Immobilienwirtschaft 11/2017 - page 24

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
WOHNINVESTMENT
gut drei Monaten börsennotierte – Nora-
tis AG einzuordnen. Allerdings kaufen die
Hessen lieber größere Bestände – ab einer
Größenordnung von 100 Einheiten – und
entwickeln sie weiter, bevor sie sie nach
zwei oder drei Jahren veräußern. „Mit
Wohnungskonzernen konkurrieren wir
dabei nicht um kleinere Liegenschaften“,
sagt Noratis-Vorstandschef Igor Bugarski.
B- UND C-STÄDTE BEVORZUGT
Gekauftwird
vorzugsweise in B- undC-Städten. Ebenso
werden an der Qualität der Objekte be-
wusst Abstriche gemacht. Denn Noratis
möchte sie, beispielsweise durch Sanie-
rungsmaßnahmen, qualitativ aufwerten
und hierfür später beim Verkauf eine
Prämie einstreichen. Wohnungen werden
zur 9- bis 16-fachen Jahreskaltmiete ange-
kauft. Typische Bestandshalter sind bereit,
für voll vermietete Wohnblocks von guter
Qualität bis zum20-Fachen der jährlichen
Nettomiete auf den Tisch zu legen. Noratis
bietet die Wohnungen später Interessen-
ten an, denen der Erwerb qualitativ guter
Immobilien in ihr Investmentkonzept
passt. „Große Wohnungskonzerne gehö-
ren deshalb nicht zu unserer Zielgruppe“,
betont Bugarski. Verkauftwird stattdessen
vorwiegend an Einzelinvestoren, Immo-
bilienfonds, Pensionskassen sowie Family
Offices.
Neben auf den Handel fokussierten
Immobiliengesellschaften gibt es solche,
die darüber hinaus auch Immobilien­
bestände aufbauen. EinGeschäftskonzept,
das in diese Richtung tendiert, praktiziert
die Mähren AG. „Primär verstehen wir
uns als langfristiger Bestandshalter – In-
vestmenthorizont: fünf bis zehn Jahre –,
der jedochVerkaufsopportunitäten nutzt“,
präzisiert Vorstandschef Jakob Mähren.
„Da wir nicht börsennotiert sind, können
wir es uns im Gegensatz zu Wettbewer-
bern leisten, antizyklisch zu investieren.“
Anfangs beschränkten sich die Ge-
schäftsaktivitäten auf Berlin. Investiert
wurde dort in unterbewertete Mehrfa-
milienhäuser, die mittlerweile aber rar
geworden sind. „Mitunter muss mehr
als die 30-fache Jahreskaltmiete bezahlt
werden“, so Mähren. Die Investment­
aktivitäten wurden daher auch auf ost-
deutsche Wachstumsräume ausgedehnt.
Doch selbst in einigen dieser Regionen
hätten die Preise bereits ein übertriebenes
Niveau erreicht, findet er.
Seit Jahresbeginn haben die Berliner
ihr Portfolio von 4.000 um mehr als die
Hälfte auf etwa 1.500 Einheiten reduziert.
Käufer des größten Pakets von 2.200Woh-
nungen in Berlin, Halle, Magdeburg und
Leipzig (Preis: 287,5 Millionen Euro) wa-
ren ADOProperties und Brack Capital. In
den kommenden fünf Jahren soll der Be-
stand auf 5.000 Einheiten erhöht werden.
Die Alpha-Real-Estate Group ist eben-
falls im Immobilienhandel aktiv sowie in
der langfristigen Bestandshaltung – In-
vestmenthorizont: zehn bis 15 Jahre. „Im
derzeit hochpreisigen Marktumfeld wird
es zunehmend schwieriger, attraktive
Objekte für eine Weiterentwicklung zu
finden“, sagt Norman Scherer, Director
der Alpha RE. Am liebsten investieren
die Mannheimer in Wohnanlagen mit 50
bis 200 Einheiten im mittleren Marktseg-
ment in wachstumsstarken süddeutschen
B-Städten wie Ludwigshafen, Karlsruhe
und Würzburg.
Erworben werden diese mitunter –
wie bei der Noratis AG – auch von bör-
sennotierten Wohnungskonzernen wie
der TAG Immobilien imPaket, wenn diese
sich vonObjekten trennen wollen, weil sie
nicht in ihr regionales Bestandhaltungs-
konzept passen. Ihren Wohnungsbestand
will die Alpha RE in den kommenden fünf
Jahren auf 1.000 Einheiten ausbauen. Ver-
kauftwerden dieWohnungen nahezu aus-
schließlich an Privatanleger.
HANDEL UND PROJEKTENTWICKLUNG
Im
Vergleich hierzu bewegt sich die GWH
Wohnungsgesellschaft, eine Tochter der
Landesbank Hessen-Thüringen (Hela-
ba), deren Portfolio 50.000 Wohnungen
umfasst, in ganz anderen Dimensionen.
Weniger bekannt dürfte wohl sein, dass
auch der Immobilienhandel und die Pro-
jektentwicklung zu ihrenGeschäftsfeldern
zählen. Im vergangenen Jahr erwarb die
GWHknapp 2.000Wohnungen, vor allem
in ihrem Kerngebiet Rhein-Main und
erstmals in Hannover als neuem Wachs-
tumsfeld. Veräußert wurden rund 500
Gebrauchtwohnungen aus dem Eigen­
bestand. „Etwa dieHälfte der abgegebenen
Immobilien erfolgte über Paketverkäufe“,
soMarc Hohmann, Leiter Unternehmens-
kommunikation der GWH.
Fast schon ein Gigant ist die Vivawest
(Bestand: 120.000 Wohnungen) mit dem
regionalen Fokus Nordrhein-Westfalen.
Im Zuge kontinuierlicher Portfolio
umschichtungen wird in Gebraucht
immobilien und verstärkt in Projektent-
wicklungen investiert. „Wir nutzen aber
auch Opportunitäten für Verkäufe“, sagt
Bernd-Michael Link, Leiter des Bereichs
Portfoliomanagement/Akquisition. In der
Verkaufspipeline befinden sich etwa 2.000
Wohneinheiten. Link kündigt an: „Wir
schnüren derzeit Pakete für einemöglichst
zielgerichtete Marktansprache nachhaltig
agierender Akteure.“
«
Norbert Jumpertz, Staig
ÜBERSICHT
WICHTIGE ANBIETER
Name des
Unternehmens
Anzahl der
Wohnungen
ABG Frankfurt
50.000
Alpha-Real-Estate
500
Degewo
73.000
Gewobag
58.000
GWG Gesellschaft für Woh-
nungs- und Gewerbebau
11.100
GWH Wohnungsgesellschaft
50.000
Howoge
57.000
Mähren
1.500
Noratis
1.073
Vivawest Wohnen
120.000
Quelle: Unternehmensangaben
Stand: September (Ausnahme Noratis: hier Juli) 2017
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