Immobilienwirtschaft 11/2017 - page 13

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steigen, die Attraktivität der Kommunen
sinkt weiter. Selbst Ökonomen wie Tobias
Just, Leiter der Irebs Immobilien
akademie
in Regensburg, der zu einer differen-
zierten Betrachtungsweise rät und zudem
auf die Wankelmütigkeit von Prognosen
verweist, erklärt: „Wenn es sich um durch
zusätzliche Neubauten induzierten Leers-
tand handelt, dann stellt sich die Frage, ob
manmit öffentlichen und privatenMitteln
nicht anders hätte vorgehen können.“
Das IW geht davon aus, dass viele der
jungen Einfamilienhaussiedlungen in 30
Jahren nicht mehr gebraucht werden, und
empfiehlt Sofortmaßnahmen: keine neuen
Baugebiete mehr ausweisen, Neubau nur
bei gleichzeitigem Abbau von Leerstand,
Stärkung der Innenzentren.
Tatsächlich ist in einigen Kommunen
längst damit begonnen worden, dem Flä-
chenverbrauch gegenzusteuern. Die Aus-
gangslagen unterscheiden sich dabei eben-
so wie die Ansätze; noch stärker als Me-
tropolen sind Dörfer und Kleinstädte oft
existenziell von geografischer Lage, Wirt-
schaftsstruktur und Wegebeziehungen
beeinflusst. Anders als Altena hatte sich
etwa das sächsische Augus
tusburg als Ziel
für Tagestouristen längst einenNamen ge-
macht. Trotzdem galt die 4.500-Einwoh-
ner-Gemeinde als überaltert, imZentrum
störten leerstehende Häuser das histo-
rische Ensemble. Neubauten entstanden
allenfalls am Ortsrand.
DIE WENDE
Sie kamvor vier Jahrenmit der
Wahl eines neuen Bürgermeisters. Unter
dem Motto #diStadt treibt Dirk Neubau-
er seitdem die Modernisierung der Klein-
stadt voran. Die Idee des 46-Jährigen:
Dank der Digitalisierung könnenWohnen
und Arbeiten auf dem Land vereint wer-
den. Gemeinsam mit einem Chemnitzer
Unternehmer will Neubauer das histo-
rische Lehngericht am Marktplatz zum
Co-Working-Haus umbauen. Der Markt-
platz selbst wird derzeit umgestaltet,
SUMMARY
»
In vielen ländlichen Kreisen
ist deutlich mehr gebaut worden, als nötig gewesen wäre, bilanzierte jüngst das Institut der
deutschen Wirtschaft (IW).
»
Demnach sind
20 Prozent mehr Wohnungen
gebaut worden als benötigt, bei den Einfamilienhäusern sind es
sogar mehr als doppelt so viele.
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Als einen Grund machte das IW das Verhalten von Kommunalverantwortlichen aus: Bürgermeister versuchten
nach wie vor, durch die
großzügige Ausweisung von Bauland
neue Einwohner anzuziehen.
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Tatsächlich haben jedoch einige Kommunen
längst damit begonnen,
dem Flächenverbrauch gegenzusteuern
.
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Die Ausgangslagen unterscheiden sich dabei ebenso wie die Ansätze.
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Foto: Marcos Mesa Sam Wordley /shutterstock.com
Der so genannte Donut-Effekt: In vielen
Städten bildet sich außen ein „fettiger“
Gürtel aus Einfamilienhäusern, im Inneren
herrscht indes gähnende Leere.
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