Wirtschaft- und Weiterbildung 7-8/2018 - page 55

wirtschaft + weiterbildung
07/08_2018
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Vortrags, es war eine Freude, bei ihm
vorne in der ersten Reihe zu sitzen. Mag
das Modell auch kritisiert werden, so war
dies einer der Workshops auf der ATD
Conference mit dem höchsten Erlebnis­
faktor.
Denkanstöße
Viele Vorträge beschäftigten sich mit den
Möglichkeiten, die Teilnehmenden mehr
in ein Training einzubinden. Dazu wur­
den oft lediglich verschiedene Tools, die
auf dem Handy Antworten oder Abstim­
mungen zuließen, vorgestellt. Viele Red­
ner stellten zahllose Fragen an das Pub­
likum, das dann per Handzeichen ant­
wortete – auch das galt als eine Art der
Beteiligung. Manches Mal gab es einen
Mini-Austausch mit dem Sitznachbarn
(„Talk to your neighbour“) – das galt
als interaktiv. Meist liefen während des
Zweiergesprächs die Powerpoint-Charts
weiter. Fast überall ging es um das Thema
„Micro Session Learning“, das dürfte, so
wie es auf dieser Convention in vielen
Subtiteln auftauchte, weltweit der neu­
este Trend sein. Weniger Präsenzschulun­
gen, weniger Freistellung von Mitarbei­
tenden, mehr Dichte und Treffsicherheit
bei Trainings – so und ähnlich klingen die
Argumentationen und Beweggründe. Und
vielleicht führt das auch dazu, dass end­
lich die Powerpoint-Schlachten vermin­
dert und Schulungsinhalte ganz gezielt
auf den Punkt gebracht werden.
Micro Trainings – das erfordert nach
meiner Erfahrung eine hohe Kompetenz
auf Seiten des Trainers, den Inhalt unter­
schiedlich zu dosieren. Trainings werden
kürzer, manch ein Workshop wird in Zu­
kunft 60 oder auch nur 30 Minuten dau­
ern. Das ist ein Trend, den ich bereits in
den Jahren meiner vielen Fachtrainings
in der Pflege (1999 bis 2010) erlebt habe
– dort fanden Schulungen in der gemein­
samen Mittagszeit statt – 60 Minuten,
alle an einem Tisch. Hier braucht es me­
thodisches und didaktisches Know-how.
Schließlich muss man als Trainer span­
nende Präsenzlernzeiten gestalten kön­
nen, die dann auch noch mit den digita­
len Lernformen vereinbar zu sein haben.
Das wird – hoffentlich – die Spreu vom
Weizen in der Trainerschaft trennen!
Auf der ATD-Konferenz klang in unter­
schiedlichsten Workshops durch, dass
zukünftig auch die Führungskräfte diese
Mikro-Trainingseinheiten durchführen
können sollen. Das habe ich in der Pra­
xis schon zur Genüge erlebt. Mein Fazit:
Der Prophet oder die Prophetin im eige­
nen Haus gilt wenig und erzeugt wenig
Lernerfolg. Die Mitarbeitenden reagieren
vielfach gehemmt, wenn der „Chef“ sie
„belehrt“. Hier braucht es nach meinem
Verständnis zumindest eine Grundlagen­
schulung, damit Führungskräfte interes­
sante Trainings halten können. Fachex­
pertise als Führungskraft reicht einfach
nicht aus.
Barbara Messer
Obama – die neue Messlatte
Bereits als Amtsträger hatte Obama kleinere Auftritte in
diversen TV-Serien und Talkshows. Er steigerte so sein
Image als massentauglicher Sympathieträger und legte
damit die Basis für seine aktuelle Karriere im Speaker- und
Showbusiness. Jetzt gründete er zwecks Eigenvermarktung
die Firma „Higher Ground Productions“, die gerade mit dem
Streamingdienst Netflix eine millionenschwere Zusam-
menarbeit vereinbarte. Schon länger ist bekannt, dass der
Verlag Randomhouse den Eheleuten Michelle und Barack
Obama mehr als 60 Millionen Dollar für ein noch geheimes
Buchprojekt zahlen wird.
Im Vergleich dazu ging es beim Ex-US-Präsidenten Bill Clin-
ton geradezu bescheiden zu. Er bekam nach seiner Amts-
zeit etwa 200.000 Dollar pro Vortrag und das Buchhonorar
für seine „Erinnerungen“ lag bei 15 Millionen Dollar. Die
„Süddeutsche Zeitung“ (vom 23. Mai 2018) berichtete süf-
fisant, dass die Rednerhonorare deutscher Politiker sehr
deutlich unter dem US-Niveau lägen. Der bayerische Ex-
Ministerpräsident Günther Beckstein bekomme rund 5.000
Honorare.
Barack Obama soll nach Berichten des lokalen
TV-Senders „NBC 7“ für seinen ATD-Auftritt in San Diego ein
Honorar von 400.000 US-Dollar erhalten haben.
Anziehungs-
kraft.
Um
Obama zu
sehen, standen
Trainer schon
ab 5.30 Uhr
Schlange.
Euro für einen Vortrag. Altkanzler Gerhard Schröder könne
immerhin mit 50.000 bis 70.000 Euro pro Vortrag rechnen.
In Deutschland wie in den USA gilt: Die Rednerhonorare
richten sich danach, für wie viele zusätzliche Besucher ein
Redner gut sei.
Martin Pichler
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