Immobilienwirtschaft 3/2016 - page 8

8 SZENE
Markt & Politik
Frank Peter Unterreiner
Keine Bange – auch wenn die Renditen weiter fallen und die
Märkte schwieriger werden. Dies war eine der zentralen Aussa-
gen beim Immobilienkongress Quo Vadis (dazu S. 27). Redner
forderten ein Umdenken bezüglich tradierter Renditevorstel-
lungen und schworen die Branche auf neue Ziele ein. Frei nach
dem Motto: Die Drei (Prozent Rendite) ist die neue Fünf.
Keine Überhitzung, aber weiter steigende Preise sieht etwa Kurt
Zech von der Zech Group. Er glaubt an japanische Verhältnisse,
wo seit 15 Jahren ein Niedrigpreisniveau herrscht. Commerz-
Real-Vorstandsvorsitzender Andreas Muschter meinte gar, auf
Festgeld würde es bis dahin vielleicht einen Strafzins von 100
Basispunkten geben.
Die Immobilienwirtschaft, noch auf Wolke sieben, müsse sich
auf Wertkorrekturen einstellen, mahnte Andreas Schulten, Vor-
stand von Bulwien-Gesa. Den Total Return auf dem deutschen
Immobilienmarkt sieht er bis 2019 auf unter sechs Prozent
fallen. Zum Vergleich: Nach Lehman sank die Kennziffer nur
um etwa drei Prozentpunkte.
Redet sich die Branche – mal wieder – die Welt schön? Gut
möglich. Sehr wahrscheinlich sogar. Jetzt im Boom kann (fast)
jeder wachsen und Geld verdienen. „Wir werden mehr Insol-
venzen sehen“, prophezeite Hans Volkert Volckens, Geschäfts-
führer von Immobilis Trust.
Es muss keine allgemeine Immobilienkrise kommen, viele
Rahmenbedingungen sind heute positiver als 2007/2008. Aber
Veränderungen werden dazu führen, dass sich die Spreu vom
Weizen trennt. Im Grunde ist das ein normaler Professiona-
lisierungsprozess – aber den betroffenen Unternehmen und
ihren Anlegern wird das wenig helfen. Ihr Geld ist futsch!
KOLUMNE
Das Pfeifen im
dunklen Walde
FRÜHJAHRS-GUTACHTEN DES ZIA
„Land mit hohen Wohnungsüberschüssen“ – Flüchtlinge kein Problem
Grafik: Immobilienwirtschaft; Quelle: F+B, Statistisches Bundesamt, IW Köln
Selbstnutzer gegenüber
Mietern im Vorteil
Der Kauf von Wohneigentum ist in allen Kreisen vor-
teilhafter als das Wohnen zur Miete. Die Abweichungen
betragen teilweise mehr als 50 Prozent. In weiten
Teilen Deutschlands beträgt der Vorteil der Selbstnutzer
mehr als 30 Prozent. Auffällig ist, dass auch in vielen
Großstädten die Selbstnutzer deutlich im Vorteil sind.
Eigentumswohnungen seien in vielen
Städten viel zu teuer, so das Immobilien-
Frühjahrsgutachten des Zentralen Immo-
bilienausschusses ZIA. Von einer Blase
könne allerdings nicht gesprochen wer-
den, so empirica-Vorstand Prof. Simons.
Er prangerte den Aktionismus vieler Ge-
meinden an, wenn es um den Bau von
Sozialwohnungen wegen der Flüchtlinge
gehe. Deutschland sei ein Land mit hohen
Wohnungsüberschüssen. Ein Sorgenkind
der Branche sei der Einzelhandel, so Ma-
nuel Jahn (GfK). Weder dieser noch der
Onlineeinzelhandel wachsen trotz des gu-
ten Jahres für den Konsum.
Mehr Informationen unter
haufe.de/immobilien
Vorteil Selbstnutzerkosten
gegenüber Miete
Wohneigen-
tumsquote
37,7%
Essen
25,7%
36,9%
Dortmund
26,4%
36,7%
Berlin
14,8%
34,9%
Frankfurt/M.
19,2%
34,9%
Hamburg
23,2%
34,8%
Bremen
38,4%
33,2%
Köln
26,0%
31,6%
Düsseldorf
22,7%
26,9%
Stuttgart
30,4%
21,8%
München
23,8%
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