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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2018
gen Dinge anders macht. Training und
andere Lernsettings sollten sich zentral
darauf beziehen, dass Menschen die
Möglichkeit bekämen, das Beste aus
sich zu machen. Obama sagte: „Werde
der Beste, der du sein kannst!“
Ich interpretiere diesen Appell so: „Trai
ner sollten dafür sorgen, dass Lernarran
gements so anregend und förderlich sind,
dass Menschen – aus ihrer individuellen
Situation heraus – für sich etwas erfah
ren, das sie selber befähigt, dieses Beste
aus sich herauszuholen. Lernen braucht
Flexibilität, viele Facetten und Möglich
keiten.“
Ohne Verantwortung kein
Fortschritt
Obama betonte außerdem, dass der Fort
schritt das Ergebnis davon sei, dass jeder
Mensch seinen Teil der Verantwortung
trage – genau da, wo man arbeite. Jeder
müsse andere Menschen unterstützen,
Akzeptanz und Toleranz zeigen, den
Stimmen der Frauen Gehör schenken,
behinderte Menschen respektvoll be
handeln, sich um Bildung für die Kinder
kümmern und dazu auch ehrlich Steuern
bezahlen. Niemand von uns könne alle
Probleme lösen, aber jeder habe Verant
wortung zu tragen, die Welt ein bisschen
besser zu machen. So sage er es seinen
Töchtern: „Wenn Ihr freundlich und nütz
lich seid, wenn Ihr Euren Teil beitragt,
dann werdet Ihr vermutlich weit kommen
und ein gutes Leben haben.“
Feedback kann auch wehtun
Der zweite Tag begann mit einer ebenfalls
beeindruckenden Keynote, die von Mar
cus Buckingham gehalten wurde. Er ist
der Begründer der „Stärken-Revolution“
und wurde in Deutschland durch das
Buch „Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt!“
(Campus-Verlag) bekannt. Buckingham
leitete als Vizepräsident der Gallup Or
ganization das Forschungsprojekt zur Ta
lentsuche und Entwicklung von Mitarbei
terpotenzial. Heute ist er selbstständiger
Managementberater. In San Diego räumte
er mit den „neun Lügen“ über die Arbeit
auf. Eine Lüge sei es zum Beispiel, dass
die Unternehmen mit den besten Plänen
auch die erfolgreichsten seien. Weitere
Lügen: Die Mitarbeiter sehnten sich nach
Feedback, Allround-Mitarbeiter seien die
besten Mitarbeiter, Menschen könnten
andere Menschen verlässlich beurteilen.
Zahlreiche Vorträge gab es zum Thema
Hirnforschung und zum Thema „Evalua
tion des Lernens“. Ich möchte hier einige
Vorträge herausheben:
• Allen Gannett hielt einen bemerkens
werten Vortrag über „Die vier wissen
schaftlichen Gesetze für kreativen Erfolg“
und stellte dabei seine Forschungsergeb
nisse vor, wann ein Produkt zum Ver
kaufsschlager wird. Jeder Mensch setzt
sich unterschiedlich mit dem Neuen aus
einander. Erfolgreiche Innovatoren fän
den den sogenannten „Sweet Spot“, das
Maximum an Innovation bei gleichzeitig
hoher Kundenzufriedenheit. Das Neue
müsse so innovativ aber auch so leicht
und sicher zu konsumieren sein, dass
jeder es haben wolle – wie etwas Süßes,
das man einfach so weglutscht.
• Dan Pontefract, der Gründer und In
haber der Firma „Telus“, kritisierte in
seinem Vortrag das gegenwärtige Aus
bildungs- und Trainingssystem, in dem
oft folgender Ablauf vorherrscht: Wir er
lernen eine Routine, dann meistern wir
diesen Prozess. Was schon in der Schule
beginnt, wird in den Universitäten und
am Arbeitsplatz mit Standards, Prozessen
und Technologien fortgesetzt. Dabei, so
seine Kritik, verlieren die Menschen die
Fähigkeit des kritischen Denkens – weil
sie in der gewohnten Routine verhaf
tet sind. Sein Credo: Wenn du denkst,
wächst du. Wenn du wächst, lernst du.
Wenn du lernst, entwickelst du dich.
• Einer der Höhepunkte für mich als
langjährige Trainerin war Jim Kirkpatrick
von „Kirkpatrick Partners“. Sein Thema
war wie nicht anders zu erwarten die
Evaluation von Trainings. Der Evalu
ationsexperte sprach über sein „New-
World-Kirkpatrick-Model“, ein von sei
nem Vater entwickeltes, sehr bekanntes
Konzept, welches von vier Ebenen einer
Trainingsevaluation ausgeht: 1. Auf der
untersten Stufe wird die Reaktion der Teil
nehmer abgefragt. 2. Dann wird der Lern
erfolg überprüft (Wissen? Fähigkeiten?
Einstellungen?). 3. Auf der dritten Stufe
wird die Verhaltensänderung am Arbeits
platz, die sich aus dem Gelernten ergibt,
überprüft. 4. Auf der letzten Stufe soll der
Nutzen für das Unternehmen überprüft
werden (Produktivität? Umsatzsteige
rung?).
Hervorheben möchte ich hier Jim Kirk
patricks durchweg interaktive Art des
R
Barbara Messer
ist seit mehr als 20
Jahren unterwegs
als Trainerin, Red-
nerin, Coach und
Schriftstellerin. In Sachen Seminar-
konzeption gilt sie als Visionärin, die
verblüffende, bodenständige Lösungs-
ansätze entwickelt – weit ab vomMain-
stream und meist in „anti-digitalen“
Settings. Im Februar 2016 erschien
im Beltz-Verlag ihr Buch „Inhalte merk-
würdig vermitteln: 56 Methoden, die
den Merkfaktor erhöhen“.
Barbara Messer
Gänsefußweg 17
30890 Barsinghausen
AUTORIN
Barack Obama.
Das
offizielle Foto zeigt den
Ex-Präsidenten beim
entspannten Plaudern
mit dem ATD-Chef.
Photo courtesy of ATD