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Investment & Entwicklung
i
Wohnungsmarkt
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mipim
Die Hauptverwaltung der
Deutschen Annington: Das Un-
ternehmen will durch die Fusion
mit der Gagfah in zwei Jahren
84 Millionen Euro einsparen.
der „Bremische“ wurden zum Beispiel
etwa 60 Prozent des früheren Personals
nicht übernommen, so ein Ex-Beschäf-
tigter. „Die entscheidende Frage wird sein,
wie nachhaltig ein renditefokussiertes
Privatunternehmen investieren will, oder
konkret, wie viel der Mietrückflüsse zu
welchem Zeitraum in Gebäude oder In-
standhaltung fließt“, so André Zey, Leiter
Akquise bei der städtischen Bremer Woh-
nungsbaugesellschaft Gewoba.
Der mit rund 42.000 Wohnungen
größte Vermieter im Land Bremen er-
wirbt Wohnungspakete im Bestand ab
zehn Einheiten. Vorgaben sind laut Zey bis
viergeschossigeWohnbauten, stabileMie-
terstrukturen. Handwerker als beauftrag-
te Vertragsfirmen vor Ort sorgten für ein
entspanntes Mieterverhältnis. Allerdings
sei ein relevantes regionales Angebot mo-
mentan kaum mehr vorhanden.
Es gibt auch Rekommunalisierungen
Von der aktuellen FusionAnnington/Gag-
fah versprechen sich die beidenUnterneh-
men innerhalb von zwei Jahren Größen-
und Finanzierungsvorteile von rund 84
Millionen Euro, bestätigt Schmitz-Waters.
Die Zinsen auf die milliardenschweren
Schulden der Wohnungsgesellschaften
sollen deutlich sinken, weil dem neuen
Unternehmen ein besseres Rating winke.
Bei den zahlreichen opportunistisch be-
triebenen Käufen führt der Weg manch-
mal auch zur Rekommunalisierung. Die
Howoge Wohnungsbaugesellschaft des
Landes Berlin hat seit 2012 nach An-
gaben ihrer Geschäftsführerin Stefanie
Frensch MRICS rund 6.000 Wohnungen
zugekauft. Darüber hinaus fließe ein Teil
des Cashflows in Neubauprogramme
und mietfreundliche Services insbeson-
dere in Ostberlin. Bis Juni sollen 600 bis
800 neue Wohnungen unter anderem in
Alt-Hohenschönhausen nahe Prenzlauer
Berg amMarkt platziert werden, insgesamt
seien über 2.000 für denOstteil in Planung.
Der jüngste Deal im Bestand ist die
Übernahme von 2.600 Wohnungen der
Howoge von der TAG-Gruppe. „Mit dem
aktuellen Zukauf konnten wir einen be-
achtlichen Wohnungsbestand rekommu-
nalisieren und setzen die Anforderungen
unseres Gesellschafters um, weiteren be-
zahlbarenWohnrauminBerlin zu sichern“,
so Stefanie Frensch. Die ehemaligen Pri-
vatwohnungen, durchschnittlich 65 Qua-
dratmeter groß und unterhalb des Berli-
ner Mietenspiegels, sollen den Rahmen-
bedingungen des „Bündnisses für soziale
Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten“
unterliegen. Jede dritte Neuvermietung
erfolgt danach an Mietinteressenten mit
Wohnberechtigungsschein.
„Die in den 1980er Jahren errichteten
Bestände industrieller Bauweise sind in
gutem baulichen Zustand, der Leerstand
ist gering und das nächste Howoge-Kun-
denzentrum nur 1,5 Kilometer entfernt“,
erklärt Frensch weitere Motive für den
Kauf. Zudem sei es erklärtes Ziel, bis 2018
das eigene Wohnungsportfolio durch Zu-
kauf und Neubau auf 60.000 Wohnein-
heiten zu erweitern. Wie bei allen Howo-
ge-Vorhaben stehe an oberster Stelle die
Schaffung bezahlbaren Wohnraums für
alle Bevölkerungsschichten.
Viel Kapital sucht weiter nach den
raren geeigneten Kaufchancen, und zwar
gerne in Deutschland. Denn auch wenn
Mieter in den Metropolen Hamburg,
Frankfurt oder München es ungern hö-
ren werden, sind Mietpreise im europä-
ischen Vergleich noch als günstig einge-
stuft. Gute Aussichten also für Anleger.
Für 2015 rechnen die EY-Prognosen wie
schon im Vorjahr mit Verkäufen imWert
von über 52 Milliarden Euro. Allein 2014
hatten Wohnimmobilientransaktionen
einen Anteil daran von rund 12,8 Milli-
arden Euro. Gefragt seien bei den Unter-
nehmen Großbestände, und hier häufig
typische Siedlungsbauten der 1950er und
-60er Jahre.
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Hans-Jörg Werth, Scheeßel
Foto: Deutsche Annington