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wirtschaft + weiterbildung
04_2017
Zukunft geht, dann lässt sich die Frage,
was Führung zukunftsfähig macht, zu-
nächst auf die Frage eingrenzen, was
Führung im Hier und Jetzt (gut) macht.
Und (gute) Führung besteht zunächst
darin, überhaupt zu führen, und nicht
„nicht-zu-führen“ (auf Französisch: lais-
sez faire). Das ist nicht trivial, denn viele
empirische Studien zeigen, dass eine
mehr oder weniger erfolgreich camou-
flagierte „Laissez faire“-Haltung bei der
Wahrnehmung des Führungsauftrags das
Schädlichste ist, was in Unternehmen
passieren kann. „Laissez faire“-Führung
steht in signifikant negativem Zusam-
menhang mit Produktivität in Organisa-
tionen und das wird auch in Zukunft so
bleiben.
These 2:
Führen bedeutet, anderen
Richtung zu geben
Was bedeutet (gute) Führung? Der alt-
hochdeutschen und angelsächsischen
Wortherkunft nach gehen die Begriffe
„führen“, „Führer“ und „Führung“ auf
das Verb „fuoren“ zurück, was „in Be-
wegung setzen, fahren machen, in eine
Richtung geleiten“ bedeutet. Deren eng-
lische Entsprechungen basieren auf dem
Verb „laedan“, das „vorwärtsbringen, lei-
ten, lenken, auf eine Reise mitnehmen“
bedeutet. Kurzum, Führen bezeichnet
das, was in Bewegung setzt und Richtung
gibt (etwa Zielvorgaben, Feedback, Aner-
kennung oder konstruktive Kritik).
Die Konnotation „auf eine Reise mitneh-
men“ verdient eine nähere Betrachtung.
Beim Führen gibt es auch Unbestimmtes
zu organisieren. Dabei genügt es nicht,
nach dem Motto „weiter so“ die Dinge
richtig zu tun („doing things right“), son-
dern es gilt, das Richtige zu tun („doing
the right thing“). Das ist mit Risiko ver-
bunden, denn die präferierte Richtung
kann auf Widerstände stoßen oder ohne-
hin falsch sein. Deshalb ist das Monito-
ring relevanter Entwicklungen sowie ein
flexibles Nachsteuern notwendig – üb-
Im Geschäft des Führens geht es im
Kern um die Zukunft (einer Gruppe, Or-
ganisation, Gesellschaft). Führung ist
eines der ältesten sozialen Phänomene
der Menschheit, das kulturgeschichtlich
überliefert ist (seit circa 5.000 Jahren).
Könige, Feldherren, Priester, Gelehrte aus
allen Kulturen und Epochen befassten
sich mit der Frage, was Führung gut und
zukunftsfähig macht. Und das, was die
wissenschaftliche Führungsforschung,
die vor circa 100 Jahren einsetzte, als Er-
kenntnisse mit solider empirischer Basis
zutage gefördert hat, deckt sich in hohem
Maße mit dem, was in den vergangenen
5000 Jahren weltweit überliefert wurde.
In sieben Thesen stelle ich Ihnen einige
„oldies but goldies“ und „new fewest“
der zukunftsfähigen Führung vor.
These 1:
Überhaupt führen! Gute
Führung im Hier und Jetzt
Akzeptiert man die Feststellung, dass es
beim Führungsgeschäft immer um die
Wie Führung nach
vorne geht
ESSAY.
Was macht Führung gut und zukunftsfähig? Mit dieser Frage beschäftigt sich die
Menschheit bereits seit 5.000 Jahren, und auch heute entstehen laufend neue Theorien.
Professor Felix Brodbeck fasst in sieben Thesen die Dauerbrenner früherer Epochen und
die neusten Trends zum Thema „zukunftsfähige Führung“ zusammen.
personal- und organisationsentwicklung