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MARKT & POLITIK
I
NACH DER BUNDESTAGSWAHL
A
uf eine Anfrage, betreffend die Zu-
kunft der Mietpreisbremse, antwor-
tete uns das Landesbauministerium
NRWwie folgt: „In der Praxis hat sich die
Mietpreisbremse offenbar nicht bewährt.
… Eine nachhaltige Stabilisierung der
Mieten erreicht man über ein breiteres
Angebot vonMietwohnungen, nicht allein
über staatliche Regulierung.“
Weniger Regulierung?
Das wäre keine
allzu schlechte Aussicht für eine Branche,
die sich unter einem Regulierungsdiktat
sieht (siehe den Beitrag Seite 11). In NRW
will man die Mietpreisbremse tatsächlich
abschaffen. Ob eine solche Deregulierung
als Vorlage für den Bund taugt, wird sich
zeigen müssen. Tobias Just FRICS, Pro-
fessor an der Universität Regensburg, hält
das Ende der Mietpreisbremse für nicht
unwahrscheinlich. Dies und der mögliche
Kurs zu mehr Energieeffizienz im Gebäu-
desektor machten dasWohnen kurzfristig
nicht erschwinglicher. Just plädiert dafür,
Kosteneinsparungen an anderer Stelle zu
erzielen und mehr zu bauen. Es sei mit
der Einführung irgendeiner Form von
Wohneigentumsförderung zu rechnen.
Dr. Konstantin Kortmann, Head of
Residential Investment JLL Germany,
rechnet damit, dass der Fokus auf Ange-
Mietpreisbremse liegt im Sterben
Den Immobilienverbänden
zufolge war die Wohnungs-
politik bisher weitgehend
erfolglos und geprägt von
Regulierungswut. Von einer
neuen Bundesregierung
erwartet die Branche eine
grundlegend neue Woh-
nungspolitik.
Fotos: pipapur/shutterstock.com; Anna-Lena Ehlers
Worauf die Zeichen in der
Immobilienpolitik stehen,
hängt auch von den Koali-
tionsverhandlungen ab.
botsausweitungen gelegt wird. Das hieße
Bauland aktivieren bzw. Neubauvolumen
steigern mit entsprechenden Abschrei-
bungsmodellen. Er glaubt, CDU und
FDP seien sich in diesen Punkten relativ
einig, und auch die Grünen hätten sicher
programmatisch keine Schwierigkeiten
damit, solange es keine neue Baulandver-
siegelung bedeutet. Ein großes Problem
seien eher die oftmals lang andauernden
Genehmigungsprozesse beim Bauen.
Das Thema Stadt und Land hat sich
auch der GdW auf die Fahnen geschrie-
ben. Die Diskussion müsse intensiviert –
Förderprogramme müssten entsprechend
angepasst oder ergänzt werden, so Präsi-
dent Axel Gedaschko.
Der Immobilienverband Deutsch-
land IVD zielt mit seinen Vorschlägen ab
auf das Thema Wohnungsbauförderung.
IVD-Präsident Schick fordert nicht weni-
ger als einen nationalen Aktionsplan zur
Schaffung von mehr Wohnungen – „in
allen Größen, in allen Segmenten und in
allen Teilen der Republik“.
SORGE VOR GRÜN
Wegen einer Jamaika-
Koalition besteht Sorge. Sollte es dazu
kommen, dann sollte die FDP ihre Ver-
sprechen aus dem Wahlkampf durchset-
zen: mehr bauen, weniger regulieren. Die
Grünen dürften sich mit ihrer Idee der
flächendeckenden Mietpreisbremse nicht
durchsetzen, meint der IVD-Präsident.
„Bündnis 90/Die Grünen sprachen
bisher meist von starken Regulierungen,
was nicht zielführend ist“, meint Kruno
Crepulja, CEO der Instone Real Estate
Group. Und betont eine andere Baustelle:
Ein Vorstoß solle in puncto bundesweit
einheitlicher Regulierungen für Bauvor-
haben gemacht werden. „Wennwir in jeder
Stadt vor anderen gesetzlichen Vorgaben
stehen, ist es schwierig, denWohnungsbau
schnell und günstig voranzutreiben.“
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Dirk Labusch, Freiburg