wirtschaft + weiterbildung
07/08_2018
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gen, die Ihnen nicht plausibel erschei-
nen: „Kann das so funktionieren?“
9.
Vereinbaren Sie mit den Konflikt-
parteien, was sie ganz konkret tun
werden, damit die Zusammenarbeit
künftig wieder reibungslos klappt.
Überlegen Sie gemeinsam, ob sie ein
„Frühwarnsystem“, wie etwa regelmä-
ßige Feedback-Gespräche, installieren
können.
10.
Planen Sie konkret und gegebenen-
falls schriftlich, wie sie mit den Kon-
fliktparteien letztlich verbleiben. Nur
so können Sie sicher sein, dass die er-
zielte Konfliktklärung auch langfristig
Bestand hat.
Außerdem sollte die Führungskraft Fol-
gendes beachten: „Planen Sie sich einen
Check ein! Auch wenn Sie mit den
Kontrahenten keinen Check vereinbart
haben, sollten Sie eine Nachsorge einpla-
nen. Beobachten Sie die Situation weiter
und betrachten Sie eine Konfliktklärung
nicht schon nach dem ersten Gespräch
als abgeschlossen. Überlegen Sie, wie
Sie mitbekommen können, ob es jetzt
wieder klappt und warten Sie nicht zu
lange, wenn Sie merken, dass das erste
Gespräch nicht gefruchtet hat!“
Josef W. Seifert
Das Doubeln – ein Impuls, um Konflikte zu klären
Das Doubeln nimmt das Tempo aus einem Streitgespräch
und vertieft es gleichzeitig gefühlsmäßig. Ein Moderator,
der doubelt, spricht das Gefühl aus, dass eine Partei zwar
empfindet, aber aus welchen Gründen auch immer ver-
drängt.
Die Schritte beim „Doubeln“
Das Doubeln läuft idealerweise so ab:
1.
Der Konfliktmoderator fragt Person „A“, ob er stellvertre-
tend für diese etwas sagen darf.
2.
Person „A“ stimmt zu.
3.
Der Moderator steht von seinem Platz auf und stellt sich
neben „A“. Er geht gegebenenfalls neben dem sitzenden
„A“ in die Hocke.
4.
Der Moderator wendet sich an „B“ und sagt, was sei-
nem Empfinden nach der „A“ gerade hätte sagen müs-
sen (zum Beispiel: „Das hat mich damals sehr verletzt
und ich fühlte mich im Stich gelassen. Das belastet mich
noch heute …“).
5.
Danach fragt der Moderator „A“, ob das so stimmt, ob er
ihm aus der Seele gesprochen habe.
6.
Wenn der Moderator ins Schwarze getroffen hat, wird „A“
das Gesagte bestätigen oder ergänzen.
7.
Hat er das Gesagte bestätigt, setzt sich der Moderator
wieder auf seinen Platz, wendet sich an „B“ und fragt:
„Was sagen Sie dazu?“
8.
„B“ antwortet „A“ direkt. Er nimmt den roten Faden des
Dialogs wieder auf.
9.
Jetzt leitet der Moderator den Dialog zwischen den bei-
den weiter, als wäre nichts gewesen.
Stimmt der Gedoubelte dem Moderator nicht zu, so kann
der Moderator mit einer kurzen Frage den Betroffenen
dazu bringen, seine eigene Version nachzuliefern. Die Ver-
härtung ist trotzdem aufgebrochen. Das Doubeln hat die
Intervention.
Das „Doubeln“ (unter Punkt 4. in diesem Artikel erwähnt) ist eine Technik, die ein
Moderator nutzt, um zwischen zwei Parteien zu vermitteln. Durch die Sprache des Moderators wird
jede Partei in die Lage versetzt, ihren Anteil am Konflikt zu erkennen.
Dr. Christoph Thomann
(68).
Er ist ein bedeu-
tender Fachbuchautor
(„Klärungshilfe“) und
arbeitet als Konfliktmo-
derator in Bern.
Qualität des Dialogs verändert. Der Fahrstuhl ist quasi nach
unten gefahren – runter auf die Beziehungsebene.
Unterschiedliche Arten des „Doubelns“
Ziel des Doubelns ist es, durch Emotionalisierung zu inten-
sivieren. Folgende Arten sind denkbar:
1.
Erklärendes Doubeln. Beim Doubeln werden Gefühle
erklärt. Welche Gefühle sind bei mir entstanden?
2.
Provozierendes Doubeln. Reagiert das Gegenüber nicht
auf die Aussagen seines Kontrahenten und bleibt sach-
lich distanziert, kann der Moderator andere Geschütze
auffahren und mit gezielter Provokation nachhelfen („Sie
fühlen sich verletzt und würden es mir gegenüber doch
nie zugeben, weil …“).
3.
Selbstreflektierendes Doubeln. Ist es dem Gegenüber im
Moment nicht möglich sich zu öffnen, kann selbstreflek-
tierendes, lautes Denken helfen („Ich frage mich, was
ich wohl falsch gemacht habe … Ich habe doch immer
versucht …“).
4.
Selbstanklagendes Doubeln. Eine Selbstanklage kann
helfen, wenn ein Teilnehmer nicht in der Lage ist, Schuld
einzugestehen.
Foto: Jens Winter