Die Wohnungswirtschaft 4/2019 - page 17

Nachbarschaftsvereine gibt es inzwischen in vielen Städten. In Bremen betreibt z. B. der
Verein Bispi, eine Initiative von Bremer Bürgern, seit 2008 einen Nachbarschaftstreff mit
regelmäßigem Musikfrühstück, Orient-Café, Handarbeitstreff und Kulturangeboten. Bispi
wird von der Hansestadt gefördert. Der seit drei Jahren bestehende Verein Nachbarschaft
Paderborn Ost betreibt dagegen keinen Treff und seine rund 80 Mitglieder arbeiten auf
rein ehrenamtlicher Basis. Der Verein organisiert Flohmärkte im Viertel oder lädt zum
Stadtteilfrühstück in den Räumen des örtlichen Altenzentrums. Wieder ein anderes Modell
verfolgt der Verein Soziale Stadt Potsdam: Mit seinen drei Nachbarschaftstreffs ist er Teil
des Unternehmensverbunds ProPotsdam, unter dessen Dach die Landeshauptstadt ihre
Immobilien-Aktivitäten gebündelt hat. Doch egal mit welcher Struktur: Nachbarschafts-
vereine dienen immer dem sozialen Zusammenhalt und damit dem Frieden im Viertel.
NACHBARSCHAFTSVEREINE
am Ackermannbogen mit knapp 50 Wohnungen
und diversen Einrichtungen vertreten ist, ähnlich:
Von der Nachbarschaftsbörse, die ihre Räume bei
der Gewofag angemietet habe, profitiere das ge-
samte Quartier, sagt Michael Dengler, Sprecher
der Geschäftsführung: „Als Betreiber eigener
Nachbarschaftstreffs arbeiten wir auch im Rah-
men der quartiersbezogenen Bewohnerarbeit eng
mit dem Verein zusammen.“
Professionelle Struktur
Mittlerweile gibt es 36 von der Stadt geförderte
Nachbarschaftstreffs. Sie sind nicht nur amAcker-
mannbogen Erfolgsmodelle – wie eine Studie der
Hochschule München hervorhebt. In Quartieren
mit einem Treff als zentraler Anlaufstelle fühlten
sich die Bewohner besser informiert über das, was
in der Nachbarschaft los sei, heißt es darin. Wer
seine Nachbarschaft kenne, handle solidarischer:
„Menschen helfen und unterstützen sich, setzen
sich füreinander ein, werden gebraucht und ge-
schätzt. Dies stärkt Selbstwertgefühl und Zusam-
menhalt.“EineweitereErkenntnis:Ehrenamtliches
Engagement ist wichtig für funktionierende Nach-
barschaften, kann sich aber nur in professionellen
Strukturen optimal entwickeln.
Eine Erkenntnis, der sich die Stadt lange verwei-
gerte. Ursprünglichwar geplant, die zunächst von
Profis geleiteten Nachbarschaftstreffs nach drei
Jahren auf rein ehrenamtlicher Basis weiterlau-
fen zu lassen. Erst 2015 beschloss der Stadtrat,
pro Treff eine dauerhafte, von der Stadt bezahlte
Teilzeitstelle zu schaffen. Das bescherte auch der
Arbeit des Ackermannbogen-Vereins, der aktuell
sieben Angestellte beschäftigt, einen sicheren
Rahmen für die Zukunft. Die Basis nachhaltiger
Quartiersentwicklung sei ein Dreiklang aus guter
Architektur, hoher Freiraumqualität und funk-
tionierender sozialer Strukturen, sagt Heidrun
Eberle. Man könne es auch Heimat nennen.
Der 1.000m
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große Gemeinschaftsgarten, Stadtacker genannt, liegt mitten im Wohngebiet, ganz in der
Nähe des zentral Stadtplatzes. Einzelparzellen gibt es nicht; jeder kann mitmachen
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