personalmagazin 12/2015 - page 7

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... Agnes Koller zum Recruiting im Ländervergleich
AGNES KOLLER
ist Studienleiterin von Best
Recruiters, die jährlich die Recruiting-Qualität
der jeweils 500 umsatz- und mitarbeiter-
stärksten Arbeitgeber Deutschlands, Öster-
reichs und der Schweiz analysiert.
Frage eins:
Ihre Studie hat gezeigt, dass
deutsche Unternehmen ihren Bewer-
bern deutlich später Resonanz geben
als Arbeitgeber aus Österreich und der
Schweiz. Warum ist das so?
Agnes Koller:
In Deutschland haben wir
mehr Konzerne und Großunternehmen
in der Stichprobe. Bei diesen Unter-
nehmen gibt es andere Prozesse oder
längere Entscheidungswege als bei klei-
neren Firmen. Zudem lässt sich erken-
nen, dass die Prozesse in Deutschland
strukturierter sind. In Deutschland
wollen 66 Prozent der Firmen, dass die
Bewerber ein Online-Bewerbungsfor-
mular ausfüllen. In Österreich sind das
47 Prozent. Dementsprechend sind die
Rückmeldungen der Arbeitgeber stan-
dardisierter. Auch die Kommunikations-
kultur unterscheidet sich. In Österreich
und der Schweiz senden Unternehmen
öfter eine Antwort mit Augenzwinkern,
die zwar nicht exakt dem Lehrbuch ent-
spricht, aber dem Bewerber das Gefühl
der individuellen Behandlung gibt.
Frage zwei:
Was können deutsche Arbeitge-
ber noch von den Nachbarländern lernen?
Koller:
Eine bessere Ansprechbarkeit.
Wir haben untersucht, wie viele Un-
ternehmen auf ihrer Karrierewebseite
einen Ansprechpartner für Bewerber
nennen. In Deutschland stellt dieses
Kriterium das Drittletzte von insgesamt
16 untersuchten Kriterien dar. In Öster-
reich liegt es im Mittelfeld. Die Bewerber
wollen jedoch direkte Kontakte haben,
das hat die Candidate-Experience-Stu-
die bestätigt. Wir verstehen Personaler,
die sagen, dass sie nicht den ganzen
Tag telefonieren wollen. Die Swisscom
hat das beispielsweise gut gelöst, indem
sie einen Bewerberchat eingerichtet hat.
Frage drei:
Welche Studienergebnisse ha-
ben Sie besonders überrascht?
Drei Fragen an ...
Koller:
Wir haben analysiert, wie auf
Karrierewebseiten und in Stellenanzei-
gen Benefits kommuniziert werden. In
Deutschland erläutern knapp 70 Prozent
der Firmen die Benefits auf der Karrie-
rewebseite, aber nur 30 Prozent in den
Inseraten. Das ist schade, da es sicher-
lich viele Bewerber gibt, die nur auf die
Anzeige schauen und daher nichts über
die Benefits erfahren. Ähnlich ist das
bei den Entwicklungsmöglichkeiten.
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