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SZENE
_KARRIEREBERATUNG
personalmagazin 09/16
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Bittlingmaier:
Ich verstehe mich als Ergän
zung zu Personalberatern und setze auf
kontinuierliche Begleitung. Außerdem
sind die Talente meine Auftraggeber,
nicht die personalsuchenden Unterneh
men. Es gibt eine zweite Abgrenzung,
nämlich die zum Coach und Psychothe
rapeuten. Wenn die Gespräche über das
Netzwerk und die Jobideen hinausge
hen, wenn es um persönliche Schwierig
keiten geht, dann empfehle ich Kollegen,
die in diesen Themen zu Hause sind.
personalmagazin:
Das klingt nicht nach
harten Bandagen im Konkurrenzkampf?
Bittlingmaier:
Es geht eher um Koopera
tion mit Fachleuten rund um Personal
themen. Ich kann mit meiner Erfahrung
zum einen im operativen Personal
management und zum anderen in der
Nachwuchsentwicklung und Weiterbil
dung strategisches und praktisches Ta
lentmanagement anbieten, das Einstei
gern und Berufstätigen hilft, ihren Weg
zu finden und ihn auch zu gehen.
personalmagazin:
Wer will denn wechseln?
Bittlingmaier:
Der Arbeitsmarkt dreht sich.
Berufstätige, die sich verändern möchten
und einen Sparringspartner zum Auslo
ten ihrer Möglichkeiten suchen, sind in
meinem Mitgliedernetzwerk gut veran
kert. Die Branche wechseln, Karriere ma
chen, die digitale Arbeitswelt betreten:
Wer Ideen ventilieren will, braucht einen
Gesprächspartner, der Kontakte in Fir
men hat, aber auch sagen kann, was an
Know-how noch fehlt.
„Ich investiere Zeit in Menschen“
INTERVIEW.
Personalmanager, Geschäftsführer Haufe Akademie Inhouse, selbst
ständiger Berater: Torsten Bittlingmaier bündelt jetzt Know-how und Netzwerke.
personalmagazin:
Sie hatten mit wachsen-
der Verantwortung in der Personal- und
Organisationsentwicklung Angestellten-
stationen bei ABB, Linde, MAN, Software
AG, Telekom und Haufe erklommen. Hat
die Midlife-Crisis Sie mit 51 Jahren in die
Selbstständigkeit getrieben?
Torsten Bittlingmaier:
Ganz und gar nicht.
Ich kann mir jetzt den Luxus leisten, an
den Themen zu arbeiten, die mir Freude
machen, bei denen ich Sinn stiften kann.
personalmagazin:
Der Firmenname „Talent
Manager“ klingt nach klassischer Kar-
riereberatung. Wollen Sie den Sinn bei
Einzelnen stiften statt in Organisationen?
Bittlingmaier:
Mein Modell ähnelt dem
eines Spielerberaters beim Fußball. Ich
investiere Zeit in Menschen und möch
te Talente langfristig begleiten. Deshalb
wird ein Interessent für einen niedrigen
jährlichen Betrag Mitglied bei Talent
Manager und kann sich dann kontinu
ierlich oder in Abständen, also, wenn er
sich verändern möchte, mit mir beraten.
Unternehmen, die meine Erfahrung als
Organisationsberater abrufen möchten,
werde ich parallel weiterhin beraten
– auch weiter unter der Haufe-Flagge.
Aber im Zentrum stehen der Beschäftig
te und das Netzwerken zwischen Talen
ten und Personalmanagern.
personalmagazin:
Dem Spielerberater im
Profifußball geht es darum, die flinken
Beine seiner Kunden möglichst teuer zu
verkaufen. Er profitiert vom finanziellen
Erfolg der Spieler.
Bittlingmaier:
Der Jahresbeitrag ist eine
Flatrate für die Beratung. Dazu gehört
bei Berufsstartern die Überarbeitung
des Lebenslaufs fürs Xing-Profil oder
eine Begleitung der ersten 100 Tage
beim Jobeinstieg. Der Fokus liegt auf
dem Erkennen und der Entwicklung
des Talents. Bei Führungskräften oder
gestandenen Experten werden Jobange
bote eruiert oder Kontakte zu Headhun
tern hergestellt. Die Talentbegleitung
geschieht sehr individuell. Auch die Er
folgsbeteiligung bei einem erfolgreichen
Wechsel wird individuell vereinbart.
personalmagazin:
Was unterscheidet Ihr
Konzept von dem der Personalberatun-
gen? Dort kann ich mich als Wechsel
williger in Datenbanken aufnehmen
lassen – sogar kostenfrei.
Das Interview führte
Ruth Lemmer.
TORSTEN BITTLINGMAIER
ist selbstständi-
ger Talententwickler. Er gründete „Talent Ma-
nagers – Advancing Careers“ in Darmstadt.