Personalmagazin 8/2017 - page 54

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ORGANISATION
_AUSLANDSENTSENDUNG
personalmagazin 08/17
U
nternehmenmüssen sichheu-
te global aufstellen, wenn sie
auf den grenzübergreifenden
Märkten präsent sein möch-
ten. Sie erhöhen nicht nur die Anzahl der
Mitarbeiter, die an einem anderen Stand-
ort arbeiten, sondern erweitern auch die
Anzahl der Städte und Länder, in die sie
ihre Mitarbeiter schicken. Internationa-
le Karrierewege werden zur Normalität,
nach Schätzungen der Beratungsgesell-
schaft PwC wird die internationale Mobi-
lität von Mitarbeitern bis zum Jahr 2020
um 50 Prozent zunehmen.
Gleichzeitig garantieren Unterneh-
men durch Auslandsentsendung den
firmeninteren Wissenstransfer und stär-
ken ihre globale Präsenz. Oft haben Mit-
arbeiterentsendungen auch den Zweck,
vakante Stellen in ausländischen Nie-
derlassungen oder Tochtereinheiten, für
die vor Ort keine qualifizierten Arbeits-
Von
Stefan Remhof
kräfte zu finden sind, zu besetzen und so
die Strategie und Unternehmenskultur
am ausländischen Standort zu transfe-
rieren oder zu unterstützen.
Auf der Kostenseite stellt eine Aus-
landsentsendung jedoch eine der teu-
ersten Investitionen in einen Mitarbeiter
dar mit dem Ergebnis, dass Expatriats
auch als teuerste Mitarbeiter eines Un-
ternehmens gelten. Hinzu kommt: Nicht
immer ist die Auslandsentsendung ein
Erfolg, teilweise muss sie abgebrochen
werden, teilweise werden die erwarteten
Ziele nicht erfüllt. Die Risikofaktoren
dafür reichen von einer unzureichen-
den Vorbereitung auf die Entsendung
über fehlende Unterstützung durch
die Unternehmenszentrale bis hin zu
Schwierigkeiten bei der Anpassung
an das kulturelle und arbeitsbezogene
Umfeld im Zielland. Dazu können eine
unzureichende Vergütung oder fehlende
finanzielle Unterstützung sowie schlech-
te Programme der Karriereplanung oder
des Repatriierungsprozesses kommen.
Auch Belastungen im familiären Bereich,
weil die Familie nicht ausreichend in den
Entsendeprozess eingebunden wurde,
führen häufig zum Abbruch.
Return of Investment bei Entsendun-
gen: Mehr als nur die Kapitalrendite
Es ist schwierig, den Erfolg der Entsen-
dung und die damit verbundenen Kos-
ten gegenüberzustellen und zu quanti-
fizieren. Ein Werkzeug zur Messung der
vollständigen Kosten einer Mitarbeiter-
entsendung existiert bislang noch nicht.
Eine mögliche Kennziffer zur Messung
der Kosten und des Erfolgs der Aus-
landsentsendung stellt die betriebswirt-
schaftliche Kennzahl „Return on Invest-
ment“ (ROI) dar. Als Näherungswert für
das Kostenmanagement und -control-
ling von Auslandsentsendungen wurde
die Kennzahl von der Entsendeexpertin
Yvonne McNulty zum Return on Invest-
ment der Expatriierung („expatriate
ROI“- eROI) angepasst. Sie ist deshalb
so wichtig, weil diese Kennzahl mehr als
nur den objektiv messbaren Nutzen der
Auslandsentsendung für das Unterneh-
men umfasst. Wie der „Brookfield Glo-
bal Mobility Trend Survey 2016“ zeigt,
beziehen allerdings bislang nur sechs
Prozent der Unternehmen die Messung
des eROI in ihre internationalen Mobili-
tätsprogramme ein.
Konkret stellt der eROI die finanzi-
ellen und nicht-finanziellen Kosten des
Unternehmens im Hinblick auf das er-
wartete Ziel und den Mehrwert der Aus-
landsentsendung gegenüber. Als Kosten
sind hier etwa ein vorzeitiger Abbruch
der Auslandsentsendung durch den Mit-
arbeiter, die Aufwendungen für interkul-
turelle Trainingsmaßnahmen oder eine
fehlende Mitarbeiterbindung nach einer
Repatriierung zu nennen. Als Nutzen
lässt sich die Steigerung der Arbeitsleis­
tung des Mitarbeiters aufführen.
Der eROI lässt sich mit seinen Be-
standteilen in einer einfachen Rechen-
formel darstellen:
cROI + iROI = eROI.
Der cROI („corporate ROI“) bezieht sich
dabei auf den Nutzen von Auslandsent-
sendungen für Unternehmen, wie etwa
die Sicherstellung von Wettbewerbsvor-
teilen, der Wissenstransfer, die Garantie
der globalen Präsenz oder die Erweite-
Achtung Kostenfalle!
TIPPS.
Auslandsentsendungen sind für Unternehmen mit einem erheblichen finanziel-
len Risiko verbunden. Bessere Vorbereitung kann den „Return on Invest“ erhöhen.
Der expatriate ROI
(eROI) erfasst als Kenn-
zahl mehr als nur den
rechnerischen, objektiv
messbaren Nutzen der
Auslandsentsendung für
das Unternehmen.
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