Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
06/17 personalmagazin
• „C“ steht für „Complexity“ (Komple-
xität, Vielschichtigkeit), also für eine
Situation, in der viele beziehungs-
weise vielfältige Elemente ineinander
spielen.
• „A“ steht für „Ambiguity“ (Ambivalenz,
Mehrdeutigkeit), also für eine unklare,
unscharfe und gegebenenfalls sogar
widersprüchliche Umwelt.
Vuca-Welt: Erwartungen an Führung
In einer Vuca-Umwelt ergeben sich auch
an die Führung andere Erwartungen.
Erstens erfordert eine Vuca-Umwelt ein
flexibleres Vorgehen und ein schnelleres
(Re-)Agieren. Im Digitalzeitalter müssen
Führungskräfte häufig mit mehreren
Optionen „jonglieren“ und „auf Sicht fah-
ren“. Ein pragmatisches Ausprobieren
und Lernen ist oft erfolgreicher als detail-
lierte Analyse und Planung. Es gilt, eine
grundsätzliche Richtung vorzugeben, in
Szenarien zu denken, sich mehrere Op-
tionen offenzuhalten, schwache Signale
frühzeitig aufzunehmen, mit Lösungs-
ansätzen zu experimentieren und sehr
schnell aus den gemachten Erfahrungen
– das bedeutet ganz bewusst auch Fehler
zu machen – zu lernen. All dies lässt sich
unter dem Oberbegriff „agile Führung“
subsumieren.
Zweitens ist in einer Vuca-Umwelt
auch die Einsicht wichtig, dass Unterneh-
menslenker und Führungskräfte nie all-
wissend sind. Einzelne Personen sind in
einer volatilen, unsicheren, komplexen
und ambivalenten Umwelt überfordert.
Auch wissen die einzelnen Mitarbeiter
als Experten in ihrem Gebiet immer häu-
figer mehr als die Führungskraft. Ein
solches komplexes System kontrollieren
und zentral führen zu wollen, ist vermes-
sen. Dementsprechend muss Führung
stärker verteilt und die gesamte kollek-
tive Intelligenz im Unternehmen genutzt
werden (partizipative Führung).
Eine wesentliche Voraussetzung für
mehr Partizipation und Selbststeuerung
ist -drittens- eine ausgeprägte Vernet-
zung. Daher muss Führung in einer
Vuca-Umwelt die Bildung von Netzwer-
ken und die abteilungs-, regionen- und
funktionsübergreifende Zusammenar-
beit unterstützen.
Hierfür ist – viertens – eine offene
Führung nötig. Ein Digital Leader muss
offen kommunizieren, offenes Feedback
geben und auch selbst offen für Kritik
sein. Zeitgemäße Führung ist somit vor
allem eine offene Führung.
Wenn Führung vernetzter, offener,
partizipativer und agiler werden soll,
dann setzt dies – fünftens – voraus, dass
Führungskräfte ihren Mitarbeitern ver-
trauen – sowohl im Hinblick auf deren
Motivation (Wollen) als auch deren Kom-
petenzen (Können).
Diese fünf Charakteristika von Füh-
rung im Digitalzeitalter bilden das so-
genannte Vopa-plus-Modell (siehe Grafik
„Das Vopa-plus-Modell“). Damit Unter-
nehmen agil sind, müssen Führungs-
kräfte der Motivation und dem Können
ihrer Mitarbeiter vertrauen, Vernetzung
schaffen, offen sein und ihre Mitarbeiter
„mal machen“ und an der Führung par-
tizipieren lassen.
Partizipation im Digital Leadership
Wie dargestellt muss Führung künftig
stärker verteilt und die gesamte kol-
lektive Intelligenz im Unternehmen
genutzt werden. Führungskräfte kön-
nen in einer Vuca-Umwelt nicht mehr
alles (selbst) steuern. Sonst leidet die
Qualität und/oder die Entscheidungs-
geschwindigkeit ist zu gering. Die De-
tailsteuerung muss daher zunehmend
der sozialen Selbststeuerung in Teams
beziehungsweise Communities überlas-
sen werden.
Eine solche partizipative Führung
wünschen und erwarten auch die Mit-
arbeiter mehr und mehr. 84 Prozent der
11.880 Mitarbeiter in deutschen, öster-
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DER PARTIZIPATIONSZIRKEL
QUELLE: PETRY/KÖSTER 2017
Der Partizipationszirkel ordnet die verschiedenen Wege zur Mitarbeiterpartizipation
danach, wie viele Mitarbeiter partizipieren und in welchem Maß.
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