Immobilienwirtschaft 3/2016 - page 15

15
0
3.2016
L
eise, sauber, grün – so sieht die Stadt der Zukunft aus. In ihr
fahren Autos, die vor einer Schule selbstständig das Tempo
drosseln, in ihren Häusern stimmen Heizuhren per Sensor
die Temperaturen auf den Alltagsrhythmus der Bewohner
ab und in den Straßen lassen sich entspannteMenschen per
App das passende E-Verkehrsmittel für den schnellsten Weg zur
Arbeit anzeigen. Was imGesamtbild utopisch erscheinenmag, ist
in Teilbereichen längst Realität – und wo noch nicht, wird unter
Hochdruck daran getüftelt: Der Schlachtruf „Smart City“ ziert
unzählige Forschungsprojekte und Pilotversuche in Verwaltung,
Wissenschaft undWirtschaft. Dabei ist die schlaue Stadt letztlich
lediglich der Versuch, Datenmit Technologien zu verbinden und
„mithilfe von Kommunikation in den Dienst des Menschen zu
stellen“, wie es etwa die Leiterin von Fraunhofer Fokus, Prof. Dr.
Ina Schieferdecker, beschreibt. „Wir haben uns Städte herausge-
griffen, weil sie die größten Verbraucher von Ressourcen sind,
aber auch das größte Optimierungspotenzial haben.“
Ihr Institut ist mit 450 Mitarbeitern eines der größten im
Fraunhofer-Verbund und forscht in Berlin unter dem Motto
„Wir machen Städte schlau“ in unterschiedlichenThemenfeldern.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
hat jüngst ein eigenes Cluster gegründet mit dem Teilziel, eine
„Smart City Charta für Deutschland“ zu entwerfen. Großstädte
wie Berlin oder Hamburg haben entsprechende Strategien zu Pa-
pier gebracht, in denen sie ihre Projekte bündeln. Dax-Konzerne
wie Siemens und Vertreter der Wohnungswirtschaft beteiligen
sich an Pilotprojekten für das digitale Zeitalter: Deutschland als
Hochtechnologieland sei bei der Entwicklung vornmit dabei, bi-
lanziert der Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Busi-
ness School in Bochum, Dr. Günter Vornholz. „Viele Techniker
forschen außerdem erfolgreich an Lösungen, ohne sie gleich mit
dem Attribut ,smart‘ zu versehen.“ Eine „Smart City“-Strategie
auf nationaler Ebene indes fehlt.
Die meisten Feldversuche spielen sich in Verkehr, Energie
und Datenmanagement ab. Berlin ist dabei nicht nur ein bevor-
zugtes Feld für E-Mobilität und flexible Carsharing-Modelle, es
hat mit dem EU-Verbundprojekt „Bentobox“ auch ausprobiert,
wie die logistische Infrastruktur auf das veränderte Konsum- und
Alltagsverhalten in der Stadt reagieren kann. Die Boxen waren
als flexible Module an einem zentralen Standort für alle Liefer-
unternehmen zugänglich. Sie dienten als Abholstation und Um-
schlagplatz – Lieferwagen schlossen die Pakete dort ein, Fahr-
»
Foto: HAKKI ARSLAN/shutterstock
SUMMARY
»
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat ein eigenes Cluster gegründet, mit dem Teilziel, eine
„Smart City Charta für Deutschland“
zu entwerfen.
»
Die meisten Feldversuche
spielen sich bisher in Verkehr, Energie und Datenmanage-
ment ab.
»
Wohnungsunternehmen rechnen vor allem wegen des demografischen Wandels mit entsprechend
steigender Nachfrage
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...76
Powered by FlippingBook