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wirtschaft + weiterbildung
11/12_2015
Vor welchen Herausforderungen steht HR
angesichts der digitalen Transformation? Wel-
che Chancen und Gefahren ergeben sich durch
die Industrie 4.0? Mit diesen Fragen beschäf-
tigte sich die diesjährige Jahrestagung des Cen-
ter for Human Factors (CFH) in Kaiserslautern.
In diversen Vorträgen berichteten Experten aus
Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über
das weite Feld von Industrie 4.0. Weitgehend
einig war man sich, dass die digitale Trans-
formation keine Gefahr darstellt und es keine
radikale Veränderung von heute auf morgen
geben wird. „Industrie 4.0 ist eine Evolution,
keine Revolution“, so Professor Detlef Zühlke
vom Deutschen Forschungszentrum für Künst-
liche Intelligenz (DFKI). Trotz der voranschrei-
tenden Digitalisierung und Automatisierung
für immer kleinere Serien bleibe menschliche
Arbeit wichtig, so der Tenor. Man müsse künf-
tig schon in der Ausbildung ansetzen und nicht
nur die Fachkompetenz schulen: Ein Um- und
Querdenken sei nötig.
JAHRESTAGUNG DES CFH
Industrie 4.0 als Evolution
LERNEN MIT AUGMENTED REALITY
„Das ideale Mittel, um Jugendliche zu erreichen“
Vor wenigen Jahren war Aug-
mented Reality noch Zukunfts-
musik. Heute werden Datenbril-
len und Co. zur Massenware.
Wir wollten vom Lernexperten
Thomas Hagenhofer wissen, ob
die Methode auch in Aus- und
Weiterbildung sinnvoll ist.
Inwiefern wird Augmented Rea-
lity in Aus- und Weiterbildung
schon eingesetzt?
Thomas Hagenhofer:
Das Ler-
nen mit Augmented Reality
ist zwar keine ganz neue Idee
mehr – aber es ist bislang noch
die Ausnahme in Betrieben.
Ich bin jedoch der Meinung,
dass sich diese Art zu lernen
in den kommenden Jahren
immer weiter verbreiten wird –
denn mobile Endgeräte werden
immer günstiger verfügbar. Vor
allem in der Berufsausbildung
halte ich Augmented Reality
für einen guten Ansatz, denn
mobile Endgeräte sind das
ideale Mittel, um technikaffine
Jugendliche zu erreichen.
Was kann Augmented-Reality-
Lernen leisten, was maschinen-
nahes Lernen oder Web-based
Trainings nicht können?
Hagenhofer:
Augmented Rea-
lity ermöglicht es, Prozesse zu
durchleuchten, während sie
ablaufen. Eine Druckmaschine
lässt sich beim Laufen nicht öff-
nen. Beim Lernen mit Augmen-
ted Reality kann man ein Drei-
D-Modell auf die Maschine
projizieren. So wird das Innen-
leben der laufenden Maschine
sichtbar und die Prozesse live
vor Ort visualisierbar.
Wie lässt sich die Methode in
Lerneinheiten integrieren?
Die Tüv Nord Akademie hat auf
ihrer Lernoberfläche das Ange-
bot von Lecturio, dem europä-
ischen Marktführer im Bereich
Video-Learning, integrieren
lassen. Diese B-2-B-Lösung –
externe Dienste werden in das
eigene Online-Angebot einge-
WHITE LABELS
TÜV Nord Akademie kooperiert
mit Lecturio
Foto: knipsding.de/Tom Hiller
Foto: Tüv Nord Group/Regine Rabanus
Thomas Hagenhofer
ist
Projektkoordinator beim
Zentral-Fachausschuss Druck
und Medien (ZFA), wo er neue
Ansätze im Bereich Aus- und
Weiterbildung entwickelt.
bunden – wird in der Welt der
Informationstechnologie als
„White Label“ bezeichnet. Die
Tüv-Nord-Nutzer können sich
ergänzend zu Präsenzsemi-
naren mit Video-Kursen von
Lecturio weiterbilden, ihren
Lernfortschritt durch Quizfra-
gen überprüfen und Zusatz-
materialien herunterladen. Die
Videos können nach Belieben
am PC gestoppt und später
auf Smartphone oder Tablet
fortgesetzt werden. Die erste
Implementierung betrifft den
Tüv-Nord-Lehrgang „Qualitäts-
beauftragter“, wie die Tüv Nord
Akademie angekündigt hat.
Hagenhofer:
Mit Augmen-
ted Reality können Ausbilder
den Jugendlichen etwa beim
arbeitsplatzorientierten Ler-
nen Zusatzinfos zur Verfügung
stellen. Die Azubis können so
auf tiefer gehende Lerninhalte
zurückgreifen und dadurch
selbstgesteuert direkt an der
Maschine arbeiten. Zudem kön-
nen die Ausbilder mehr interak-
tive Elemente in den Unterricht
einbauen: So kommunizieren
die Azubis beim Lernen mit
ihren Kollegen per Chat oder
Foren und können ergänzende
Infos abrufen. Damit wird das
eigenständige, selbstorgani-
sierte Lernen gefördert. Durch
Verlinkungen zu Wikis und
Lernplattform lässt sich die
Technologie auch im Wissens-
management einsetzen.
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