Immobilienwirtschaft 11/2017 - page 22

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
WOHNINVESTMENT
„Außerdem sind die Preise gerade für
Bestandsobjekte stark gestiegen, die we-
gen ihres Risiko- und Renditeprofils gut
in die Portfoliostruktur großer deutscher
Wohnungsbestandhalter passen“, sagt der
Investmentexperte. Und dies ist nicht die
einzige institutionelle Anlegergruppe, die
Investments in größere Pakete bevorzugt.
Initiatoren Offener Immobilienfonds po-
sitionieren sich verstärkt in diesem Seg-
ment. So legte Union Investment mit ZBI
einen gewichtigenWohnimmobilienfonds
auf (Startvolumen: 620 Millionen Euro).
Ferner lenken Pensionskassen und
Versicherungen, die lange eher Bestän-
de reduziert hatten, mehr Geld in diese
Assetklasse. „Die Allianz hat erst kürz-
lich, unter anderem in Bochum, größere
Wohnungsbestände vonVonovia gekauft“,
weiß Thomas Beyerle, Head of Research
Catella Group. Die Investmentumsätze
bewegten sich auf Spitzenniveau, da Inves­
toren bereit seien, Defizite bei Lage und
Zustand zu akzeptieren. Zudem floriere
die Projektentwicklung.
„Der Wohnimmobilienmarkt hat sich
seitens der Anbieter-, aber auch der Nach-
fragergruppen stärker ausdifferenziert“,
sagt Konstantin Lüttger, Head of Resi-
dential Investment bei CBRE. Bei Woh-
nungskonzernen stießen in der Regel erst
Tickets ab einer Größenordnung von 50
Millionen Euro auf Interesse. Unterhalb
dieser Grenze überließen sie häufig lieber
anderen Marktteilnehmern die Initiative.
Das können Akteure sein, die Be-
stände aufkauften und diese weiterentwi-
ckelten, bevor sie für große Wohnungs
bestandshalter vom Volumen her inte-
ressant werden, erklärt Lüttger. In diese
Kategorie ist imPrinzip auch die – seit
I
n den ersten neun Monaten des Jahres
stiegen die Umsätze auf dem Invest-
mentmarkt für Wohnimmobilien im
Einjahresvergleich um 40 Prozent auf
10,9 Milliarden Euro. „Aber die Zahl der
Wohneinheiten pro Transaktion ist rück-
läufig“, hat Konstantin Kortmann, Head
of Residential Investment JLL Germany,
beobachtet. Nur drei Portfolios mit mehr
als 2.500 Wohnungen wurden gehandelt,
2015 waren es dagegen über 20. Während
vor fünf Jahren imSchnitt je Deal 850 Ein-
heiten den Eigentümer wechselten, sind es
inzwischen nur 320.
GROSSE PAKETE SIND MANGELWARE
„Große
Pakete sindMangelware“, stellt Kortmann
fest. Das hat vor allem zwei Gründe: Un-
ter börsennotiertenWohnungskonzernen
gab es eine Übernahmewelle. Vor allem
Branchenprimus Vonovia nutzte sie, um
unter anderem durch den Erwerb von
Gagfah und Conwert seinen Wohnungs-
bestand kräftig aufzustocken. Doch die
Möglichkeit, auf diesem Weg weiter zu
expandieren, ist weitgehend ausgeschöpft.
Heiß umkämpftes Pflaster
Wohnimmobilien sind ge­
fragt. Zahlreiche Inves
torengruppen tummeln sich
in diesem Segment und ver­
stärken ihre Aktivitäten. Das
pusht die Investmentumsätze
und sorgt für eine stärkere
Ausdifferenzierung der Ge­
schäftsmodelle von Wohn
immobiliengesellschaften.
»
Foto: Hanjo Tews
SUMMARY
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In den ersten neun Monaten des Jahres stiegen die Umsätze auf dem Investmentmarkt für Wohnimmobilien im Einjahresvergleich
um 40 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro
.
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Aber die
Zahl der Wohneinheiten pro Transaktion ist rückläufig
: Während vor fünf Jahren im Schnitt
je Deal 850 Einheiten den Eigentümer wechselten, sind es inzwischen nur 320.
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Der Wohnimmobilienmarkt hat sich
stärker ausdifferenziert
.
Gefragt sind wachstumsstarke
B-Städte im süddeutschen Raum
wie Ludwigshafen, Karlsruhe oder
Würzburg (im Bild).
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