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SZENE
_HR-VERBÄNDE
personalmagazin 02/17
F
ür Katharina Heuer, die seit 2013
die Geschäfte der Deutschen Ge-
sellschaft für Personalführung
(DGFP) leitet, sind die Zeiten
nicht leicht: Sie hat den größten Change
zu managen, den die traditionsreiche Ver-
bandsorganisation der Personalfachleute
bislang zu bewältigen hatte. Als sie imMai
2015 zusammen mit demVorstandsvorsit-
zenden Dr. Gerhard Rübling Millionenver-
luste vermelden musste, verschärfte sie
das Tempo und setzte innerhalb von we-
nigen Monaten ein Reorganisationspro-
gramm um, das die Schließung von fünf
Regionalstellen, die Verlegung des Haupt-
sitzes von Düsseldorf nach Frankfurt, den
Verkauf des repräsentativen „Hauses der
Personalführung“ und die Reduzierung
der Zahl der fest angestellten Mitarbei-
ter von 70 auf 40 beinhaltete. In diesen
neuen Strukturen arbeitet die DGFP jetzt
seit einem Jahr und Katharina Heuer zieht
eine positive Zwischenbilanz: „Wir haben
ein leistungsstarkes Team in Frankfurt
aufgebaut und sind vor allem wieder
näher dran an unseren Mitgliedern. Wir
spüren derzeit viel Zuspruch bei unseren
Erfahrungsaustauschgruppen, Netzwerk-
treffen und Akademieveranstaltungen“,
sagt sie und ergänzt: „Der persönliche
Austausch- und Vernetzungsgedanke zu-
sammen mit einer starken Inhaltlichkeit
war und bleibt die DNA der DGFP.“
Heftige Kritik am Management
Doch die Situation, in der die DGFP ih-
ren 65. Geburtstag feiert, ist eine Um-
bruchsituation. Die neuen Strukturen
müssen sich erst noch bewähren. Die
Zahl der ordentlichen Firmenmitglieder
ist weiter rückläufig. 2016 wird die DGFP
im operativen Ergebnis nicht aus den
roten Zahlen herauskommen, sie strebt
für 2017 ein ausgeglichenes Ergebnis
an. Der eingeschlagene Sanierungsweg,
der den Bruch mit der Tradition und die
Trennung von vielen Mitarbeitern mit
sich brachte, hat Wunden aufgerissen,
die bei manchen nicht verheilt sind.
Aus Sicht der Kritiker geht der einge-
schlagene Weg in die falsche Richtung.
Dr. Henning Keese, der die DGFP aus
eigener Erfahrung kennt und als Unter-
nehmensberater arbeitet, ist einer der we-
nigen, die ihre Kritik öffentlich äußern:
„Die wirtschaftliche Misere beruht auf
schwerwiegenden Managementfehlern.
Das Geschäft bricht nicht von alleine weg,
zumal die DGFP durch ihre Mitglieder-
strukturen über einen großartigen Markt-
zugang verfügt“, sagt Keese und drückt
damit aus, was viele hinter vorgehaltener
Hand beanstanden. „Eine Akademie mit
direktem Zugang zu Tausenden von Per-
sonalentscheidern über Erfahrungsaus-
tauschgruppen muss am Markt Erfolg
haben, wenn professionell gearbeitet
wird“, erläutert Keese und ergänzt: „Die
Verantwortung für diesen wirtschaftli-
chen Niedergang müssen Vorstand und
Geschäftsführung tragen, denn vor eini-
gen Jahren war die DGFP noch kernge-
sund.“ Haben Fehlentscheidungen von
Heuer und Rübling die Misere der DGFP
herbeigeführt? Oder gibt es andere Fak-
toren, die die wirtschaftlichen Probleme
der DGFP erklären können?
Die Tradition der DGFP reicht weit zu-
Von
Reiner Straub
(Red.)
rück. Der ehemalige FDP-Landtagsabge-
ordnete Walter Scheel gründete am 7. Ja-
nuar 1952 den Verein „Der Neue Betrieb
– Studienkreis für sozialwirtschaftliche
Betriebsformen“, der sozialpolitische
Ideen diskutierte und 1975 in „Deut-
sche Gesellschaft für Personalführung“
umbenannt wurde und ein Akademie-
geschäft aufbaute. Die DGFP sah sich im
Aufwind und errichtete 1981 und 1982
das Haus der Personalführung in Düs-
seldorf, das zu einer Heimat der DGFP
werden sollte. Der Hausbau führte aber
wegen Überschreitung der geplanten
Baukosten zur ersten Krise der DGFP.
Der damalige Geschäftsführer Hans
Friedrichs trat zurück, sein Nachfolger
musste einen Sparkurs einleiten.
BPM löst Identitätskrise aus
In den 80er- und 90er-Jahren folgte die
wirtschaftliche Blütezeit der DGFP, so-
dass beim 50-jährigen Jubiläum im Jahr
2002 Geschäftsführer Dr. Hans Böhm
eine eindrucksvolle Erfolgsbilanz prä-
sentieren konnte. Zum Schicksalsjahr
wurde 2009 unter dem Vorstandsvorsit-
zenden Stefan Lauer und Geschäftsfüh-
rer Gerald Frick. Die Wirtschaftskrise
führte zu dramatischen Rückgängen
im Akademiegeschäft (Rückgang der
Teilnehmerzahlen um knapp 50 Pro-
zent), und – das war noch gravierender
– Joachim Sauer gründete den Bundes-
verband der Personalmanager (BPM),
nachdem seine Gespräche mit der DGFP
scheiterten. Dem BPM gelang es schnell,
mehrere Tausend Mitglieder zu akqui-
rieren und den BPM-Kongress mit über
1.000 Teilnehmern zum Leitkongress
Neuer Kurs findet Akzeptanz
JUBILÄUM.
Die DGFP befindet sich am 65. Geburtstag im größten Umstrukturierungs-
prozess ihrer Geschichte. Es gab zuletzt Kritik am Kurs, doch die Zustimmung wächst.