wirtschaft und weiterbildung 4/2017 - page 18

titelthema
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wirtschaft + weiterbildung
04_2017
Trick, Leute via Suchmaschine auf die ei-
gene Homepage zu locken, sei ganz legal
und daraus folge, „Flachsinn ist der Ge-
winner“.
Dueck ist schon deshalb lesenswert, weil
er über die unterschiedlichen (Preis-)
Modelle aufklärt, wie im Internet Geld
verdient wird („Aufmerksamkeit lässt
sich monetarisieren!“). Und er macht
zusätzlich auch noch klar, welches er-
schütternde Ausmaß diese Aufmerksam-
keitsökonomie in den letzten Jahren an-
genommen hat. Aber er zeigt auch Aus-
wege auf - und zwar mit folgenden vier
Forderungen:
1 Hirn verpflichtet den
Hirnbesitzer
Mit seinem Buchuntertitel „Ich habe Hirn,
ich will hier raus“ meint Dueck nicht,
dass die Intellektuellen angewidert das
Internet verlassen sollten. Sie müssen nur
raus aus dem endlosen Meer der Dumm-
heit und rauf auf die Inseln des Tiefsinns,
die es im Internet zu bauen gilt. Aber
auch auf diesen „Inseln“ muss man sich
den Mechanismen des Internets beugen.
Man muss eine „positive Art von Auf-
merksamkeit“ produzieren, um nicht un-
terzugehen. Früher konnten Autoritäten
wie selbstverständlich Aufmerksamkeit
für ihre wichtigen Botschaften erwarten
und bekamen sie auch. Heute müssen
die Vertreter des „klassisch Wichtigen“
genauso um Beachtung kämpfen wie
alle anderen auch. Das „Wichtige“ findet
nicht mehr von alleine seinen Weg in die
Öffentlichkeit. Konkret fordert Dueck alle
„Guten“ dazu auf, sich besser zu verkau-
fen, um sich im Netz besser verständlich
machen und sich gegenüber den Störern
besser durchzusetzen zu können.
In seinem Buch „Professionelle Intelli-
genz“ (Eichborn Verlag, 2011) beschreibt
Dueck sechs „Intelligenzen“, die ein mo-
derner Berufstätiger unbedingt brauche,
um erfolgreich zu sein. Die „normale
Intelligenz“, die mit dem Intelligenzquo-
tienten gemessen wird, reicht demnach
genauso wenig aus wie die „emotionale
Intelligenz“, die es einem ermöglicht,
sich in andere hineinzufühlen. Dueck
fordert, dass alle Vernünftigen, die bis-
lang im Getöse des Internets zu kurz
gekommen seien, mehr „Intelligenz für
Attraktivität“ entwickeln sollten. Früher
sei es im Netz um gute Inhalte gegangen,
aber heute gehe es leider oft nur noch um
„blanke Aufmerksamkeit“. Und im Kampf
um Aufmerksamkeit bleibe einem nichts
anderes übrig, als eine eigene Strahlkraft
04.
„Das Manipulieren der
Aufmerksamkeit ist ethisch
nicht vertretbar.“
05.
„Hohe Kultur und
gemeinsamer Sinn sind die
Grundlage unseres
Lebens.“
06.
„Wer im Internet einmal die
Stimme erhebt, bleibt nie mehr
unverletzt.“
R
ihre Seiten locken – in der Hoffnung, dass
möglichst viele dort die Werbebanner
Dritter anklicken, die dann dafür bezah-
len.
Das Buch, um das es hier geht, trägt den
Titel „Flachsinn“ und stammt von dem
bekannten Internetphilosophen und
Querdenker Gunter Dueck. Er ist kein
konservativer Schiffschaukelbremser,
der Jugendlichen frühestens zum 16.
Geburtstag ein Tastenhandy schenken
würde. Er liebt das Netz und er kennt
sich als ehemaliger Matheprofessor und
späterer IBM-Manager bestens im Netz
aus.
Deshalb weiß er auch ganz genau (und
beschreibt es ausführlich), wie Profis
naive User mittels Suchmaschinenopti-
mierung, mittels neugierig machendem
„Trivial-Trash“ und mittels Fake News
dazu bringen, genau dort zu klicken, wo
im Netz die Kohle gescheffelt wird. Nur
wenige wissen, dass Content oft nur als
„Magnet für Aufmerksamkeit“ ins Netz
gestellt werde. Oft würde Ätzendes oder
Polarisierendes nur geschrieben, damit
sich alle auf die Seiten von „seltsamen“
Portalen stürzten.
„Wir befinden uns auf einem Aufmerk-
samkeitsbasar“, so Dueck, der sich über
die Suchmaschinenoptimierer mit einem
einfachen Beispiel lustig macht. Wenn
die (fiktive) mittelständische Winzig
AG etwas über den Geschäftsverlauf
des letzten Jahres auf ihrer Homepage
veröffentlichen will, dann muss sie laut
Dueck unbedingt schreiben: „Anders als
die Big Player Siemens, IBM, Gazprom,
Shell und American Express beschäftigt
sich die Winzig AG nicht mit Öl, Cloud
Computing, Micropayment, selbstfahren-
den Autos, E-Health oder dem Internet of
Things, sondern mit Speisequark.“ So ein
Foto: Pichler
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