Der Verwalter-Brief 9/2015 - page 12

Auch das noch
Die „talentfreie Abrissbirne“
Eine Äußerung auf Facebook stand im Mittelpunkt eines Falles, über
den das AG Charlottenburg zu entscheiden hatte. Ein Mieter, der sich
über Lärmbelästigungen beschwert hatte, bezeichnete nach einem Te-
lefonat mit dem Büro der Vermieterin auf deren Facebookseite seine
Gesprächspartnerin als „talentfreie Abrissbirne“. Zudem nannte er den
Objektbetreuer in einem Telefax an die Vermieterin „faul“. Aus seiner
Sicht hatte sich dieser nicht darum gekümmert, die Lärmbelästigungen
abzustellen. Das war der Vermieterin zu viel und die Kündigung folgte.
„Halb so wild“, sagte das AG Charlottenburg (Urteil v. 30.1.2015, 216
C 461/14). In einem Spektrum denkbarer Beleidigungen seien die hier
gefallenen Äußerungen weniger schwerwiegend einzuschätzen. Bei
solch eher „leichten“ Beleidigungen sei zunächst eine Abmahnung
angebracht. Außerdem stünden beide Äußerungen in unmittelbarem
Zusammenhang mit einem tatsächlichen Vorgang und hätten aus Sicht
des Mieters einen Tatsachenkern. Es sei nicht in erster Linie darum ge-
gangen, die Mitarbeiterin der Vermieterin herabzuwürdigen.
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IMPRESSUM
Der Verwalter-Brief
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Der nächste Verwalter-Brief erscheint am 6.10.2015.
Standpunkt
Dipl.-Kfm. Peter W. Patt, Fachverwalter,
RHENUS Verwaltung GmbH, Chemnitz
Wanderung – das Megathema
des Jahrhunderts
Die Wanderungsbewegungen nach Europa werden mit „Asylsu-
chende“ und „Flüchtlinge“ beschrieben. Der größte Teil der Zu-
wanderer kommt aber aus anderen Gründen, weil er sich hier
größere Chancen auf gute Lebensbedingungen und Wohlstand
erhofft. Diese Wanderung wird zunehmen, je mehr die Weltbe-
völkerung, insbesondere in Afrika, wächst und die Klimabedin-
gungen eine Ernährung aller nicht ermöglicht. Dank der Smart-
phones wird auch im letzten Winkel der Erde in Echtzeit bekannt,
wie groß die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind - das ist
die eigentliche soziale Auswirkung dieses Mediums. Und so ma-
chen sich die einen voller Hoffnung auf ins „Gelobte Land Euro-
pa“ und streben andere aus Angst und wegen Verfolgung hierher.
Während derzeit Hunderttausende, mit finanziellen Mitteln dafür
ausgestattet, die Passage nach Europa wagen, werden es nach
und nach wohl viele Millionen Menschen werden, die von Süden
aus an die Gestade des Mittelmeers drängen und Europa im Blick
haben. Sie mit den Möglichkeiten eines Rechtsstaats aufzuhalten,
wird im Kampf um das Überleben nicht gelingen.
Asyl sucht das Dach über dem Kopf. Die Kernaufgabe des Gast-
landes ist die Integration. In abgeschotteten Sammelunterkünften
kann sie nur schlecht gelingen, geeignet erfolgt sie über Beschäf-
tigung wie Arbeit und Sport sowie über das Wohnen. Wenn wir
eine weitere Ghettoisierung vermeiden wollen, müssen wir die
Einzelunterbringung ausbauen. Verwalter ahnen um das Konflikt-
potenzial dabei, können aber auch ganz gut abschätzen, wieviel
Aufnahmefähigkeit jede Wohnanlage hat. Spannend bleibt dabei
die Diskussion nach der Leitkultur und dem Leitbild des Zusam-
menlebens, also letztlich die Frage, wie stark sich unsere Heimat
und unser Land verändern, verändern darf, verändern soll. Wir
Verwalter haben, weil wir das Zusammenleben der Menschen in
weiten Bereichen organisieren, eine große Verantwortung am Ge-
lingen der Integration. Dabei wird uns auch unser dickes Fell helfen
können, mit dem wir die Übersicht in einer Wohnanlage zu bewah-
ren und unterschiedliche Interessen auszutarieren beauftragt sind.
Zitat
Wer will, dass die Welt so bleibt wie sie ist, der will nicht, dass
sie bleibt.
Erich Fried (1921-1988), österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist
Cartoon
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