Die Befragung wurde entlang der sechs Blöcke wöchentlich
im Juli und August 2018 durchgeführt. Der Aufruf erfolgte über
Haufe.de/personal und den Personal-Newsletter von Haufe. Das
Interesse an der Bewertung des eigenen Wissensstandes war
groß: Den Themenblock „Rekrutierung“ aus der ersten Woche
absolvierten mehr als 600 Teilnehmer, im letzten Block zum
Arbeitsrecht waren es 243 Teilnehmer.
Was ist gesichertes Wissen?
Während leicht nachvollziehbar ist, welche Inhalte beim Lehr-
buchwissen und bei den HR Buzzwords abgefragt wurden, bedarf
unsere Bewertung von „gesichertem Wissen“ etwas mehr Er-
klärung: Wissenschaftlicher Fortschritt lebt von der immerwäh-
renden Kritik und Vorläufigkeit der Erkenntnisse. Neues Wissen
verdrängt oder spezifiziert bisherige Überzeugungen. Gerade
spektakuläre oder kontraintuitive Forschungsergebnisse werden
deshalb besonders intensiv diskutiert und stellen sich dann mit-
unter als nichtreplizierbar dar. Dennoch
gibt es jenseits dieser Einzeldiskussionen
in jeder Profession eine geteilte Basis an
Erkenntnissen, die innerhalb der Commu-
nity trotz etwaiger Mindermeinungen breit
geteilt wird. In der Medizin sind dies Be-
handlungsempfehlungen und -richtlinien,
auf deren Basis Ärzte unter Berücksichti-
gung der konkreten Patienten individuelle
Behandlungen aufbauen. Diese geteilte
Wissensbasis zeichnet sich dadurch aus,
dass die Ergebnisse auf Basis angemes-
sener Methoden zustande kommen (in
der Medizin randomisierte kontrollierte
Studien), die repliziert wurden. Auch im
Personalbereich gibt es diese Form gesi-
cherter Erkenntnis und dieser Fundus ist
umfangreicher als gemeinhin gedacht.
Welche dieser Erkenntnisse wer-
den aber in der Praxis geteilt? Für den
HR-Wissenstest haben wir Fragen der
Kategorie „gesichertes Wissen“ in drei
Schritten identifiziert. Erstens sollten die
Ergebnisse auf einer breiten, methodisch
solide ermittelten Datenbasis beruhen.
Das bedeutet in der Regel, dass die vor-
liegenden Einzelstudien metaanalytisch
Lohnt sich die Investition in ein Führungskräftetraining?
Steigert die Arbeit im Homeoffice tatsächlich die Produktivi-
tät? Sind Mitarbeiterempfehlungsprogramme wirklich geeignet,
um passendere Bewerber zu finden? Solche personalbezoge-
nen Entscheidungen faktenbasiert zu treffen, ist eine Business-Anforderung, die zunehmend an den HR-Bereich gestellt wird.
Im Gegensatz zu rein intuitivem Entscheiden beruht fakten-
basiertes Entscheiden auf der Analyse unternehmensinterner
Daten, auch „HR Analytics“ genannt, oder auf bestehenden
Ergebnissen der Personalforschung.
Wie gut sind Personalmanager auf diese Anforderungen vor-
bereitet? Kennen sie die wissenschaftlich belegten Fakten? Um
das herauszufinden, haben wir zusammen mit der Redaktion
des Personalmagazins einen HR-Wissenstest erstellt, der über
sechs Wochen online lief. Im Anschluss haben wir die Ergeb-
nisse anonym ausgewertet. In diesem Beitrag fassen wir sie zu-
sammen. So viel lässt sich vorab sagen: Einige Vorurteile halten
sich hartnäckig.
Quizformat als methodischer Rahmen
Doch zunächst zum methodischen Rahmen: Personaler konn-
ten ihr Wissen spielerisch mit Quizfragen testen – und erhiel-
ten unsere wissenschaftlich belegten Antworten. Wir haben zu
insgesamt sechs Themenblöcken (Rekrutierung, Performance
Management, Personalentwicklung, Führung, HR Analytics und
Arbeitsrecht) jeweils zehn Fragen formuliert. Innerhalb der
Themenblöcke haben wir, soweit umsetzbar, drei Fragentypen
verwendet: erstens Fragen zu theoretischen Konzepten („Lehr-
buchwissen“), zweitens zur Begriffsverwendung bei aktuellen
HR-Trendthemen („HR Buzzwords“) und drittens zu gesicherten
empirischen Ergebnissen.
Anzahl der
Antworten
Aufbau und Ergebnisse des HR-Wissenstests
drei inhaltliche Blöcke
Empirische
Evidenz
Lehrbuch-
wissen
Buzzwords
Anteil richtiger
Antworten
sechs Themenblöcke
Recruiting
5
3
2
62%
Führung
2
6
2
72%
Arbeitsrecht
--
10
--
71%
Personal
entwicklung
4
3
3
65%
Performance
Management
8
2
--
62%
HR Analytics
anderes Fragenformat
--
Anteil richtiger
Antworten
61% 72%
62%
66%
Im Durchschnitt sind Intelligenztests in der Personal
auswahl sehr gut geeignet, um den späteren Berufserfolg
zu prognostizieren.
Das ist richtig. Das wussten 38 Prozent der Testteilnehmer.
Assessment Center zeichnen sich durch eine hohe
Konstruktvalidität aus.
Das ist falsch. Das wussten 35 Prozent der Testteilnehmer.
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HR-Management
personalmagazin 11.18