personalmagazin 03/2016 - page 16

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personalmagazin 03/16
TITEL
_PERFORMANCE MANAGEMENT
liche Entwicklung ein Thema werden.
Gerade die Vorgesetzten, die Feedback-
gesprächen lieber aus dem Weg gehen,
können es dann wieder leichter vermei-
den. Die andere Richtung der Diskussi-
on ist es, die Frequenz der Gespräche
und Beurteilungen zu erhöhen und dies
auch durch systematische Instrumente
– beispielsweise die Erfassung von un-
terjährigem Feedback in IT-Systemen –
zu fördern. Dies scheinen mir dagegen
sehr sinnvolle Überlegungen zu sein.
personalmagazin:
Die engagierten Mitarbei-
ter haben für den Erfolg der Betriebe eine
besondere Bedeutung. Bewerten Sie auch
diese Mitarbeitergespräche positiv?
Sliwka:
Ja. Wertschätzung wirkt sich posi-
tiv auf die Arbeitsleistung aus. Viele Ex-
perimente zeigen, dass viele Menschen
eher bereit sind, eine Arbeitsleistung
abzuliefern, die über das Normale hin-
ausgeht, wenn sie großzügig behandelt
werden. Man muss allerdings beachten,
dass Menschen unterschiedlich sind. Es
gibt auch eher egoistisch veranlagte, bei
denen Sanktionsmechanismen und mate-
rielle Belohnung Leistung steigern. Auch
hier sind Mitarbeitergespräche wichtig,
um diese Regeln klarzumachen.
personalmagazin:
Leistungsbeurteilungen
sind nicht beliebt. Ihre Forschung zeigt
aber, dass sie zu mehr Arbeitszufrieden-
heit führen. Wie erklären Sie sich das?
Sliwka:
Der Befund in den Daten des LPP
scheint in der Tat robust. Das zeigen
auch Längsschnittuntersuchungen mei-
nes Kollegen Patrick Kampkötter: Führt
ein Unternehmen Leistungsbeurteilun-
Ausdruck von Führungsqualität
INTERVIEW.
Leistungsbeurteilungen sind nicht beliebt, schaffen bei Mitarbeitern aber
höhere Arbeitszufriedenheit. Das zeigen empirische Daten. Warum ist das so?
personalmagazin:
Im Forschungungsprojekt
Linked Personnel Panel (LPP) suchen Sie
nach dem Zusammenhang von wirt-
schaftlichem Erfolg und professioneller
Personalarbeit? Gibt es diesen?
Dirk Sliwka:
Es gibt eine wachsende Zahl
von Studien, die aufzeigen, dass be-
stimmte Instrumente den wirtschaft-
lichen Erfolg signifikant beeinflussen.
In den vergangenen Jahren gab es hier
deutliche Fortschritte in der Forschung.
Es kommt allerdings immer auf die ge-
naue Fragestellung an, etwa wie variab-
le Vergütungssysteme gestaltet werden
müssen, dass sie für Teams oder Ein-
zelne einen Anreiz darstellen. Ein gut
designtes und professionelles Personal-
management kann also den wirtschaftli-
chen Erfolg beeinflussen.
personalmagazin:
Ihre Untersuchungen
zeigen, dass Mitarbeiter, mit denen ein
strukturiertes Mitarbeitergespräch ge-
führt wird, eine höhere Arbeitszufrieden-
heit haben. Was ist Ihre Erklärung?
Sliwka:
Das ist erst einmal ein Korrela-
tionsbefund. In Betrieben, in denen re-
gelmäßig Mitarbeitergespräche geführt
werden, ist die Arbeitszufriedenheit si-
gnifikant höher. Es spricht vieles dafür,
dass hinter dem Befund ein Kausaleffekt
steckt. Meine Erklärung ist, dass Vorge-
setzte im Alltag häufig Feedback vermei-
den oder einfach vergessen und durch
eine Struktur gezwungen sind, sich für
Mitarbeiter Zeit zu nehmen, und damit
Dinge auf den Tisch kommen, die im All-
tag untergehen. Übrigens ist auch die Ge-
sprächsdauer ein signifikanter Prädiktor
für die empfundene Qualität der Arbeit.
personalmagazin:
Kritiker des Mitarbeiter-
gesprächs wenden ein, entscheidend sei
der Dialog zwischen Führungskraft und
Mitarbeiter. Das Mitarbeitergespräch sei
bürokratisch und hinderlich.
Sliwka:
Dialog und Mitarbeitergespräch
kann man natürlich nicht sauber tren-
nen. Bei der Kritik am klassischen Mit-
arbeitergespräch sehe ich zwei Richtun-
gen. Die eine Richtung ist, formalisierte
Instrumente abzuschaffen und den Füh-
rungskräften zu sagen, sie sollen statt-
dessen intensiver mit ihren Mitarbei-
tern im Alltag reden. Sich alleine auf die
Empfehlung zu verlassen, halte ich aber
für gefährlich, weil die einzelne Füh-
rungskraft dann wieder allein darüber
entscheidet, ob Dinge wie die persön-
DIRK SLIWKA
ist Professor an der Uni
Köln und erforscht den Zusammenhang von
Unternehmenserfolg und Personalarbeit.
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