personalmagazin 2/2016 - page 9

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02/16 personalmagazin
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SZENE
_VW-SKANDAL
V
olkswagen und die Angstkul-
tur: Dieses Wortpaar macht seit
Dieselgate die Runde. Und zwar
ohne das Wörtchen „auch“, das
die Spiegeljournalisten notierten, die Mar-
tin Winterkorn 2013 begleiteten und die
über seine teils wütenden Brüllausbrüche
berichteten: „Auch Angst hält diesen Kon-
zern zusammen.“ Ihr stärkster Ausdruck:
„Nordkorea ohne Arbeitslager“.
Der Begriff der „VW-Angstkultur“ hat
sich längst verselbstständigt. Automo-
bilexperte Ferdinand Dudenhöfer dia-
gnostiziert bei VW ein „System der Angst
und der chronischen Überforderung“, die
Süddeutsche Zeitung spricht von einem
Von
Reiner Straub
(Red.) und
Ruth Lemmer
Brauchbare Illegalität
ANALYSE.
Wie kam es zu Dieselgate? Die HR-Abteilung von VW schweigt dazu. Experten
sehen unterschiedliche Ursachen, die die Fehlentwicklungen erklären können.
© PICTURE ALLIANCE / DPA
Angstkultur bei VW?
Dieses Erklärungsmuster
für den Diesel-Skandal
greift zu kurz.
„Klima der Angst“, fast alle überregio-
nalen Medien stimmen in diesen Chor
ein. Diese Erklärungsmetapher haben
inzwischen auch viele Unternehmer
übernommen, beispielsweise Endress +
Hauser-Chef Matthias Altendorf, der die
Unternehmenskultur im eigenen Haus
von der Angstkultur bei VW abgrenzt.
Offenbar kein Bedürfnis nach
externer Aufklärung
Dass sich die Metapher durchgesetzt
hat, liegt auch an Volkswagen selbst.
Manager und Betriebsräte von VW blei-
ben bislang auffällig stumm, auch die
Personalmanager. Ob sie sich schützend
vor ihre Firma stellen oder nichts sa-
gen dürfen, ist schwer zu entscheiden.
Niemand wagt sich aus der Wagenburg.
Offizielle Statements laufen jedenfalls
ausschließlich über die Pressestelle.
Dort macht es sich Personalpressespre-
cher Markus Schlesag allerdings ein
wenig einfach, wenn er zur Frage nach
der Angstkultur erklärt: „Zur medialen
Zuschreibung einer Angstkultur bei
Volkswagen hätten sich Kolleginnen
und Kollegen sicher geäußert, wenn sie
das Bedürfnis danach hätten.“
Der Ende November ausgeschiedene
Personalvorstand Horst Neumann, in
dessen Verantwortungszeit sich VW-
Dieselgate ereignete, hatte das Bedürfnis
auch nicht, über die Verantwortung von
HR zu reden. Während seiner Amtszeit
wollte er sich unseren Fragen jeden-
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