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Markt vorbeigeht oder unverständlich
ist, erzeugt Frust beim Nutzer. Im Üb-
rigen suchen wir unsere Mitarbeiter so
aus, dass sie neben ihrem fachlichen In-
put Offenheit und Lust an der Kommu-
nikation mitbringen. Da unsere Mitar-
beiter an neun Standorten weltweit als
verteilte Teams aktiv sind, arbeiten wir
stark mit digitalen Kommunikations-
möglichkeiten wie Chat, Social Intranet
oder Videotelefonie.
personalmagazin:
In einer Ihrer Umfragen
nennen Geschäftspartner und Bosch-
Unternehmen mit 27 Prozent die fehlende
Mitarbeiterqualifikation als hohe Barri-
ere für die Industrie 4.0. Ingenieure und
Informatiker müssen eine gemeinsame
Sprache finden. Ein lösbares Problem?
Kallenbach:
Ja, Anwendungen für die ver-
netzte Produktion erfordern ein kom-
plett neues Expertenprofil: Es werden
Fachkräfte benötigt, die Prozess- und
Fertigungsexpertise mit IT-Know-how
verbinden. Hier sind wir gefragt, die
Experten an einen Tisch zu bringen, um
diese Zukunftsprojekte umzusetzen.
Wer begreift, dass nur die Zusammen-
arbeit der Disziplinen zum Erfolg führt,
der wird sich freiwillig verändern und
muss nicht gezwungen werden.
personalmagazin:
Sie kommen aus der
traditionell hierarchischen Bosch-Welt,
argumentieren aber wie ein agiler Start-
up-Gründer.
Kallenbach:
Wer Projekte wie Erdbeer-
felder mit Wärmesensoren oder die
vernetzte Parkplatzsuche vorantreiben
will, muss Arbeitsweise und Führungs-
kultur verändern. Selbstorganisation,
kleine Teams und höheres Tempo bei
Entscheidungen gehören zur DNA der
IoT-Welt. Das macht Bosch aus, dass
man auf seinem Karrierepfad Einblicke
in beides bekommen kann, Großunter-
nehmen und kleine, agile Einheit.
personalmagazin:
Welche Faktoren sind
es, die diese Änderung voranbringen
können?
Kallenbach:
Wir müssen Vertrauen haben
in die Teams und von Fehlern lernen.
Wir müssen Mut zeigen und den Teams
Entscheidungsbefugnis in ihren Projek-
ten geben. Verantwortlich zusammen-
zuarbeiten über Ländergrenzen hinweg,
erfordert eine offene und transparente
Kommunikation. Führungskräfte müs-
sen den Willen zur Veränderung vor-
leben, Barrieren aus dem Weg räumen
und Kontrolle nur da ausüben, wo es
erforderlich ist.
personalmagazin:
Das klingt an sich gut
und praktikabel. Aber diese Forderungen
sind zumindest den Personalmanagern
nicht ganz neu ...
Kallenbach:
Das mag sein, aber wir müs-
sen es jetzt schaffen, sie umzusetzen.
Denn Menschen sind der Schlüssel zum
Erfolg – schon immer, aber in der ver-
netzten Welt noch mehr.
Das Interview führte
Ruth Lemmer,
freie Journalistin in Duisburg.
VIDEO
In der App sehen Sie im Video, was Rai-
ner Kallenbach auf die Frage „Kann ein
Tanker disruptiv werden?“ antwortet.
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