personalmagazin 9/2016 - page 14

personalmagazin 09/16
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TITEL
_
COMPLIANCE UND HR
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
V
W-Dieselgate, Fifa-Skandal,
Schienenkartell, Siemens-
Korruption: Die Liste an
eklatanten Manipulationen,
Schmiergeldzahlungen oder sonstigen
Rechtsverstößen ist lang und sicherlich
noch nicht abgeschlossen. Die Versu-
chung lauert überall. Der vorläufig letzte
größere Skandal geht auf das sogenann-
te LKW-Kartell zurück. Die EU-Kom-
mission hat sich neulich erst mit den
LKW-Herstellern Daimler, Iveco, DAF
und Volvo/Renault wegen jahrelanger
Preisabsprachen auf ein rekordverdäch-
tig hohes Bußgeld von fast drei Milliar-
den Euro geeinigt – rund eine Milliarde
bekam dabei Daimler aufgebrummt.
Von
Michael Miller
(Red.)
Schadenersatzzahlungen, Ermitt-
lungsverfahren, miese Presse, verärger-
te Geschäftspartner oder langwierige
Gerichtsverfahren: Die Fälle zeigen, wes-
halb es sich für Unternehmen lohnt, sich
intensiv mit Compliance zu beschäftigen
und auf ein ethisch korrektes Verhalten
zu pochen, das den eigenen Regeln ge-
recht wird und den Rechtsvorschriften
entspricht.
Neue Aufgabe oder alter Hut?
An und für sich ist das nicht neu: Kartell­
absprachen sind nicht erst seit gestern
verboten, Rechtsvorschriften sind schon
immer dazu da, eingehalten zu werden,
und auch das Bild des ehrbaren Kauf-
manns gibt es schon seit ein paar Tagen.
Bleibt die Frage aller Fragen der Com-
pliance-Skeptiker: Alles also alter Wein
in neuen Schläuchen? Nicht ganz. Denn
heutzutage sind Unternehmen zuneh-
mendem Ermittlungsdruck ausgesetzt
– ebenso wie einer größeren medialen
Aufmerksamkeit. Auch sind sie besser
vernetzt mit anderen am Geschäft Betei-
ligten, die somit schneller und direkter
von den Auswirkungen von Regelverstö-
ßen betroffen sind. Vor allem aber ge-
ben sich Betriebe zunehmend selbst die
Vorgabe einer wertegeprägten Unter-
nehmenskultur und vermarkten dieses
Image offensiv. Genau daran müssen sie
sich jedoch messen lassen.
Und dafür genügt es nicht mehr, sich
auf redliches Verhalten und punktuelle
Vorgaben oder Kontrollen zu berufen.
Vielmehr bedarf es strukturierter Maß-
nahmen und Prozesse – zum Beispiel
regelmäßige Risikoanalysen, die die
Themen festlegen, die für das Unter-
nehmen kritisch sind, oder eine insti-
tutionalisierte Zusammenarbeit der für
Compliance zuständigen Mitarbeiter in
Rechts-, Finance- oder Personalabteilung
mit dem Compliance-Verantwortlichen.
Anders formuliert: Das Ziel, sich rechts­
treu zu verhalten, steht heutzutage nicht
mehr alleine im Blickpunkt. Mehr denn
je rücken koordinierte Maßnahmen
– zusammengeführt in einem Compli-
ance-Management-System – und eine
organisatorische Struktur in den Vor-
dergrund. Risiken für Verstöße sollen so
rechtzeitig erkannt, verhindert und das
Ziel der Rechtstreue erreicht werden.
Letztlich müssen Compliance-Ma-
nagement-Systeme zudem das Bemühen
belegen können, der vom Gesetzgeber
Die Versuchung lauert überall
TREND.
Über den Status eines Modethemas ist Compliance hinaus. Es bleiben aber die
Fragen, was sich dahinter konkret verbirgt, was neu ist und was HR damit zu tun hat.
© REDSQUIRREL / ADOBESTOCK
Ob Fremdpersonaleinsatz oder Datenschutz: Compliance ist ein Dauerbrennerthema
in Unternehmen. Denn Verstöße beschädigen das Image und können zudem noch
teuer werden.
Durch entsprechende Regeln und ein entsprechendes System lässt sich
jedoch Regelverstößen entgegenwirken. Das Buch gibt anhand vieler
Beispiele einen Einblick in das, was Compliance bedeutet, wie Anfor-
derungen an ein Compliance-Management-System umgesetzt werden
und welche Herausforderungen es dabei zu bewältigen gilt.
Reinhard Preusche/Karl Würz: Compliance. 127 Seiten, Haufe-Lexware,
Freiburg, zweite Auflage 2016, 7,95 Euro.
Laufende Informationen zum Thema „Compliance“ bietet auch das Haufe-Online-Portal
unter folgender Internetadresse:
Compliance im Taschenformat
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