Der Verwalter-Brief 12-1/2016-2017 - page 12

Auch das noch
Oans, zwoa, Betriebskostenabrechnung
Hähnchen und Bier für den Hausmeister waren der Stein des Anstoßes
in einem Verfahren vor dem AG München. Der Vermieter hatte seinem
angestellten Hausmeister zwei Gutscheine für das Oktoberfest gegeben
– einen für eine Maß Bier und einen für ein halbes Hähnchen. Die Kosten
von 15 Euro legte er in der Betriebskostenabrechnung auf die Mieter um.
Ein Mieter stellte sich quer und weigerte sich, seinen Anteil zu zahlen.
„Der Mieter muss zahlen“, sagt das AG München (Urteil v. 8.1.2007,
424 C 22865/06). Bei den Gutscheinen handle es sich nämlich um eine
arbeitsrechtliche Gratifikation für den Hausmeister und damit um eine
umlagefähige geldwerte Leistung.
Einen Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot vermochte das Gericht
nicht zu erkennen. In München sei es nämlich üblich, zusammen mit
seinen Arbeitnehmern auf die „Wiesn“ zu gehen und diesen Gutscheine
zukommen zu lassen. Außerdem sei gerichtsbekannt, dass man für eine
Reservierung in einem Festzelt sogar zwei Maß-Gutscheine abnehmen
müsse. Es sei also besonders wirtschaftlich vom Vermieter gewesen,
dem Hausmeister nur eine Wiesn-Maß zu spendieren.
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IMPRESSUM
Der Verwalter-Brief
mit Deckert kompakt
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Der nächste Verwalter-Brief erscheint am 3.2.2017.
Standpunkt
Dipl.-Kfm. Peter W. Patt, Fachverwalter,
RHENUS Verwaltung GmbH, Chemnitz
Familienzentrum
Unsere Wohnungen sind die vielleicht letzten Familienzentren.
Hier gibt es eine Aufgabenverteilung zwischen Geschlechtern
und Generationen, wie sie jede Familie für sich subsidiär verant-
wortlich entwickelt. Keine sogenannte political correctness, kei-
ne Überlagerung mit Spezialthemen besonderer Gruppen, kein
akademischer Zeigefinger bei Problemvereinfachungen. In unse-
ren Wohnungen wird Klartext gesprochen, hier kann man seinen
Alltagsärger loswerden, ohne in eine Gesinnungsecke gestellt zu
werden, manchmal auch recht laut.
Unsere Wohnungen sind Rückzugsorte. My home is my castle. In
solcher Trutzburg muss man nicht sofort reagieren, kann sich besin-
nen und reduziert sich die Internationalisierung auf uns betreffende
Dinge. Hier wird die Welt „gefühlt“ wahrgenommen und werden
medial vermittelte Botschaften an der Lebenswahrheit unserer Fa-
milie und unseres Umfelds geprüft. Aus dieser Kraft entsteht ein Fil-
ter für die Reizüberflutung und die Komplexität der Globalisierung.
In unseren Wohnungen können wir aber auch ein „zu“ geschlos-
senes Weltbild entwickeln, wenn wir uns in uns genehme Mei-
nungen und Internetecken einnisten. Aus der Selbstbestimmung
und Selbstbezogenheit können Aggressionen gegen das Umfeld
entstehen. Dann wird aus dem Auftrag, sich selbst und die Woh-
nung aufzuräumen, schon mal das Gefühl, auch das Umfeld und
vielleicht die große Welt aufräumen zu müssen.
Unser Geist braucht dieses Familienzentrum und solchen Rück-
zugsort – und uns Verwalter bewegt, neben der technischen und
kaufmännischen Organisation dies zu erkennen, zu achten und
zu schützen. Am Ende und am Anfang unserer Gedanken um die
Kräfte in der Welt, der branchentypischen Hoffnung (?) auf Inflati-
on und unserer körperlichen und seelischen Gesundheit steht die
Freude an der Familie und an der „Heim“at unseres Wohnens. Es
werde also ein gesegnetes, ein gutes neues Jahr.
Zitat
Ein gefüllter Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben.
Kurt Tucholsky (1890-1935), deutscher Journalist und Schriftsteller
Cartoon
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