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ORGANISATION
_AUSLANDSENTSENDUNG
personalmagazin 08/17
sich Arbeitnehmer, die in das türkische
Rentenversicherungssystem eingezahlt
haben, unbedingt diese Beitragszeiten
nachweisen lassen. Andernfalls entge-
hen ihnen wertvolle Rentenpunkte.
personalmagazin:
Wie wirken sich die Geset-
zesinitiativen von Donald Trump auf die
Entsendung deutscher Mitarbeiter aus?
Dotou:
Bei Entsendungen in die USA be-
stehen derzeit mitunter die größten He-
rausforderungen. Obwohl es deutschen
wie anderen ausländischen Unterneh-
men zunehmend erschwert wird, ver-
lagern diese immer mehr Geschäftstä-
tigkeit in die USA. Damit nehmen auch
die Entsendungen in die Vereinigten
Staaten zu. Große Sorge bereitet uns
die geplante Änderung der Visakatego-
rien. Dort spüren Unternehmen bereits
jetzt einen deutlich schärferen Wind.
Während deutsche Spezialisten bislang
problemlos das gewünschte Visum er-
hielten, bekommen wir seit Kurzem
vermehrt Absagen. Unternehmen müs-
sen sich hier auf neue Regelungen ein-
stellen. Wenn der Kongress zustimmt,
wird beim E-1- und E-2-Visum die Inves-
titionssumme erheblich steigen. Beim
H-1B-Visum zeichnen sich überdies
andere Gehaltsgrenzen ab. Die Visa-Ka-
tegorien für Business-Traveller stehen
ebenfalls auf der Überarbeitungsliste.
Und nicht zuletzt stellen wir verschärfte
Kontrollen bei Betrieben fest, die aus-
ländische Arbeitnehmer mit dem L-1-In-
tracompany-Transferee-Visum beschäf-
tigen. All das hat vor allem Folgen für
Unternehmen, die viele ausländische
Mitarbeiter in die USA entsenden.
„EU-Länder keine sichere Bank“
INTERVIEW.
Viele politische Umbrüche erschweren derzeit die Auslandsentsendungen.
Berater Omer Dotou erklärt, wie Personaler nun umsichtig handeln.
personalmagazin:
Wie wirken sich die
aktuellen politischen Umbrüche auf das
Entsendeverhalten der Firmen aus?
Omer Dotou:
In der Tat müssen Unter-
nehmen ihre grenzüberschreitende Zu-
sammenarbeit mit mehreren Ländern
überarbeiten. Wir stellen fest, dass vor
allem Entsendungen nach Russland
und in die Türkei rückläufig sind. Dies
gilt insbesondere dann, wenn Familien
mitgekommen sind. Zudem verlegen im-
mer mehr deutsche Unternehmen ihre
Niederlassungen im Nahen Osten nach
Dubai, wo die politische Lage zurzeit si-
cherer ist. Aufgrund der vielen Unwäg-
barkeiten befristen viele Firmen ihre
Entsendungen auf zunächst zwei Jahre.
Wir merken zudem, dass der Beratungs-
bedarf enorm zugenommen hat. Dies
betrifft selbst Firmen, die ein Inhouse-
Entsendemanagement aufgebaut haben.
personalmagazin:
Wie verhalten sich die
Unternehmen, die Mitarbeiter in die
Türkei entsandt haben?
Dotou:
Zum einen haben die Unterneh-
men Mitarbeiter abgezogen; zum ande-
ren haben viele Expats mit Familie von
sich aus um eine Rückkehr gebeten. Die
größte Herausforderung für die Unter-
nehmen besteht nun darin, überhaupt
entsendewilliges Personal für die Tür-
kei zu finden. Die meisten Fachkräfte
lehnen einen Einsatz dort ab. Hinzu
kommt, dass sich die Unternehmen
selbst zunehmend die Frage stellen, in-
wieweit sie überhaupt noch rechtssicher
in der Türkei agieren können. Auch dort
gibt es Überlegungen, Standorte nach
Dubai zu verlegen. Schwierig wird es
jedoch, wenn große lokale Bauvorhaben
beendet werden müssen. Dort sind Per-
sonaler in der Pflicht, den Fachkräften
entsprechende neue Anreize zu bieten,
aber sie auch bestmöglich vor potenziel-
len Gefahren zu schützen. Wir empfeh-
len hier ein Notfallmanagement zu eta-
blieren.
personalmagazin:
Was müssen Personaler
bei der Sozialversicherung beachten,
wenn sie Mitarbeiter aus der Türkei
zurückholen?
Dotou:
Mit der Türkei besteht ein So-
zialversicherungsabkommen für die
Zweige der Kranken-, Renten-, Arbeits-
losen- und Unfallversicherung. Bei ei-
ner Rückkehr nach Deutschland sollten
OMER DOTOU
ist Berater für internatio
nale Mitarbeiterentsendungen bei der BDAE
Gruppe.
© MIHAI TUFA FÜR BDAE GRUPPE