat oberste Priorität“, erklärt Sieling. Darum würden alle Dokumente nach
der Generierung mit „Hotdocs“ nochmals von einem Anwalt freigegeben. Darüber
hinaus nutzt CMS künftig die Softwarelösung Kira, um Dokumente automatisch
zu analysieren, etwa im Rahmen der Due Diligence bei Firmenübernahmen oder
bei Compliance-Fällen. „Die Software ist lernfähig und weit mehr als eine Phra-
senerkennung“, erklärt Sieling. Derzeit werde sie von CMS-Mitarbeitern mit Daten
gefüttert und trainiert.
Der Computer erstellt und
analysiert Dokumente