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PERSÖNLICH
_ENTSCHEIDEN
personalmagazin 10/16
M
angelnde Entscheidungs-
kraft in Unternehmen ist
ein Manko mit weitreichen-
den Folgen. Wer im HR-
anagement zaudert, verliert neben Zeit
auch Respekt, Handlungsspielraum und
Einfluss. Erfolg beginnt mit dem Vertrau-
en in die eigene Einschätzung, die einer
Entscheidung vorangeht. Dazu gehört
Mut – als Symbiose aus M wie „Mög-
lichkeiten abwägen“, U wie „Umsetzung
planen“ und T wie „Tun“. „MUT“ ist der
Impuls, vorhandenes Wissen umsetzen
zu wollen und am Können nicht zu zwei-
feln. Das beinhaltet auch Mut zu Fehlern.
Wenn es gilt, Entscheidungen zu tref-
fen, dann legt uns bereits die Formulie-
rung „treffen“ eine Bürde auf: Dieses
Wort impliziert einen erwarteten Treffer.
Dochder vermeintlicheErwartungsdruck
lähmt. Förderlicher ist eine Fehlerkultur,
die Fehler als Augenöffner einstuft. Im
Personalmanagement wie auch in ande-
ren Tätigkeitsfeldern zählt das Erreichte.
Auf Dauer kommt ein Nicht-Entscheiden
teurer als ein Fehl-Entscheiden. Das gilt
für Stellenbesetzungen wie für Kündi-
gungen und Investitionsentscheidungen.
Mehr Entscheidungs-Demokratie
In Unternehmen gibt es viele Entschei-
dungsträger. Entscheidungsfäller sind
hingegen eine Rarität. Die meisten Füh-
rungskräfte sind der Ansicht, ein Mono-
pol der Entscheidungsfindung zu besit-
zen. Doch heutige Marktdynamiken und
komplexe Systeme verlangen dezentrale
Entscheidungsstrukturen. Fördern Sie
Von
Wolfgang Frick
die Entscheidungs-Demokratie in Ihrem
Bereich mit Fragen wie „Was würden Sie
tun?“. Das weckt nicht nur die Motivati-
on, sondern auch das Mitdenken Ihrer
Mitarbeiter. Weiß ein Mitarbeiter, dass
seine Meinung gefragt ist, dann wird
er sich einbringen. Derjenige Mitarbei-
ter, der dem Problem am nächsten steht
oder mit einem Bewerber später direkt
zusammenarbeiten soll, sollte an einer
Entscheidung beteiligt sein.
Das hat nichts mit dem olympischen
Geist „Dabei sein ist alles“ zu tun. Wer
an Entscheidungen beteiligt ist, trägt
auch seinen Teil der Verantwortung.
Mitarbeiter sollten sich die Antworten
auf bestimmte Fragen selbst geben kön-
nen. Grundlegend hierfür ist eine Sinn-
haftigkeit des Tuns. Denn wo Sinn das
Handeln bestimmt, weiß ein Mitarbeiter,
wie er entscheiden soll – oder wie der
Chef entscheiden würde. Im HR-Bereich
gibt es vielfältige Situationen, in denen
Entscheidungskraft gefragt ist.
Entscheidungen zeitnah treffen
Die Bewerberauswahl: Sich für einen
Bewerber zu entscheiden, klingt ein-
fach, fällt aber vielen Personalmanagern
und Führungskräften schwer. Wichtig
ist: Entscheiden Sie sich immer für den
besten Kandidaten. Der persönliche Ein-
Klarheit statt Qual der Wahl
PRAXIS.
Im Personalmanagement sind konkrete Entscheidungen gefragt. Alles andere
bedeutet Stillstand. Stärken Sie Ihre Entscheidungskraft und beweisen Sie Mut.
Ja oder nein? Finden Sie
zügig eine Antwort, denn
nicht zu entscheiden ist die
schlechteste Lösung.
© S.KOBOLD - FOTOLIA