personalmagazin 5/2017 - page 44

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MANAGEMENT
_MBA
personalmagazin 05/17
F
ür David Lefevre ist es klar: Erst-
klassige Online-MBAs werden
künftig die Premiumangebote
im MBA-Markt sein. Dafür gibt
es für den Direktor des Edtech Lab an der
Imperial College Business School in Lon-
don vor allem zwei Gründe: Immer mehr
MBA-Interessenten sind erfolgreich im
Job und wollen ihre Karriere nicht für
ein Studium aufgeben. Und sie sind es
gewohnt, in virtuellen und multinatio-
nalen Teams zu arbeiten. „Genauso, wie
man heute Meetings per Skype macht,
wird das Onlinestudium künftig zum
normalen Alltag“, ist Lefevre überzeugt.
Ein Präsenzstudium erscheine vielen
Managern heute daher bereits als über-
holt. „Die fragen sich, warum sie noch
in einem Klassenzimmer sitzen sollen.“
Früher galt der Online- als Billig-MBA
Lange galten Online-Studiengänge eher
als Billigvariante des Managementstu-
diums. Wie beim klassischen Fernstudi-
um wurden Lerninhalte online gestellt
und die Teilnehmer arbeiteten das Mate-
rial allein durch. In Foren konnten sich
die Teilnehmer austauschen oder Fra-
gen an einen Tutor stellen. Doch damit
haben die neuen Online-Angebote nur
noch wenig gemeinsam. Im Mittelpunkt
steht der intensive virtuelle Austausch.
„Das Wesentliche ist die Kommunikati-
on und das soziale Erlebnis“, so Lefevre.
„Wir bilden die soziale Dynamik des
Klassenzimmers mit Live-Unterricht,
Simulationen, Tests, Diskussionen und
Projektarbeiten nach.“ Je nach Thema
Von
Bärbel Schwertfeger
suche man die geeignete Form. „Für den
Werdegang eines Unternehmers eignet
sich ein Video, für Verhandlungsstrate-
gien eine interaktive Übung.“
Seit 2015 bietet die Imperial College
Business School in London einen Online-
MBA an. Derzeit gibt es 225 Studenten
aus 38 Ländern. Sie sind durchschnitt-
lich 35 Jahre alt und haben elf Jahre Be-
rufserfahrung. Damit sind sie deutlich
älter und erfahrener als die Teilnehmer
im Vollzeit- oder Teilzeit-MBA. „Die sind
oftmals sehr mobil“, sagt Lefevre. So wie
die Führungskraft bei einer Airline, die
ständig unterwegs ist. „Die kann nicht
zwei Tage in der Woche am Unterricht in
London teilnehmen.“ Andere hätten ein-
fach keine gute Business School in der
Nähe – wie der Manager, der drei Kern-
kraftwerke in Bulgarien leitet. Oder sie
wechselten ihren Arbeitsort häufig – wie
der Teilnehmer, der zunächst einen Job
in London hatte, dann nach Neuseeland
und von dort nach Brunei ging.
Doch ganz ohne Präsenzphasen geht es
nicht. „Vor allem das Treffen zum Studi-
enbeginn ist wichtig“, so Lefevre. „Denn
wer die anderen kennt, arbeitet auch on-
line besser zusammen.“ Insgesamt drei
Wochen verbringen die Teilnehmer wäh-
rend des zweijährigen Studiums daher
auf dem Campus. Wer will, kann aber
auch öfter auf den Campus in London
kommen oder an einem regionalen Event
teilnehmen. Zudem organisieren die Stu-
denten selbst regelmäßige Treffen.
McKinsey-Berater lernt von Ballerina
Auch beim Global MBA an der IE Busi-
ness School sind vier Wochen Präsenz
Pflicht. Erst vor Kurzem hat man die
Präsenzzeit sogar um eine Woche in der
Mitte des Programms verlängert. „Wir
haben festgestellt, dass die Studenten
einen weiteren Kontakt während des
Programmes brauchen und wünschen“,
sagt Martin Boehm, Dekan der IE Busi-
ness School. Die spanische Schule gilt
weltweit als Vorreiter in Sachen Online-
MBA. Kürzlich wurde der 15-monatige
Global MBA der Schule im Ranking der
Online wird das neue Premium
TRENDS.
Online-MBAs galten lange als Aschenputtel unter den MBA-Programmen.
Heute bieten sie dank neuer Technologien auch intensive soziale Interaktionen.
© COLLEGE OF BUSINESS – UNIVERSITY OF ILLINOIS
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