personalmagazin 03/2016 - page 12

personalmagazin 03/16
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TITEL
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PERFORMANCE MANAGEMENT
D
ie Kritik an Personalinstrumen-
ten wie Mitarbeitergesprächen,
Leistungsbeurteilungen, Ziel-
vereinbarungen oder Entwick-
lungsplänen ist so alt wie die Instrumente
selbst. Reinhard K. Sprenger geißelte Ziel-
vereinbarungen schon vor zwei Jahr-
zehnten als „Ornamente langsamer
Massen- und Abschöpfungsmärkte“. Doch
die Kritik nimmt seit zwei Jahren – vor al-
lem aus der New-Work-Szene – spürbar zu.
Unternehmensberater Niels Pfläging, frü-
her Controller und Planer in Konzernen,
nennt individuelle Ziele ein „Verbrechen
gegen die Wertschöpfung“ und „Planwirt-
schaft im Unternehmen“ – dabei gibt er
sich die Attitüde des Querdenkers und
ist sich einer großen Aufmerksamkeit
sicher. Auch Armin Trost, Professor für
Personalmanagement an der Hochschule
Furtwangen, hat sich zu den Kritikern ge-
sellt (siehe Interview auf Seite 18). Leis-
ten Personalinstrumente wirklich keinen
Beitrag für den Unternehmenserfolg?
Empirie statt Bauchgefühl
Zur Wirkung der Instrumente gibt es
zahlreiche Bücher, die Ratschläge lie-
fern, wie man die Praxis verbessert. Un-
ternehmensberatungen haben Studien
vorgelegt, um zu belegen, wie ihr spezifi-
sches Konzept in der Praxis funktioniert.
Was bislang fehlte, war eine breit ange-
legte empirische Studie, die sich mit der
Wirkung dieser Instrumente beschäftigt.
Diese Lücke ist nun geschlossen. Seit
vier Jahren gibt es ein Forschungspro-
jekt („Linked Personnel Panel“), das den
Von
Reiner Straub
(Red.)
Zusammenhang von Arbeitsqualität,
wirtschaftlichem Erfolg und dem Einsatz
von Personalinstrumenten untersucht.
Getragen wird das Forschungsprojekt
vom Bundesarbeitsministerium und dem
Institut für Arbeitsmarkt und Berufsfor-
schung (IAB), beteiligte Projektpartner
sind das Zentrum für Europäische Wirt-
schaftsforschung (ZEW) und der Lehr-
stuhl von Professor Dirk Sliwka an der
Universität Köln. Das Besondere der Un-
tersuchung: Es werden sowohl Beschäf-
tigte wie auch Betriebe ab 50 Mitarbeiter
befragt; die Ergebnisse sind repräsenta-
tiv für die deutsche Wirtschaft, da es sich
um den größten Datensatz handelt, mit
dem jemals das Personalmanagement in
Deutschland analysiert wurde.
Fakten zum Mitarbeitergespräch
Der Einsatz von Personalinstrumenten
ist in den Betrieben sehr weit verbreitet,
und zwar mit leicht zunehmender Ten-
denz: 72 Prozent der Betriebe verfügten
im Jahr 2014 über strukturierte Mitar-
beitergespräche, bei Betrieben über 500
Mitarbeiter waren es sogar 81 Prozent.
Doch wird das Mitarbeitergespräch
auch tatsächlich durchgeführt? Seit
2012 hat die Nutzung der Mitarbei-
tergespräche in allen Betriebsgrößen
zugenommen. 2015 nutzten – so die Be-
fragung der Beschäftigten – 30 Prozent
der KMU mit 50 bis 99 Beschäftigten ein
Mitarbeitergespräch, bei Betrieben über
500 Mitarbeiter waren es 67 Prozent. Die
Tendenz über die letzten drei Jahre: zu-
nehmend (siehe Abbildung 1).
Die Forscher liefern auch Daten zur
Struktur der Gespräche. Die Dauer der
Empirie statt Meinung
STUDIE.
Zielvereinbarungen und Mitarbeitergespräche werden als bürokratische
Monster verunglimpft, dabei schaffen sie eine höhere Arbeitszufriedenheit.
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