 
          
            46
          
        
        
          Aktuelle Untersuchungen zeigen einen massi-
        
        
          ven Umbruch des Geschäftsumfeldes durch die
        
        
          Digitalisierung
        
        
          7
        
        
          , und damit einhergehend ein
        
        
          erhebliches Risiko für Unternehmen, sofern
        
        
          sie sich nicht darauf einstellen
        
        
          8
        
        
          . Aber auch
        
        
          hier ist bei der Befragung der Führungskräfte
        
        
          die Gefahr der Selbstüberschätzung deutlich.
        
        
          Zwar wird der Innovationsbedarf von den 91%
        
        
          der Teilnehmer bejaht, doch sieht eine Groß-
        
        
          zahl der Führungskräfte die eigene Position im
        
        
          Unternehmen in den nächsten Jahren nicht
        
        
          gefährdet (vgl. Abbildung 6). Bemerkenswert
        
        
          hierbei ist, dass offensichtlich im „kritischen
        
        
          Lebensalter“ um die 50 Jahre die Selbstein-
        
        
          schätzung deutlich über dem leicht rückläufi-
        
        
          gen Trend ist.
        
        
          Das Phänomen der 50+-Jährigen, bei denen
        
        
          Themen eher ausgesessen und weitreichende
        
        
          Veränderungen aufgrund des hohen persönli-
        
        
          chen Einsatzrisikos nicht initiiert werden, wird
        
        
          schlussendlich in der hier vorliegenden Unter-
        
        
          suchung widergespiegelt. Es zeigt sich, dass
        
        
          mit substanziellen Veränderungen (z. B. Reor-
        
        
          ganisationen, Restrukturierungen, Unterneh-
        
        
          mensübernahmen etc.) über alle Altersgruppen
        
        
          hinweg eher reaktiv umgegangen wird; im Mit-
        
        
          tel ist die Anzahl von 2,1 Projekten p. a. sehr
        
        
          begrenzt. Pro-aktive Veränderungen – im Mittel
        
        
          1,1 Projekte p. a. über alle Altersgruppen – wei-
        
        
          sen einen klaren Rückgang mit zunehmendem
        
        
          Lebensalter auf (vgl. Abbildung 7), und die Ab-
        
        
          wehr von Veränderungen nimmt sogar zu (vgl.
        
        
          Abbildung 8). Die treibenden Kräfte in dem Füh-
        
        
          rungsverhalten werden eindeutig von den kogni-
        
        
          tiven Fähigkeiten (und Begrenzungen) und dem
        
        
          Erfahrungswissen geprägt (vgl. Abbildung 1).
        
        
          Eine deutlich verbesserte Informationsversor-
        
        
          gierende Sichten unnötig seien. Dies zeigt sich
        
        
          auch in der sehr seltenen Berücksichtigung
        
        
          von kritischen Mitarbeiter-Feedbacks am Füh-
        
        
          rungsverhalten, lediglich 16% der Führungs-
        
        
          kräfte nutzen ihre Mitarbeiter operativ (= un-
        
        
          terjährig) als (Rationalitäts-)Korrektiv.
        
        
          dass mit zunehmender Erfahrung weniger In-
        
        
          formationen als entscheidungsrelevant ange-
        
        
          sehen werden (vgl. Abbildung 4). Daher ent-
        
        
          sprechen unternehmerische Entscheidungen
        
        
          keineswegs „best practice“ in einem rationali-
        
        
          täts-gesicherten, fakten-unterstützten Ver-
        
        
          ständnis. Es zeigt sich die Gefahr der Selbst-
        
        
          überschätzung, wenn die Frage auf Fehl- und
        
        
          Erfolgsentscheidungen kommt. Ein signifikan-
        
        
          ter Anteil der Führungskräfte hebt – fast unab-
        
        
          hängig vom Lebensalter – die eigenen Erfolge
        
        
          heraus. Bei den Rückschlägen bei ohnehin
        
        
          deutlich niedrigerem Niveau ist eine Abnahme
        
        
          bis zum „kritischen Alter“ von über 50 Jahren
        
        
          zu verzeichnen, danach deutet der Anstieg auf
        
        
          eine leicht zunehmende Selbst-Kritikfähigkeit
        
        
          hin (vgl. Abbildung 5). Dieser als Overconfi-
        
        
          dence-Bias aus der Literatur bekannte Effekt
        
        
          6
        
        
          basiert auf der Selbstein- bzw. Selbstüber-
        
        
          schätzung, dass das eigene Wissen hinrei-
        
        
          chend zur Entscheidungsfindung ist und korri-
        
        
          
            Abb. 4: Berücksichtigung aller relevanter Informationen bei unternehmerischen Entscheidungen (n = 105)
          
        
        
          
            Abb. 5: Einschätzung eigener Fehl- und Erfolgsentscheidungen (Mittelwerte, n = 105)
          
        
        
          
            Abb. 6: Relevanz der eigenen Position im Unternehmen (in Jahren, n = 105)
          
        
        
          
            Digital Leadership Readiness