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1.2017
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
beim Gedanken um die Zukunft könnte es uns bange werden, wäre
das Thema nicht so groß. Der Verwalter eines Parkhauses fragte in die
Runde, wer in nächster Zeit den Erwerb eines Elektro-Autos plane. Ich
erlebte ein Déjà-vu. Eine Hand ging hoch. Als ein Verwalter vor Jahren
die Frage stellte, ob man vorhabe, seine Wohnung ans Internet anzu-
schließen, war es ähnlich. Wir können uns Zukunft nicht vorstellen.
Laut einer Savills-Umfrage will selbst die Generation Y ihr Festnetz
telefon im Büro. Ein E-Mobil zu fahren ist noch sowas von weit weg
– und doch werden wir es bald alle tun. Wir werden Häuser drucken,
uns die Schreibtische teilen, uns an Stuttgart 21 gewöhnen.
Wir sind zukunftsfern, aber eigentlich leben wir schon in ihr. Viele
reden über Geschäftsmodelle, die kurz davor sind, sich zu bewähren.
Zukunft macht euphorisch, bisweilen übereuphorisch. So fordert der
GdW ein neues Bundesbauministerium, das unter anderem (!) die
Bereiche Stadt- und Landentwicklung, Energieeffizienz, Klimaschutz
und digitale Infrastruktur beinhaltet. Die Fordernden scheinen die
Gegenwart zu vergessen: Schon Bauen und Umweltschutz zerreißen
das Ministerium völlig. Zukunft könnte toll sein, aber …
Sie ist halt so ungewiss. Besonders, wenn sie schlecht geplant wird.
Scheitert E-Mobilität an fehlender Lade-Infrastruktur? Denkbar. Im
Ökostadtteil Vauban in Freiburg haben die Verantwortlichen schon
abgewunken: Eine Aufrüstung sei so teuer, dass sie sich nicht lohne.
Vauban könnte eines der ersten Quartiere sein, in denen jeder ein
E-Mobil besitzt. Schade, wenn die sich nicht laden lassen! Zukunft
kann unser Glück sein. Vergangenheit auch. Hat sie doch immer wie-
der gezeigt, wie sich Zukunft vergeigen lässt.
Ihr
„Von wegen im Hier und
Jetzt: Gegenwart ist voll
auf Zukunft ausgerichtet.
Die macht Angst und ist
doch hip. Je verrückter
das Geschäftsmodell,
umso hipper. Manchmal
verhippt man sich ...“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Es zukünftelt sehr