wirtschaft und weiterbildung 4/2017 - page 34

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
04_2017
lerate“ (deutsche Ausgabe: Verlag Franz
Vahlen, München 2015, 155 Seiten, 24,90
Euro) stellt der Management-Guru dar,
wie dieses Organisationsmodell funkti-
oniert und wie Unternehmen damit In-
novationen vorantreiben können (über
das Buch berichteten wir in Ausgabe
07-08/2016): Das laufende Geschäft
stellt das erste Betriebssystem dar. Das
zweite Betriebssystem, eine agile Netz-
werkorganisation, existiert parallel dazu.
Dort finden sich Mitarbeiter freiwillig in
Teams zusammen und überlegen sich
innovative Lösungen zu Problemen der
Organisation. Diese Innovationen sollen
von der Basis komplett ungerichtet her-
vorgebracht werden, also ohne dass sie
von oben gesteuert werden. Wenn ein
Team seine Innovation für die komplette
Organisation als tauglich befindet, kann
diese auf die Gesamtorganisation ausge-
rollt werden. Auch das Scheitern von In-
novationsprojekten ist mit einkalkuliert,
daraus sollen die Mitarbeiter lernen.
Kotter hat acht Beschleuniger identifi-
ziert, die den Aufbau eines zweiten Be-
triebssystems voranbringen sollen. Diese
unterscheiden sich insofern von den acht
Change-Management-Phasen, die er in
seinem Buch „Leading Change“ definiert
hat, als sie kontinuierlich wirken sollen:
• Dringlichkeit bezogen auf eine große
Chance aufbauen
• eine Führungskoalition aufbauen und
weiterentwickeln
• eine strategische Vision und strategi-
sche Initiativen formulieren
• ein Heer von Freiwilligen mobilisieren
• Beschleunigungsbarrieren abbauen
• kurzfristige Erfolge erzielen und feiern
• weiter Gas geben
• den Wandel fest etablieren.
Allerdings liegen in der Freiwilligkeit und
Ungerichtetheit auch die Grenzen des
Konzepts. Um die ganz große Verände-
rung im Unternehmen zu erreichen, ist
das duale Betriebssystem nur bedingt
geeignet: Denn dann müsste ein Change-
Team nicht nur seine Kollegen, sondern
auch die Top-Führungskräfte für seine
Idee gewinnen. Denn: Die Hierarchie des
ersten Betriebssystems bleibt ja weiterhin
bestehen. Ob eine Idee auf die Gesamt-
organisation (also beide Betriebssysteme)
ausgerollt werden soll, entscheiden wei-
terhin die Führungskräfte.
Immer innovativer sollen Unternehmen
werden, um den Ansprüchen der heu-
tigen Arbeitswelt zu genügen. Ein Pro-
blem dabei: Wie sollen Organisationen
es schaffen, Innovationen am laufenden
Band hervorzubringen, wenn sie gleich-
zeitig ihr Tagesgeschäft weiterhin gut
erledigen wollen? John Kotter, Professor
für Führungsmanagement an der Har-
vard Business School und Vorsitzender
der Managementberatung Kotter Inter-
national, hat sich darüber Gedanken ge-
macht und 2014 einen organisationalen
Lösungsansatz vorgestellt: das „duale
Betriebssystem“. In seinem Buch „Acce-
Duales Betriebssystem:
Freiwillige vor!
ORGANISATIONSFORMEN.
Um es zu schaffen, in Organisationen sowohl Innovationen
voranzutreiben als auch das Tagesgeschäft aufrechtzuerhalten, rät der US-Management­
experte John Kotter zum „dualen Betriebssystem“. Was diese Organisationsform leisten
kann und wo ihre Grenzen liegen.
Foto: djama / AdobeStock
Verflochten.
Das duale Betriebs-
system soll helfen, Innovationen
ans Tagesgeschäft anzuknüpfen.
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